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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Knille - Knjas
Knille, Otto, Maler, geb. 10. Sept. 1832 zu
Osnabrück, widmete sich auf der Düsseldorfer Aka-
demie unter Leitung von Sohn, Leutze und Schadow
der Historienmalerei, vollendete aber seine Aus-
bildung im Atelier Coutures in Paris und lebte
dann vier Jahre in München. Dort entstand sein
Tod des Gotenkönigs Totilas (1855) und dann
Die Leiche Cids, welche die Mauren schreckt. Nach
dreijährigem Aufenthalt in Italien nach Berlin
übergesiedelt, sührte er 1865 für die Königin von
Hannover die Wandbilder des Schlosses Marien-
burg bei Hildesheim aus, in denen er thüring.
Sagenkreise verherrlichte. Nach Vollendung einiger
Genrebilder bot sich ihm Gelegenheit, sein eigen-
artiges Talent zu entfalten in dem Aufruf zum
Kampfe, einem der Velarien für die Triumphal-
straße beim Siegeseinzug der Truppen in Berlin
1871, und namentlich in dem farbenreichen Ge-
mälde Tanhäuser und Venus (1873; Berliner Na-
tionalgalerie). In die folgenden Jahre bis 1884
gehört die Ausschmückung des Treppenhauses der
Universitätsbibliothek zu Berlin mit vier großen
Fricsgemälden. K. erhielt für diese Arbeit die große
goldene Medaille. Seine Disputation von Lehrern
der Sorbonne vor Ludwig dem Zeiligen ist in der
Berliner Nationalgalerie. Seit 1874 ist K. Professor
an der Berliner Akademie, hat aber 1884 die Stelle
eines Lehrers in der Antikenklasse gegen die Leitung
eines Meisteratelicrs vertauscht. Er schrieb: "Grübe-
leien eines Malers über seine Kunst" (Berl. 1887).
Knin. 1) Bezirkshauptmannschaft in Dalmatien,
hat 1408,08 hkiu und (1890) 46562 (24974 männl.,
21588 weibl.) serbo-kroat. E., 3 Gemeinden mit
80 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Der-
nis und K. - 2) K., Flecken und Sitz der Bezirks-
hauptmannschaft sowie eines Bezirksgerichts (748,95
hkin, 26136 (5.), im obern Kerkathal, am Fuße
(355 m) des Kastells San Salvador, an der Linie
Spalato-K. (103 km) der Österr. Staatsbahnen, hat
(1890) 1270, als Gemeinde 21077 E., Post, Tele-
graph; Ackerbau und Handel. - K., an dessen
Festungswerken, insbesondere an der Bergfeste,
Türken, welche sich im 17. Jahrh, über 60 Jahre
hier hielten, Venetianer, Franzosen und Österreicher
gebaut haben, hatte in früherer Zeit Bedeutung als
Grenzfeste gegen die Türkei.
Knipfel, s. Klöppel.
Kniphausen, ehemalige freie Herrschaft im Groß-
herzogtum Oldenburg, bildete nebst der edeln Herr-
schaft Varel (s.d.) ein gräslich oldenb. Fideikommiß.
Dasselbe gelangte im 18. Jahrh, an die engl. Linie
des Hauses Ventinck und durch Patent vom 1. Aug.
1854 an den Großherzog von Oldenburg. K. bildet
jetzt einen Bestandteil des oldenb. Amtes Iever und
umsaßt die Gemeinden Eengwarden mit 7, Accum
mit 2 und Fedderwardcn mit 4 Bauerschaften. Die
Burg K. liegt in der Gemeinde Fedderwarden.
