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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Kriegszahlmeister - Krim
lehre, Militärgesundheitslehre, Militärgeographie.
Nicht eine Kriegswissenschaft an sich, aber em her-
vorragendes Hilfsmittel zur Ausbildung in der
Kriegskunst ist das Kriegsspiel (s. d.). - Vgl.
Iähns, Geschichte der K., vornehmlich in Deutsch-
land (Abteil. 1-3, Münch. 1890 - 91).
Kriegszahlmeister, der Vorstand der Korps-
Kriegskasse des Armeekorps; außerdem befinden
sich solche bei der General-Militärkasse (s. d.).
Kriegszehnt, s. Decime.
Kriegszucht, soviel wie Mannszucht (s. d.).
Kriegszustand, im völkerrechtlichen Sinne,
gleichbedeutend mit Krieg (s. d.). Im Staatsrecht
bedeutet K. einmal für die Angehörigen des Heers
die Zeit, während deren sie unter den Kriegsgesetzcn
(s. Kriegsrecht) stehen, dann (nach Art. 66 der Deut-
schen Reichsverfassung) dasselbe, was sonst Belage-
rungszustand (s. d.) genannt wird.
Kriehuber, Ios7, Maler und Lithograph, geb.
14. Dez. 1801 zu Wien, genoß schon seit 1814 den
Unterricht an der Akademie daselbst, doch wurde
sein Studium durch eine Reise nach Polen, wo er In-
struktor der Söhne eines Fürsten war (1818-21),
unterbrochen. Hierauf kehrte er nach Wien zurück, wo
die durch das Lithographische Institut eingeführte
neue Technik ihm Gelegenheit gab, sein außer-
ordentliches Talent im Porträtieren zu verwerten.
Die Zahl seiner gezeichneten und lithographierten
Bildnisse beträgt über 7000. Als Miniaturist und
Aquarellmaler schloß er sich Dafsinger an, als Land-
schaftsmaler lieferte er eine Reihe von Ansichten
aus den Alpcngegenden, aus Asterreich und Italien,
die schönsten stellen Partien des Wiener Praters
vor. K. wurde Professor an der Wiener Akademie
und Hofmaler; er starb 30. Mai 1876 in Wien.
Kriemhild, Chriemhild, entstellt aus der äl-
tern deutschen Form HriiuliM (aus ^riiua., Maske,
Helm, und Kilha, Kampf, also: die Kämpferin mit
dem Helme, vielleicht ein alter Walkürenname), heißt
die gewaltigste Frauengestalt der deutschen Helden-
sage, insbesondere des Nibelungenliedes (s.d.). Hier
ist sie die holdselige, kindlich liebliche Schwester des
Burgunderkönigs Günther zu Worms, der sie dem
Siegfried zur Gemahlin giebt. Durch ihren Streit
mit der Schwägerin Brünhild über den Wert ihrer
Männer veranlaßt sie unwissend die Ermordung
ihres Gatten durch Hagen. Als Witwe lebt sie am
Hofe ihres Bruders, bis sie sich mit Etzel (Attila)
vermählt und mit ihm nach Ungarn zieht. Nach lan-
gen Jahren ladet sie ihre Verwandten aus Burgund
an den Hof ihres zweiten Gemahls und richtet, um
den geliebten Siegfried zu rächen, ein furchtbares
Blutbad unter ihnen an. Sie felbst erschlägt mit
Siegfrieds Schwert den Mörder ihres einstigen Gat-
ten. Da findet sie den Tod durch die Hand des zor-
nigen alten Hildebrand, des Waffenmeisters Diet-
richs von Bern. In der nordischen Sage spielt
Gudrun ungefähr die Rolle, die K. in der deutschen
hat, nur mordet dort ihr zweiter Gatte Atli ihre
Brüder aus Habgier, und sie rächt diese am Gemahl,
den sie tötet; Grimild heißt ihre Mutter. Daß die nor-
dische Fassung die ältere ist, geht aus der Geschichte
bervor: Attila starb in den Armen einer gewissen
Ildico (d. i. Hildchen, Koseform für einen mit -hild
zusammengesetzten Frauennamen). - K. ist auch
der Name des 242. Planetoiden.
