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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Hassenstein - Häßlich
Casscl. Noch an demselben Tage ward das März-
Ministerium entlassen und er an die Spitze der
neuen Verwaltung gestellt. Sofort begann der alte
Kampf mit den Ständen, die wiederholt aufgelöst
wurden, während man im tiefsten Frieden über das
Land den Kriegszustand verhängte, der jedoch an
dem Widerstände der Beamten und des Heers
scheiterte. Darauf folgte die Entfernung des Kur-
fürsten und seines Ministers nach Wilhelmsbad,
die Anrufung des restaurierten Bundestags zur
Einschreitung, das Einrücken österr. und bayr. Trup-
pen ins Land, der Umsturz der Verfassimg und
Oktroyierung der Verfassung vom 13. April 1852
unter Mitwirkung des Bundestags. Doch gelang
es H. trotz aller Bemühung nicht, diese Verfassung
.zur Durchführung zu bringen; er sah sich deshalb
gmötigt, 16. Okt. 1855 seine Entlassung zu nehmen.
(^. Hessen-Cassel.) H. zog sich hierauf nach Mar-
burg zurück, wo er 10. Okt. 1862 starb.
Sein Sohn, Karl H., geb. 5. Jan. 1824 zu
Cassel, gest. daselbst 19. Febr. 1890, hat sich als
Bildhauer einen Namen gemacht.
Hafsenftein, Bruno, Kartograph, geb. 23. Nov.
1839 zu Ruhla, wurde 1854'Petermanns erster
Schüler und bearbeitete 1861 - 63 die 10-Vlatt-
karte von Innerafrika nebst M^moire(Ergänzungs-
hefte zu "Petermanns Mitteilungen", Nr. 6,7,8,10,
11) sowie die meisten Karten der Jahrgänge 1857-
67. Von 1866 bis 1868 in Berlin lebend, bearbeitete
H. nach neuer Methode Fays Schulatlas "(^reat out-
liiio ok F60ßra1ip^", ferner das wichtige Material
der Expedition von der Deckens, kehrte 1869 nach
Gotha zurück und übernahm mit Menke die Be-
arbeitung der neuen (3.) Auflage von Spruners
"Handatlas für die Gefchichte des Mittelalters und
der neuern Zeit" (Gotha 1871-79) und lieferte dazu
über 30 neugezeichnete Blätter. Dann folgte der
Atlas von Japan (8 Bl. 1 :1000000) und die
Bearbeitung der kartogr. Aufnahmen von W. Jun-
ker, Emin Pascha, L. Wolf, Hans Meyer u. a. für
"Petermanns Mitteilungen", die seit 1878 uuter
H.s Redaktion erschienen. H. wurde 1887 von der
Universität zu Göttingen zum Dr. Iionorig (nn83. er-
nannt und erhielt 1891 die Karl Ritter-Medaille.
Hafserodeoder Hasserode-Friedrichsthal,
Dorf im Kreis Wernigerode des preuß. Reg.-Bez.
Magdeburg, unmittelbar mit Wernigerode zusam-
menhängend, langgestreckt im Thal der Holzemme,
Sitz einer fürstl. stolbergschen Oberförsterei, hat
(1890) 2904 meist evang. E., Postagentur, Telegraph,
zahlreiche Landhäuser und Hotels für Sommergäste,
eine Erziehungsanstalt für schwachsinnige Mädchen;
Papierfabrik mit Holzschleiferei, Filzfabrik, Brauerei,
Sägewerke und bedeutende Granitbrüche. Oberhalb
die Steinerne Renne (s. Holzemme).
Haßfurt. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez.
Unterfranken (427,21 ykm), hat (1890) 27 252
(13199 männl., 14053 weibl.) E., 67 Gemeinden
mit 124 Ortschaften, daruuter 3 Städte. - 2) Be-
zirksstadt im Bezirksamt H., 19 km östlich von
Schweinfurt, rechts am Main, über den hier eine
eiserne Brücke führt, an der Linie Vambcrg-Schwein-
furt-Würzburg und der Nebenlinie H.-Hofheim
(15,5 Km) der Bayr. Staatsbahnen, mit Mauern
und stattlichen Thortürmen umgeben, ist Sitz des
Bezirksamtes, eines Amtsgerichts (Landgericht
Schweinsurt) und ciuer Auffchlagcinnehmerei und
hat (1890) 2570 E., darunter 218 Evangelische und
34Israeliten, Postexpedition, Telegraph, eine merk-
würdige, 1392 erbaute, nach Hcidelosss Plänen
restaurierte Marien- oder Ritterkapelle, Lateinschule,
gewerbliche Fortbildungsschule, Kindcrbewahran-
stalt, zwei Spitäler; Fabrikation von landwirt-
schaftlichen Maschinen, künstlichem Dünger, Leim,
Cigarren und Malz, Brauerei, Holzhandel, Vieh-
zucht, Acker-, Obst-, Zuckerrüben- und Weinbau.
