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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Lobmeyr - Lobsens

schlecht wieder in eine ältere Linie und eine jüngere Linie, die noch bestehen und, außer der Fürstenwürde, seit 1786 den Titel eines Herzogs von Raudnitz führen.

Das jetzige Oberhaupt der ältern Linie ist der Fürst Moritz von L., geb. 2. Juni 1831. - Sein Oheim Karl, Prinz von L., geb. 24. Nov. 1814, gest. 20. Sept. 1879, war 1861-66 Statthalter von Tirol und Vorarlberg und seit 20. Jan. 1869 lebenslängliches Mitglied des österr. Herrenhauses. - Chef der jüngern Linie ist Fürst Georg Christian von L., geb. 14. Mai 1835, seit 1895 Oberstlandmarschall von Böhmen. Die Familie zeichnete sich bis zur Schlacht am Weißen Berge ebenso durch feurige Verteidigung der alten Verfassung und Freiheit Böhmens wie nachher durch Anhänglichkeit an das Kaiserhaus aus. Historisch merkwürdige Mitglieder derselben sind: Bohuslaw L., aus der Linie Hassenstein, geb. 1462, gest. 1510, einer der gelehrtesten Männer seiner Zeit und um die böhm. Litteratur und Kultur hochverdient. Eine Auswahl seiner Oden, Elegien und Briefe gab Winaricky (Prag 1832) heraus. (Vgl. Cornova, Der große Böhme Bohuslaw L., Prag 1808.) - Wenzel Franz Eusebius, Fürst von L., geb. 30. Jan. 1609, leitender Minister Kaiser Leopolds I. seit 1668, machte sich durch rücksichtslose Freimütigkeit und kühnen Witz viele Feinde am Hofe, von denen er wegen seiner Weigerung, die Holländer gegen Ludwig XIV. zu unterstützen, bei dem Kaiser als ein im franz. Solde stehender Verräter verdächtigt wurde. 1674 nach Raudnitz verwiesen, starb L. 22. April 1677. (Vgl. A. Wolf, Fürst Wenzel L., Wien 1869.) - Georg Christian, Fürst von L-, geb. 10. Aug. 1686, war frühzeitig Generalgouverneur in Siebenbürgen und focht glücklich gegen die Türken. Mit weniger Glück führte er zu Anfang des Österreichischen Erbfolgekrieges in Oberösterreich und Böhmen den Oberbefehl, doch siegte er 1742 bei Braunau und schloß Belleisle in Prag ein. In der Schlacht bei Sorr im zweiten Schlesischen Kriege zeichnete er sich aus. Er erhielt später ein Kommando in Italien und starb 4. Okt. 1755 zu Wien. - August Longin, Fürst von L., geb. 15. März 1797, erwarb sich als Gouverneur des Königreichs Galizien durch seine milde und kluge Verwaltung, besonders zur Zeit der Cholera und des Polnischen Krieges, große Verdienste, wurde jedoch 1832 abgerufen. Hierauf ward er einige Zeit bei der Hofkammer verwendet, dann zum Hofkanzler der polit. Hofstelle ernannt und 1834 Präsident der Hofkammer für das Münz- und Bergwesen. Ihm verdankt auch das neue Münzgebäude in Wien seine Einrichtung. Er starb 17. März 1842 zu Wien.

Lobmeyr, Ludwig, Glasindustrieller, geb. 2. Aug. 1829 zu Wien, übernahm nach dem Tode seines Vaters (1855) das von diesem 1824 daselbst gegründete Glasgeschäft zuerst mit seinem Bruder Joseph, dann nach des letztern Tode (1864) allein. Erst unter Ludwig hat es sich zu einer künstlerischen und auf dem Kunstgebiete leitenden Stellung emporgeschwungen. Seine Bedeutung wurzelt in den Eigentümlichkeiten der böhm. Glaskunstindustrie. Als 1864 das Österreichische Museum gegründet wurde, bemühte sich L., im Sinne desselben die heimische Glasindustrie umzuformen. Er legte den Nachdruck auf das reine, farblose Krystallglas und suchte nach dem Vorbilde des 16. und 17. Jahrh. vor allem dem Tafelgeschirr schöne und elegante Form zu geben und es mit eingeschliffenen oder gravierten Ornamenten zu verzieren. (S.Tafel: Glaskunstindustrie II, Fig. 19-25.) Schon die ersten Arbeiten dieser Art erregten auf der Pariser Ausstellung von 1867 Aufsehen. Seitdem hat sich dieses Genre immer vollkommener entwickelt. In ähnlicher Weise anregend wirkte L. auch auf dem Gebiete des farbigen Krystallglases. 1874 wurde L. Mitglied des Kuratoriums des Österreichischen Museums, 1888 des österr. Herrenhauses. Mit Ilg und Boeheim gab er heraus: "Geschichte der Glasindustrie" (Stuttg. 1874).

