Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

657

Masson - Maßstab

Abschwörungs-, Glaubens-, Beicht- und Betformeln des 8. bis 12. Jahrh." (ebd. 1839), den "Tristan" Gottfrieds von Straßburg (Lpz. 1843), die "Kaiserchronik" (3 Bde., mit großem Quellenmaterial, Quedlinb. 1849-54) u. a. Um das Gotische hat sich M. durch die Ausgaben der got. "Auslegung des Evangeliums Johannis" (Münch. 1834), der er den Namen "Skeireins" gab, der "Got. Urkunden von Neapel und Arezzo" (Wien 1838) und des "Ulfilas" (2 Bde., Stuttg. 1855-56), um das Althochdeutsche durch die Bearbeitung des Index zu Graffs "Althochdeutschem Sprachschatz" (Berl. 1846) verdient gemacht. Kulturhistor. Fragen behandeln: "Geschichte des mittelalterlichen Schachspiels" (Quedlinb. 1839), "Litteratur der Totentänze" (Lpz. 1840), "Die Baseler Totentänze" (Stuttg. 1847) u. s. w. Auch über Turnkunst hat M. geschrieben; er ist der Dichter des Turnerliedes "Turner ziehn froh dahin" sowie des Liedes "Ich hab' mich ergeben".

Masson (spr.-ßóng), Antoine, franz. Kupferstecher, geb. 1636 zu Loury bei Orléans, gest. 30. Mai 1700 zu Paris. Man bewunderte an seinen Werken besonders die kunstvolle Art, wie er jeden Gegenstand seinem Charakter gemäß ausdrückte, so besonders die Haare, die verschiedenen Stoffe der Bekleidung, Waffen, Harnische. Der Kupferstich: Christus mit den Jüngern in Emmaus, nach Tizian, bekannt unter dem Namen "Das Tischtuch" (La nappe), weil der Künstler dieses Detail in seltener Vollkommenheit wiedergegeben hat, ist in der erwähnten Hinsicht ein Meisterstück. Das gedruckte Werk M.s beläuft sich auf 68 Blätter und besteht aus Bildnissen nach Mignard oder eigenen Zeichnungen. Zu den vollkommensten Stücken gehören die von Charrier, Brisacier und dem Grafen Harcourt, von Sammlern wegen der Perle im linken Ohr der "Perlenjunker" (Le cadet à la perle) genannt.

Masson, G. (spr. -ßóng), franz. Verlagsbuchhandlung in Paris, gegründet 1804 von Crochard, ging 1838 über an Victor Masson (geb. 2. Febr. 1807 in Beaune, gest. 3. Mai 1879 in Château de la Chassagne) und 1871 an dessen Sohn, Georges Masson (geb. 2. Sept. 1839, Teilhaber am Geschäft seit 1859 und 1872-74 Präsident des Cercle de la Librairie. Sie hat den Titel "Libraire del'Académie de Médicine" und verbreitet die "Bulletins" und "Memoires" mehrerer mediz. gelehrten Gesellschaften. Der Verlag umfaßt zahlreiche medizinische, naturwissenschaftliche, technolog. Werke sowie Unterrichtsbücher. Wichtigere Unternehmungen sind: Cuvier, "Le règne animal" (10 Bde. Text, 10 Bde. Atlas), "La Paléontologie française", anatom. Atlanten, "Dictionnaire encyclopédique des sciences médicales", hg. von Dechambre (100 Bde., 1864-89), "Dictionnaire des arts et manufactures et de l'agriculture", bg. von Laboulaye (7. Aufl., 5 Bde., 1889), "Encyclopédie scientifique des aides-mémoires", hg. von Léauté (1892 fg.); 34 Zeitschriften, darunter "La Nature" (1873 fg.), "Annales de chemie et de physique" (1789 fg.), "Annales de sciences naturelles" (1824 fg.), "Gazette hebdomadaire de médicine et de chirurgie" (1854 fg.). Die Angestellten sind durch eine 1873 errichtete Kasse am Geschäftsgewinn beteiligt.

Massonei, Masoney, s. Freimaurerei.

Massora (hebr.), s. Masora.

Massow, Stadt im Kreis Naugard des preuß. Reg.-Bez. Stettin, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Stargard), hat (1895) 2826 (1890: 2711) meist evang. E., darunter 39 Israeliten, Post, Telegraph, Präparandenanstalt mit Vorschule; Sägewerke, Dampfziegelei, Ackerbau, Viehzucht.

Maßpipette, s. Pipette.

Maßrad, s. Meßrad.

Maßröhre, s. Bürette.

Maßstab, die zur Ermittelung der Länge einer Linie dienende Größe, welche auf einem Stab oder Brettchen aus Holz, Metall, Glas, Celluloid oder auf einem Band (s. Bandmaß), einer Kette u. a. aufgetragen ist und durch unmittelbares An- oder Auslegen auf die zu messende Linie oder unter Benutzung des Zirkels mit dieser Linie verglichen wird. Da in der Natur eine immer und überall gleiche Größe, ein natürliches Maß, nicht vorhanden ist, so wurde die Maßeinheit mehr oder weniger willkürlich angenommen und in früherer Zeit besonders von den Größenverhältnissen des menschlichen Körpers hergeleitet, z. B. Fuß, Zoll, Elle, Klafter u. s. w. Gegenwärtig ist die verbreitetste Maßeinheit das Meter (s. d.). Man betrachtet als Urmaße, von denen alle weiter anzufertigenden M. abgeleitet werden, die bei den betreffenden Regierungen vorhandenen und auf das sorgfältigste aufbewahrten Ur- oder Normalmaßstäbe, deren Länge bei einer bestimmten Temperatur zu Grunde gelegt wird. Zu unmittelbaren Messungen werden diese Urmaßstäbe niemals benutzt, sondern nur zur Abgleichung anderer M. Die Länge der Urmaßstäbe wird mit dem Komparator (s. d.) bestimmt. Die zu direkten Messungen bestimmten M. erhalten eine je nach ihrem Zweck gröbere oder feine Einteilung und werden entweder als einfache Linearmaßstäbe oder als Transversalmaßstäbe ausgeführt. Die erstern werden hergestellt, indem man auf einer geraden Linie die als Basis gewählte Länge, die man von einem bereits vorhandenen M. abgreift, mehrfach aufträgt und von einem Nullpunkt aus eine beliebige weitere Einteilung macht. Der Nullpunkt wird meist nicht an das Ende des M., sondern so gelegt, daß er um eine Basislänge vom linken Endpunkt des M. entfernt bleibt, und auf diesem überstehenden Stück, dem sog. Kopf, wird dann die Unterteilung ausgeführt. Der Transversalmaßstab (s. nachstehende Figur) hat den Zweck, das Abgreifen noch kleinerer Maßteile zu ermöglichen, als dies bei einfach linearer Teilung möglich ist. Die Ausführung ist folgende: Man errichtet in den beiden End- und im Nullpunkte des M. Perpendikel und zieht sodann in beliebigen, aber gleichmäßigen Abständen so viel Parallelen zur Grundlinie, als man Bruchteile von dem kleinsten Teil des Linearmaßstabes abzugreifen beabsichtigt. War also z. B. die lineare Teilung bis auf Millimeter durchgeführt, und man will noch 1/10 mm abgreifen, so zieht man 10 Parallelen. Die oberste dieser Parallelen teilt man sodann ebenso wie den Kopf der Grundlinie und verbindet endlich der Reihe nach durch Gerade: den Nullpunkt der Grundlinie mit dem ersten Teilstrich der obersten Parallele, den ersten Teilstrich der

^[Abb.]