In der Nähe ein Wildbad mit Eisenquelle, schönem
Park und Traubenkur.
lla.8312., lat. Name für Hessen.
2?"Fs)c., bei naturwissenschaftlichen Namen Ab-
kürzung für Iustus Karl Haßkarl (s. d.).
Haßkarl, Iustus Karl, Reisender und Naturfor-
scher, geb. 6. Dez. 1811 zu Cassel, trat 1827 in den
botan. Garten zu Poppelsdorf als Lehrling ein,
hatte 1832-34 die Aufsicht über den botan. Garten
in Bonn und widmete sich dann naturhistor. Stu-
dien daselbst. Im Okt. 1836 reiste er nach Java,
wo er eine Stellung am botan. Garten zu Buiten-
zorg erhielt. Er kehrte 1843 nach Europa zurück
uud ward nach einem zweiten Aufenthalt in Java
(1845-46) Sekretär der Handelskammer zu Düssel-
dorf, bis er 1852 von der Holland. Negierung den
Auftrag erhielt, den Chinarindenbaum von Peru
nach Java überzusiedeln, was ihm auch gelang.
Er kehrte nach Europa zurück und ließ sich in Cleve
nieder. H. veröffentlichte: "OataloFuZ Mnwrimi in
Iiorw LoAorieiiLi cultarum alter" (Batavia 1844),
"I'Ig.iitae MV3.nic9.6 rai-iorsL" (Berl. 1847), "^i1ic68
^3.vI.nic3.6" (Leid. 1856), "Het^ia., 8. ol^srvationeä
dotHnicas ä6 Z)1anti8 Iiorti dotanioi VoForieu^"
(ebd. 1856), "Ooiiiin6liiiac6H6 indioas" (Wien 1870).
Haßler, Hans Leo, Komponist, geb. 1564 in
Nürnberg, wurde seit 1584 von Andrea Gabrieli in
Venedig gebildet, lebte später in Deutschland, be-
sonders am Hofe Kaiser Rudolfs II. in Prag, wo
er geadelt wurde, und starb 5. Juni 1612 auf einer
Neise in Frankfurt a. M. Er war gleich bedeutend
in weltlichen und geistlichen Kompositionen, gleich
stark in einfach schönen Melodien wie in kunstvoll
mehrstimmigen Tonsätzen und neben I. Eccard der
größte deutsche Komponist seiner Zeit. Von seinen
erstannlich zahlreichen und überall verbreiteten
Werken liegt nur ein sehr kleiner Teil in neuen
Partiturausgaben vor. Unsere Sammler haben sich
bisher vorwiegend darauf beschränkt, kurze Stücke
H.s zu bringen. Nur Proste macht mit einigen
Messen eine Ausnahme. 1894 ist im 2. Bande der
neugegründeten "Denkmäler Deutscher Tonkunst"
eine Ausgabe von H.s Madrigalen zu erwarten.
Populär ist H. gegenwärtig noch durch die Melodie
eiues schönen Madrigals "Mein G'müth ist mir
verwirret", welches in den Choral "Befiehl du deine
Wege" verwandelt wurde.
Häßlich. Das Häßliche wird bald als bloßer
Mangel an Schönheit, bald als inhaltlicher Gegen-
satz, bald als notwendiges Element des Schönen
definiert. Im letzten Sinn kann man sich des Schö-
nen als solchen erst an seinem Gegensatz bewußt
werden, und es muß das Häßliche zum Schönen
hinzutreten, um es zu individualisieren und zu einem
Charakteristisch-Schönen zumachen (Schasler, Hart-
mann). Sobald geistiges Leben in das Häßliche
hineinleuchtet, kann selbst der Verbrecher aus der
Häßlichkeit sich erheben und ästhetisch schön werden.
König Richard III. von England ist einer dcr fürch-
terlichsten Verbrecher und als solcher häßlich; Shake-
speare hat ihn aber zu einem großartig tragischen
Charakter gemacht, indem die Energie des Willens,