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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hasenfelle - Hasenscharte
Allgemeinen Deutschen Arbeitervereins und 1875
bei der Vereinigung der beiden socialdemokratischen
Richtungen Vorsitzender der neugebildeten sociali-
stischen Arbeiterpartei Deutschlands. Zugleich über-
nahm er die Leitung des "Hamburg-Altonaer Volks-
blattes" und redigierte 1876 - 78 gemeinsam mit
Liebknecht das socialdemokratische Centralorgan
"Vorwärts". Nach dem Verbot des "Vorwärts"
wurde H. Vorstandsmitglied der Genossenschafts-
buchdruckerei in Leipzig; von dort 1881 auf Grund
des Socialistengesetzes ausgewiesen, lebte er als
Schriftsteller erst in Würzen, dann in Halle und
Dessau. Im Reichstage vertrat H. 1809-70 Duis-
burg, seit 1874 Altona, Berlin und Vreslau. 1888
muhte er wegen Geisteskrankheit sein Mandat nie-
derlegen und starb 3. Juli 1889 in Schöneberg.
Hasenfelle, Hasenbälge, die behaarten Felle
des gemeinen Hasen (I^6M8 timiäug), der fast über
die gauze Erde verbreitet ist, bilden einen bedeuten-
den Handelsartikel, hauptsächlich der Haare wegeu,
die in der Hutmach erei zu feiuen Filz hüten verwen-
det werden, außerdem aber auch wie die Haare des
Kaninchens, ungemifcht oder gemifcht mit Baum-
wolle oder Flockfeide, zur Herstellung eines schönen
Garns dienen, das man zu sammetartigen Damen-
stoffeu verwebt. Das enthaarte Fell verfällt der
Leimsiederei. Die Felle der weißen sibir. Hasen,
die ein für Hutmacherzwecke wenig geeignetes Haar
haben, werden meist schwarz gefärbt und zu Pelz-
werk (Muffen, Kragen, Besätzen, Futter) verwendet.
Man unterscheidet Sommer- und Winterfelle; von
den letztern sind die aus den Monaten Dezember
und Januar die besten. Diese heißen ganze Felle;
halbe Felle (zwei gleich ein ganzes) sind die Felle
aus dem Herbst und den letzten Wintermonaten;
Sommer (vier gleich ein ganzes) die aus August
und September und die sehr zerschossenen. Am
bestell sind im allgemeinen die Felle aus den nordi-
schen Ländern, besonders Rußland; zunächst sog.
Moskauer, dann Ukrainer und Krimmer; daran
schließen sich die sächsischen, Thüringer, schlesischen
u. s. w.; sehr geschätzt sind auch die levantinischen,
besonders aus Smyrna, die türkischen und die rumä-
nischen. In den Handel kommen die H. in Ballen
von 500 Stück; der Preis beträgt etwa 70 M. (Som-
merfelle) bis 260 M. für den Ballen. Die zu Pelz-
werk bestimmten werden in Tafeln zusammengenäht,
die Rückenstücke gewöhnlich zu je 24, die ^eitenstücke
zu je 48 Stück. Das geschnittene Haar der zu Hut-
macherzwecken bestimmten H. wird in Nücken-,Seiten-
und Bauchhaar sortiert, von welchen das Nückenhaar
als das wertvollste gilt. Die Einfuhr Deutschlands
1892 betrug an Hasen- und Kaninchenfellen über
13500 Doppelcentner im Werte von 3,i4 Mill. M.
Die Messe von Nishnij-Nowgorod wird mit Mengen
von 250 000 Stück jährlich beschickt.
Hasenfuß, Humanist, s. Dasypodius.
Hasenhacke, bei Pferden eine gcschwulstartige
Erhöhung an der hintern Fläche des Sprunggelenks.
Im Anfange der H. kann Lahmheit bestehen. Ve-
handluug: Rübe und scharfe Einreibung.
Hasenhnnd, s. Harrier.
Hasenkänguru (NH"-0^u816p0i-oiä68 <3o?i?ck),
eine Art Känguru (s. d.) von 60 cm Körper- und
35 cm Schwanzlänge, von der Färbung des gemei-
nen Hasen. Bewohnt Südaustralien.
Hasenklapper, ein tleincs Holzinstrument, das
die Treiber zum Aufscheuchen des Wildes schütteln.