Knippcrdollinck, Bernhard, Wiedertäufer, aus
einem angesehenen Geschlecht Münsters und ur-
sprünglich Kaufmann, machte sich schon 1527 bei
einem Aufruhr bemerklich und wurde, einer der eif-
rigsten Gönner der evang. Bewegung und dann der
Wiedertaufe, Febr. 1534 zum Bürgermeister von
Münster gewählt. Als solcher unterstützte er die
revolutionären Pläne des Johann (s.d.) von Leiden,
dem er dann während seines Königtums als Statt-
halter zur Seite stand und mit einer kurzen Unter-
brechung die Treue wahrte. Er wurde gleich diesem
23. Jan. 1536 enthauptet.
Artikel, die man unter K verm
Kniprode, Winrich von, Hochmeister der Deut-
schen Ritter, aus einem jetzt ausgestorbenen Ge-
schlecht, das auf K. bei Monheim unterhalb Köln
saß, wurde 1351 zum Hochmeister gewählt. K. hat
den Orden durch kriegerische Erfolge, diplomat. Ver-
handlungen und kolonisatorische Arbeit im Preußen-
lande wieder zu einer polit. Macht erhoben. Er schlug
die Litauer 17. Febr. 1370 bei Rudau und unter-
stützte den Kampf der Hansa gegen die Dänen, der
im Frieden von Stralsund günstig für erstere endete.
Unter K. schloß sich der Orden eng an die Hansa
an und betrieb selbst einen ausgedehnten Handel,
besonders mit Getreide, der den Reichtum und da-
durch die allgemeine Bildung im Lande bedeutend
förderte. K. starb 24. Juni 1382. Seine Regierung
gilt für die glanzvollste Zeit des Deutschen Ritter-
ordens in Preußen. Md. 3, S. 103d).
Knistergold, soviel wie Knittergold (s. Blech,
Knistersalz, eine eigentümliche Varietät des
Steinsalzes vonWieliczka in Galizien, die in kleinen
Poren Gase (Wasserstoff und Kohlenwasserstoff) ent-
hält; wirft man Stücke des K. in Wasser, so werden
durch die Auflösung die Wände der Hohlräume,
welche die komprimierten Gase einschließen, immer
dünner; die letztern zersprengen sie schließlich unter
Knacken und entweichen als Bläschen an die Wasser-
oberfläche.
Knittelfeld, Stadt in der österr. Bezirkshaupt-
mannschaft Iudenburg in Steiermark, im Mur-
thale, in 644 m Höhe, an der Linie St. Michael-
Villach der Österr. Staatsbahnen, Sitz eines Be-
zirksgerichts (550,4i ylim, 18500 E.), hat (1890)
5785 E., Post, Telegraph, 4 Kirchen, eine Landes-
siechen anst alt, ein Krankenhaus, Vürgerspital; be-
deutende Metallwarenfabrikation und Reparatur-
werkstätte der Osterr. Staatsbahnen.
Knittelverse (Knüttelverse), holprige Verse
von meist vier Hebungen, aber sonst willkürlicher
Messung, gewöhnlich paarweise durch oft rohe, un-
reine Reime gebunden. Die Bezeichnung kam im
17. Jahrh, auf; damals verstand man unter dem
Spottnamen K. die nationalen Reimpaare, in denen
man im 16. Jahrh, gedichtet hatte, Verse von vier
Hebungen, aber mit Silbenzählung (8-9 Silben),
durch starke Wortkürzungen entstellt und ohne den
regelmäßigen Wechsel von Hebung und Senkung,
wie er seit Opitz Mode war. Las man diese Verse,
deren Regeln man nicht verstand, nicht in alter
deutscher Weise, bald mit zwei Senkungen, bald
ohne Senkung zwischen den Hebungen, sondern in
der modernen Abwechselung von Hebung und Sen-
kung, so kamen freilich Versungetüme heraus.
Knittergold, f. Blech (Bd. 3, S. 103d).
Knittlingen, Stadt im Oberamt Heilbronn des
württemb. Neckarkreises, am Saalbach, hat (1890)
2572 evang. E., Post, Telegraph, Realschule; Mund-
harmonikafabrikation, Tabak- und Weinbau.
Knivskjaerodden, die nördlichste Spitze Euro-
pas, liegt unter 71° 12^ nördl. Br. auf der norwcg.
Insel Magerö und ist durch eine kleine Bucht vom
Nordkap (s. d.) getrennt.
Knjas (fälschlich Knäs oder Knees), die russ.
Bezeichnung für Fürst (entstanden aus dem deutschen
Kuning). Bis Peter d. Gr. hat es in Rußland nur
geborene Fürsten gegeben; diese stammten entweder
von Rurik (Nachkommen der verschiedenen Teil-
fürsten) oder von Gedimin (s. d.) ab, oder waren
tatar. Herkunft; später kamen noch hinzu gru-
sinische, armenische und tscherkess. Fürstenhäuser.
ißt, sind unter C aufzusuchen.