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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kaffee

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Kaffee'

Bohnen, richtiger Rundbohnen genannt), die weniger der besondern Güte als vielmehr einer Modethorheit halber einen höhern Preis erzielen. Der K., in solch rationeller Weise behandelt, hat eine dunkelgrünliche oder bläuliche Farbe; die gelbe oder braune Farbe ist künstlich mittels des Einflusses der Sonne, oft auch direkt durch künstliche Färbung erzeugt. Wenn auch die westind. oder nasse Methode gegenwärtig vorwiegend geübt wird, so machen es die großen Fortschritte, die man in der Neuzeit in der Konstruktion von Apparaten für die alte oder Trockenmethode erzielt hat, wahrscheinlich, daß man sich in Zukunft mehr und mehr der letztem, schon der Zeitersparnis halber, zuwenden wird. - Es giebt für den K. keine Normalverpackung; aber gewöhnlich geschieht sie in Säcken von 120 Pfd.

Die sachgemäße Unterscheidung der einzelnen Kaffeesorten erfordert langjährige, nur durch die Praxis zu erlangende Übung, zumal oft von einem und demselben Produktionslande die verschiedensten Sorten nach Form, Größe und Aussehen geliefert werden. Als beste Sorte gilt heute noch allgemein der in den arab. Distrikten Aden und Mokka wachsende Mokkakaffee. Die Produktion desselben ist eine geringe, sodaß diese Sorte für den Welthandel jede Bedeutung verloren hat; 1890 wurden aus Aden, dem einzigen Exporthafen für Mokka, 51200 Doppelcentner im Werte von 12½ Mill. M. ausgeführt, davon ging die Hälfte nach Ägypten, der Rest nach London, Marseille, Triest und Neuyork. Geschätzte Sorten sind ferner der Java- und Celebes- (Menado-) Kaffee. Ersterer wird nicht nur in Java, sondern auch in Sumatra und andern Inseln des Malaiischen Archipels erzeugt. Auf Java ist die Kaffeeproduktion großenteils Monopol der holländ. Regierung. Die Bohnen dieser Sorte sind gelblich-braun und werden an Größe nur vom liberischen K. übertroffen. Als beste Qualität galt der "Alte Gouvernements-Java"; jetzt wird aber dieser Name für allen braunen Javakaffee angewandt. Vom Ceylonkaffee, dessen Ernten im letzten Jahrzehnt durch die Laubkrankheit erheblich gelitten haben, unterscheidet man Plantagen- und Native-Ceylon- kaffee; letzterer, weil von den Eingeborenen weniger sorgfältig behandelt, steht im Preise niedriger. Hauptausfuhrhafen ist Colombo. Die Farbe der Bohnen wechselt von weiß zu gelb, auch die Größe ist verschieden. Von indischen K. sind Madras-, Maisur- (Mysore-) und Nilgiri-(Neilgherry-)Kaffee hervorzuheben. Hauptausfuhrhäfen sind Madras, Tellicherri und Calicut. Von der Westküste Afrikas kommen aus Liberia jährlich etwa 1 Mill. Pfd. über den Ausfuhrhafen Monrovia, außerdem in größerer Menge aus Benguella und Angola die sog. Cazengo- und Eukongokaffees, Sorten von kleiner hellgelber Bohne, die meist wild wachsen. Auch Madagaskar, Mauritius, Rèunion, Mozambique und Natal führen nur geringe Mengen aus; in Deutsch-Ostafrika sind die Kaffeeplantagen noch jung, scheinen aber eine gute Qualität zu erzeugen. Ganz Ostafrika stellt jährlich zum Welthandel etwa 2,5 Mill. Pfd. Die Produktion ist in schnellem Wachsen begriffen und Afrika wird wohl einst die bedeutendste Bezugsquelle für K. werden. Auf den westindischen Inseln ist die Produktion, trotzdem das Produkt zum Teil hohe Preise erzielt, gegen früher erheblich zurückgegangen, weil man sich immer mehr der Zuckerkultur zuwendet. Geschätzteste Sorte ist der Jamaikakaffee ("Blue mountain) ↔ mit blaugrauen, gleichmäßig großen Bohnen; ihm folgt der Haiti- und Domingokaffee mit mehr weißlichen Bohnen. Auch Portoriko liefert ein geschätztes Produkt; die Bohnen sind grüngrau ("grünlich"). Von den kleinern Inseln daben nur Trinidad uud Dominica größere Produktion auszuweisen. Centralamerikanische Produktionsländer sind Costa-Rica (graugrüne Bohnen), Guatemala (bläulich- oder dunkelgrüne Bohnen), Salvador (grüne Bohnen mit süßlichem Geruch) und Mexiko. In Mexiko unterscheidet man Tiefland- und Hochland- kaffee; die Produktion ist in stetigem Anwachsen begriffen. Die beste Qualität wird an der Westküste, hauptsächlich in Colima erzeugt, ist aber bis jetzt nicht zur Ausfuhr gekommen. Dieser K., als Tepickaffee bekannt, gleicht dem Mokka und wird von den Mexikanern für den besten K. erklärt und teuer bezahlt. Marktbeherrschend der Menge nach sind die brasilianischen K., von denen die verschiedensten Sorten existieren. Rio- und Santoskaffee bilden das Gros. Im Durchschnitt sind die Bodncn klein uud hell- bis dunkelgrün; die K. des Staates Sao Paulo, die über Santos zum Export gelangen, sind milder und feiner im Geschmack als die des Staates Rio; erstere bilden den Hauptkonsum Europas. Die ordinärste, aus zerbrochenen schwarzen und mit Schalen vermischten Bohnen bestehende Sorte ist der Triagekaffee (Brennware). Von den übrigen kaffeeproduzierenden südamerikanischen Republiken sind noch Venezuela und Columbia wichtige Ausfuhrländer. Nach den Ausfuhrhäfen bez. Hauptmärkten unterscheidet man: Maracaibo, La Guaira, Porto Cabello, Angostura, Sabanilla und Bogota. Die Qualität ist meist gut. Die bessern Sorten haben eine bläulichgrüne Färbung, die bei längerm Lagern einen Stich ins Gelbliche bekommt. Die Bohnen sind von gleicher Größe und Form und haben ein eigentümliches, angenehmes Aroma. Am beliebtesten sind der Bogota- und besonders der Cucutakaffee, der dem Javakaffee an Größe und Form ähnelt. Die Inseln des Stillen Oceans liefern nur wenig K. auf den Weltmarkt; nur die Fidschi-, Sandwich-, Samoa-Inseln und Tahiti führen einige 100 Centner jährlich aus.

Die Kaffeeproduktion läßt sich nur schätzen, da es an zuverlässigem statist. Material fehlt. Man berechnet dieselbe durchschnittlich etwa ein Drittel höher als die Kaffeeausfuhr. Letztere hat seit dem ersten Drittel des 19. Jahrh. außerordentlich zu- genommen. Während sie 1832 ungefähr 95 000 t betrug, belief sie sich 1844-55 jährlich auf 330 000, 1805 auf 425 000, 1878 auf 490 000, 1882 über 550 000, 1884-85 auf 687 500, 1888-90 auf etwa 500 000, 1892-93 auf 700 000 t. In den einzelnen Ländern betrug die Produktion (1891-92):

LänderTonnen
Brasilien370 000
Java und übriges Niederländisch-Indien76 000
Venezuela41 000
Guatemala33 000
Haiti32 000
Portoriko28 000
Britisch-Ostindien18 000
Salvador13 000
Columbia11 000
Mexiko10 500
Alle andern Produktionsländer unter10 000

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 17.