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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Mercedario - Merck

wählte er den noch üblichen Namen "Atlas". M.starb 2. Dez. 1594. Seine Hauptwerke sind die "Tabulae geographicae ad mentem Ptolmaei restitutae" (Köln 1578-84) und vor allem der "Atlas, sive cosmographicae meditationes de fabrica mundi" (Duisb. 1595). Die Platten zu letzterer Kartensammlung, aus welcher schon vorher mehrere Blätter einzeln (wie Europa 1572, Frankreich 1585) erschienen waren, kamen nach M.s Tode in den Besitz des Kupferstechers Jodocus Hondius (geb. 1543 zu Wackene in Flandern, gest. 16. Febr. 1611 in Amsterdam, der sie wiederum auf seinen Sohn Hendrik Hondius (auch als geschickter Kupferstecher bekannt) vererbte. Beide haben M.s Werk in den vielen von ihnen veranstalteten Auflagen kaum verbessert, sondern nur erweitert. M.s Denkmal in Duisburg wurde 2. Sept. 1878 enthüllt. - Vgl. Breusing, Gerhard Kremer genannt M., der deutsche Geograph (2. Ausg., Duisb. 1878); drei Karten von Gerhard M. Europa, Britische Inseln, Weltkarte. Faksimile-Lichtdruck, nach den Originalen der Stadtbibliothek zu Breslau, hg. von der Gesellschaft für Erdkunde zu Berlin, 41 Tafeln (Berl. 1891).

Mercedario, 6798 m hoher Gipfel der Anden, unter 32° südl. Br. auf der Grenze zwischen Argentinien und Chile.

Mercedes, Stadt in der argentin. Provinz San Luis, im W. von Buenos-Aires, wichtiger Eisenbahnknotenpunkt mit etwa 9500 E. (S. Soriano.)

Mercedonius, s. Kalender (Bd. 10, S. 40 a).

Mercers Liquor, s. Blutlaugensalz, rotes.

Merci (frz., spr.-ßih), Dank! ich danke!

Mercia, eins der angelsächs. Königreiche, die vor der Einigung unter Wessex die sog. Heptarchie (s. d.) bildeten. Den Namen Mercierer erhielten zuerst diejenigen Angeln, welche Mitte des 6. Jahrh. den Trent hinauf nach Westen drangen und die Grenze, die Mark (daher Mercier, d. h. Mark-, Grenzmänner), nach den Briten zu besetzten. Das Reich breitete seine Herrschaft mehr und mehr aus, zeitweilig war es von Northumbrien unterjocht, aber gegen Ende des 7. Jahrh. reichte seine selbständige Macht vom Humber bis zur Themse über das ganze Mittelbritannien. Nach langen schweren Kämpfen mit Wessex wurde auch dies 733 unterworfen. Bis 754 beherrschte M. das ganze Britannien südlich des Humber; in der Schlacht bei Bucford (754) befreite sich Wessex und nach ihm die kleinern Reiche Kent, Essex und Ostanglien. Wohl stieg M.s Macht vor Ausgang des Jahrhunderts wieder empor, aber den Humber im Norden, die obere Themse im Südwesten überschritt sie nicht mehr. Mit der Unterwerfung durch Egbert von Wessex (829) war es mit der selbständigen Stellung von M. vorbei. Unter Alfred wurde es geteilt, der Südwesten kam als eigentliches M. an Wessex, der Nordosten blieb als das Gebiet der sog. "Fünf Flecken" den dän. Eroberern; Alfreds Nachfolger erst stellten den Zusammenhang wieder her.