Kriens, Pfarrdorf im fchweiz. Kanton und Be-
zirk Luzern, 4 km südwestlich von Luzern, mit dem
es seit 1887 durch Straßenbahn verbunden ist, in
dem obstreichen Krienserboden, in 517 in Höhe, am
Nordfuße des Pilatus, hat (l888) 4323 E., darunter
297 Evangelische, Post, Telegraph, Fernsprech-
einrichtung, bedeutende Maschinenwerkstätten mit
Kessel- und Brückenbau, Seidenspinnerei, Teig-
warenfabrikation, Sägewerk und in der Nähe ein
Kupfer-, Hammer- und Walzwerk. Südlich am Ab-
hang des Schattenbergs das gut erhaltene Schloß
Schauenfee (595 m), nördlich der Sonnenberg (780 m,
mit Kurhaus), weiter oben die Luftkurorte Herrgotts-
wald (854 m) und Eigenthal (W30 m).
Kries, falfche Schreibweife für Kris (s. d.).
Kriewen, Stadt im Kreis Kosten des preuß.
Reg.-Bez. Posen, unweit rechts von der Obra, hat
(1890) 1581 E., darunter 113 Evangelische und
76Israeliten, Post, Telegraph, kath. Pfarrkirche
und Volksbank.
Krik, Indianerstamm, soviel wie Creek (s. d.).
Krikotracheotomie, s. Laryngotracheotomie.
Krim, Krym, auch Taurische Halbinsel,
Halbinsel an der Nordküste des Schwaben Meers,
zum russ. Gouvernement Taurien gehörig, ist im
N. durch die 4 km breite Landenge von Perekop
mit dem Festland verbunden, grenzt im O. an das
Asowsche Meer und die Straße von Kcrtsch und
hat 25 727,2 (ikm. Die 1050 km lange Küste ist
sehr gewunden und bildet viele Buchten und gute
Häfen (Kertsch, Feodosia, Balaklawa, Ialta, Sewa-
stopol und Eupatoria). Im O. trennt die Landzunge
von Arabat den Siwasch vom Asowschen Meere. Die
Oberfläche der K. zerfällt in einen nördlichen steppi-
gen und in einen südlichen gebirgigen Teil. Dem
letztern dankt die K. den Ruf eines der schönsten und
malerischsten Länder der Erde. Die reich bewaldeten
Gebirge ziehen sich in mehrern Ketten und anmutigen
Thälern längs der Südküste vom Kap Chersones
bis Feodosia hin, der Hauptrücken ist derIaila (s.d.).
Die Steppen baben einen salzig-lehmigen Boden
mit vielen Salzseen. Die Flüsse sind nicht schiff-
bar (^algir, Alma, Katscha u. a.). Die Richtung
der Gebirgszüge von W. nach O. verursacht einen
großen Unterschied zwischen Klima und Vegetation.
Im Süden ist die Temperatur um 4" 0. höher, die
Flora eine reiche Mittelmeerflora mit Wein, Obst,
Feigen, Mandeln, Granaten, Orangen, Walnuh-
und Maulbeerbäumen. Die Fauna der K. ist die-
jenige der europ. Mittelmecrla'nder, eine europäische,
welche Waldformen eingebüßt bat, aber durch süol.
und besonders südöstl. Steppcnformen vermehrt ist.
An Mineralien hat die K. Porphyr, Marmor, Salz,
in der Umgebung von Kertsch heiße Mineralbäder,
Navhthaquellcn und Schlammvulkane.
über das wirtschaftliche Leben der K. s. Taurien.
Die K., im Altertum O1i6r3on68O8 I^urica, war in
ältester Zeit von Tauriern bewohnt. Im 6. Jahrh,
legten die Griechen die Kolonien Pantikapäum (jetzt
Kertsch) und Theodosta (Feodosia) an. Das spätere
Bosporanische Reich ging ins Oströmische Reich
über. In byzant. Zeit bildeten die Besitzungen der
Griechen an der Südküste das Thema Cherson oder
Gotia (nach den tetraxitischen Goten im Gebirge),
während das innere Steppland im 5. und 6. Jahrh,
von den hunnischen Stämmen der Cuturguri und
Ultziagiri, seit dem 7. Jahrh, von den Chajaren be-
setzt war. Im 13. Jahrh, wurde Taurien von den
Tataren erobert, unter denen die K. bis 1441 zum
Chanat Kiptschak (s. d.) gehörte; zu derselben Zeit
gründeten hier die Genuesen viele Handelsnieder-
lassungen, deren Mittelpunkt Kassa (seit 1266) war.
Artikel, die man unter K vermißt, sind unter C aufzusuchen.
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