Lob-nor oder Lop-nur, Sumpfsee in Ostturkestan in Centralasien, in welchen der Tarim mündet, liegt in 790 m Höhe und hatte im Winter 1884/85 eine Länge von etwa 100 km von SW. nach NO. bei 20 km Breite in der Mitte und 2 m Tiefe. Der mongol. Name L. ist an Ort und Stelle unbekannt. Der See heißt bei den türk. Anwohnern Kara-toschun. Nach frühern, namentlich chines. Karten, suchte man den See viel weiter nördlich.

Lobon de Salazar, Don Francisco, Pseudonym des span. Satirikers Isla (s. d.).

Lobopfer, s. Opfer.

Lobos, eine der Canarischen Inseln, in der Nähe von Fuerteventura (s. d.).

Lobosa., s. Kammerlinge.

Lobos de tierra, s. Islas de Lobos.

Lobositz, Stadt in der österr. Bezirkshauptmannschaft Leitmeritz in Böhmen, am linken Ufer der Elbe und der Mündung des Modelbaches in dieselbe, in 144 m Höhe, am Fuße des Loboschberges (570 m) und an den Linien Prag-Bodenbach und L.-Libochowitz (14 km) der Österr.-Ungar. Staatsbahnen, Sitz eines Bezirksgerichts (184,12 qkm, 19 276 meist deutsche E.), hat (1890) 4269 meist deutsche E., Post, Telegraph, Dampfschiffstation, ein Schloß des Fürsten von Schwarzenberg mit Allodherrschaft (2866 ha), gewerbliche Fortbildungsschule, chem. Versuchsstation und Versuchsbrauerei; bedeutende Fabriken für Zucker, Zuckerwaren und Cichorien, Brauerei, große Ziegel- und Kalkbrennerei. - L. wird schon im 12. Jahrh. erwähnt und wurde 1600 von Rudolf II. zur Stadt erhoben. 1841 begann in L. die Elbschiffahrt, 1847 der Bau der Bahn Prag-Dresden. - Bekannt ist die Stadt durch die Schlacht bei L. 1. Okt. 1756, im Siebenjährigen Kriege. Die Österreicher unter Feldmarschall Browne wollten von Böhmen aus gemäß dem am 28. Sept. vereinbarten Kriegsplan die bei Pirna eingeschlossenen Sachsen befreien; Friedrich d. Gr. rückte ihnen entgegen. Bei L. trafen beide Armeen zusammen; die Österreicher, 31 000 Mann stark, gegen 29 500 Preußen. Nach hartnäckigem Kampfe wurden die Österreicher nach L. zurückgeworfen. Der Verlust der Preußen betrug 3300 Mann, der der Österreicher 2900 Mann. Browne trat hierauf am frühen Morgen des 2. Okt. den Rückzug nach Budin an, drang dann mit einem Teil seiner Armee bis gegen Schandau vor, konnte jedoch die Kapitulation der Sachsen 17. Okt. nicht verhindern. - Vgl. über die Schlacht die Schriften von Granier (Bresl. 1890) und Dopsch (Graz 1892).

Lobrede, s. Panegyricus.

Loebscher Apparat, s. Feuerwehrrauchapparate.

Lobsens, Stadt im Kreis Wirsitz des preuß. Reg.-Bez. Bromberg, an der Lobsonka, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Schneidemühl) und Steueramtes, hat (1895) 2285 (1890: 2251) E., darunter 933 Katholiken und 335 Israeliten, Post, Telegraph, Präparandenanstalt, Sparkasse, Schlachthaus; Molkerei, Brauereien, Sägewerke.