Mercié (spr. -ßĭeh), Antonin, franz. Bildhauer, geb. 30. Okt. 1845 in Toulouse, Schüler von Falguière und Jouffroy, gewann 1868 den großen Rompreis und gelangte bald zu Ehren und Anerkennung. 1872 erhielt er die Medaille erster Klasse für die Bronzefigur des Jugendlichen David (im Luxembourg zu Paris; s. Tafel: Französische Kunst IV, Fig. 3), eine ideale, und doch realistisch aufgeführte Komposition. Denselben Stoff behandelte er 1876 in der Marmorstatuette David vor dem Kampf. M.s Meisterwerk war die 1874 vollendete Gruppe Gloria victis, darstellend eine geharnischte Fama, die einen sterbenden Jüngling aus dem Getümmel der Schlacht emporträgt. Es folgte die Marmorstatuette einer nackten Besiegten Juno (1877), das Standbild Aragos für Perpignan (1879), die sitzende Statue Thiers' in St. Germain-en-Laye, die Marmorstatue der Malerei (1890), Wilhelm Tell für Lausanne (1892), das Grabdenkmal für Thiers auf dem Père-Lachaise (1893), Marmordenkmal Ernest Meissoniers vor dem Louvre (1895). M. hat sich auch als Maler (Venus, Leda) versucht. Er ist seit 1891 Mitglied der Akademie und Professor.

Mercier (spr. -ßĭeh), Louis Sebastien, franz. Schriftsteller, geb. 6. Juni 1740 zu Paris, war vor der Revolution Advokat in Reims und beim Pariser Parlament. Mehrere seiner Dramen, z. B. "Le déserteur", "L'habitant de La Guadeloupe"), "L'indigent", die als "Théâtre complet" (4 Bde., Amsterd. 1778-84) gesammelt erschienen, wurden eine Zeit lang mit Beifall aufgeführt. In der Revolutionszeit wurde M. in den Konvent gewählt, wo er gegen den Tod Ludwigs XVI. stimmte; später trat er in den Rat der Fünfhundert. Er wurde dann Professor der Geschichte an der Zentralschule und Mitglied des Nationalinstituts und starb 25. April 1814 zu Paris. Seine litterar. Bedeutung erlangte M. durch frische Skizzen aus dem Volksleben. Den ersten Versuch dieser Art machte er mit "L'an 2440" (Amsterd. 1770 u. .ö.) Größeres Interesse gewährte das "Tableau de Paris" (12 Bde., Amsterd. 1781-90), eine Schilderung des Pariser Volkslebens, "Le nouveau Paris" (12 Bde., Par. 1800) behandelt das Pariser Leben während der Revolution. In "Mon Bonnet de nuit" (4 Bde., Neuchâtel 1784) setzt M. die zuerst im "Essai sur l'art dramatique" (Amsterd. 1773) begonnenen Angriffe gegen den Klassicismus fort. Er gab auch mit Brizard und de L'Aulnaye Rousseaus Werke (38 Bde., Par. 1778-93), dessen Vorliebe für das Paradoxe er teilte, heraus und veröffentlichte (1802) die erste Übersetzung von Schillers "Jungfrau von Orleans". - Vgl. Desnoiresterres, Tableau de Paris. Études sur la vie et les ouvrages de M. (Par. 1852).

Merck, Joh. Heinr., bekannt durch seine Beziehungen zu Goethe, geb. 11. April 1741 in Darmstadt, studierte in Gießen, wurde 1767 in seiner Vaterstadt Sekretär der Geheimkanzlei, 1768 Kriegskassierer und 1774 Kriegsrat. M.s eigene dichterische Thätigkeit war von geringem Umfange und galt wesentlich lehrhaften Novellen oder satir. Liedern und Episteln; wichtiger war seine kritische und essayistische Teilnahme an den "Frankfurter Gelehrten Anzeigen", am "Deutschen Merkur" und andern Zeitschriften und Sammelwerken. Seine hauptsächlichste Bedeutung aber liegt in seiner persönlichen Wirksamkeit. In Darmstadt, Gießen, Frankfurt und Umgegend lebte ein engverbundener Kreis geistig bedeutender Männer, und M. bildete durch vielseitige Bildung, durch seine geistige Regsamkeit und rücksichtslos offene Kritik den belebenden Mittelpunkt. Groß war sein Einfluß auf Herders Entwicklung, noch größer auf Goethe (seit 1771), den er durch sein verständiges und verständnisvolles, wenn auch oft derbes, beißendes Urteil in den Anfängen seiner dichterischen Produktivität wohlthuend förderte und festigte. Durch Goethe trat M. mit dem weimar. Hof in die engste Verbindung. Familien-^[folgende Seite]