Hasenklee, gemcinerSauerklee, s. Oxali8.
Hasenklein, das Kochwildbret von Hasen (Herz,
Leber, Lunge, Kopf, Hals, Blätter, Rippen, Flanken).
Hasenkohl, f. Oxalis.
Hasenkopf, Pflanzenart, s. Esparsette.
Hasenlippe, s. Hasenscharte.
Hasenmatt, die, der höchste Gipfel der Weißen-
steinkette im Schweizer Jura, im Kanton Solothurn,
auf der Wasserscheide zwischen Aare und Birs 1447m
hoch, besteht aus Kalksteinen der mittlern und untern
Juraformation und gewährt eine weite Aussicht
über Jura, Vogesen, Schwarzwald, schweiz. Hoch-
ebene und die Alpen. Die H. wird von Solothurn
aus (7,5 Km) in 4 Stunden erstiegen.
Hasenmaus oder Berg-Viscacha, s. Chin-
Hasenmund, s. Hasenscharte. schilla.
Hasenpflug,Karl,Architekturmaler,geb.23.Sept.
1802 zu Berlin, kam in das Atelier von Gropius,
wo er durch die Dekorationsmalerei für das Theater
zur Architckturmalerei geleitet wurde. H. malte die
Dome von Halberstadt, wo er sich 1830 dauernd
niederließ, Magdeburg, Erfurt, Bamberg und viele
andere. Den Kölner Dom malte H. von außen uud
innen in zwei fast 3 m breiten Bildern. Die Ber-
liner Nationalgalerie besitzt von ihm vier Ansich-
ten von und aus den Domen zu Halberstadt und
Erfurt (1826-36), die Galerie zu Schwerin einen
mittelalterlichen Burghof (1852). Gern stellte H.
seine Architekturen in der Beleuchtung der unter-
gehenden Sonne und namentlich im Rahmen der
winterlichen Landschaft dar. H. starb 13. April
1858 in Halberstadt.
Hasenpfötchen oder Ackerklee, s. Klee.
Hasenpot, Hasenpoth, lettisch Dispute, Stadt
im Kreis Grobin des russ. Gouvernements Kurland,
146 km westlich von Mitau, malerisch im Thale
des Tcbber gelegen, hat (1890) 3824 E. (davon
1500 Israeliten), Post und Telegraph, 1 russ.,
1 evang. Kirche, 1 kath. Kapelle, 1 Synagoge,
Ruinen eines 1249 erbauten Schlosses, Vuch-
druckerei, 2 Buchhandlungen, 8 Bernsteinwerkstätten
u. a. H. wurde 1378 gegründet und ist eigentlich
Vorort eines besondern Kreises H., der aber in
polizeilicher und gerichtlicher Beziehung mit dem
Kreise Grobin (auch Grobin-Hasenpot) verbunden ist.
Hasenquäcke, Instrument zum Nachahmen des
Hasenl'lagcns, um den Rammler (männlichen Hasen)
und den Fuchs anzulocken.
Hasenrein nennt man den Hühnerhund, der die
Hasen stellt, aber ihnen beim Herausfahren nicht
(ohne besondere Aufforderung) nachgeht.
Hasenscharte, Hasenlippe, Hasenmund
(Indium Icpm'wum), eine häufig vorkommende
angeborene Mißbildung (Hemmungsbildung), bei
welcher eine Lippe, meist die Oberlippe, in der
Gegend des Eckzahns auf einer Seite (einfache H.)
oder auch auf beiden Seiten (doppelteH.) mehr
oder minder weit gespalten ist. Erstreckt sich die
Spaltung bis auf das Dach der Mundhöhle, so
nennt man die Mißbildung Wolfsrachen (pl^k-
tnm ^88nm); die Spaltung kann aber selbst den wei-
chen Gaumen und das Gaumensegel betreffen. Mit
H. behaftete Kinder sind am Saugen behindert, die
mit Wolfsrachen behafteten auch am Schlucken.
Bleiben solche Kinder trotz der beschwerlichen Er-
nährung am Leben, so erlangen sie, abgesehen von
der erheblichen Entstellung des Gesichts, nur unter
großen Schwierigkeiten eine deutliche Aussprache,
ilber die Ursachen dieser Mißbildung ist nichts
Sicheres bekannt; bisweilen finden sich mehrere