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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Osttürkische Sprache - Oswald
Jagd bildet der.Handel cine Hauptbeschäftigung der
Bevölkerung, da O. ein wichtiges Durchgangsqebiet
des Karawanenverkehrs zwischen China, Aibet,
Kaschmir und Russisch-Turkestan bildet. O. war der
Hauptteil des von Mohammed Iakub begründeten
Reichs Ietti-schahr; nach dessen Tode benutzte die
chines. Regierung die eingetretene Anarchie znr
Wiedereroberung des Landes, die im Jan. 1878
vollendet wurde. Die wichtigsten Städte sind Aksu
(s. d.), Kaschgar (s. d.), Iarkand (s. d.) und Khotan (s. d.).
Ofttürktsche Sprache, s. Tschagataisch.
Ostuni, Stadt im Kreis Brindisi der ital. Pro-
vinz Lecce, an der Linie Bari-Brindisi des Adria-
tischen Netzes, Bischofssitz, hat (1881) 18226 E.,
drei Kastelle, 13 Türme der alten Stadtmauern, einen
Dom (1435) mit schöner Facade, eine Stadtbibliothek.
O. ist das Hoswuum der'Byzantiner.
Ostvlämisch, s. Deutsche Mundarten.
Oftwald, Wilhelm, Chemiker, geb. 21. Aug. 1853
zu Riga, studierte Chemie und Physik zu Dorpat, wo
er sich 1878 habilitierte. 1882 wurde er ord. Pro-
fessor am Baltischen Polytechnikum zu Riga, 1888
Professor der Physik. Chemie in Leipzig. O. ist einer
der hervorragendsten Forscher auf dem Gebiete der
Physik. Chemie und der chem. Verwandtschaftslehre.
1887 begründete er mit van 'tHoff die "Zeitschrift
sür Physik. Chemie" (Leipzig), seit 1889 giebt er
"Klassiker der exakten Wissenschaften" heraus. 1885
-87 erschien sein zweibändiges "Lehrbuch der all-
gemeinen Chemie" (2. Aufl., Lpz. 1891 fg.), 1889
lein "Grundriß der allgemeinen Chemie" (2. Aufl.,
ebd. 1890). Seine neuesten Werke sind: die deutsche
Übersetzung vonI. W. Gibbs' "Thermodynamischen
Studien" (Lpz. 1892), sein "Hand- und Hilfsbuch
zur Ausführung physiko-chem. Messungen" (ebd.
1893), "Elektrochemie" (ebd. 1896), "Die wissen-
schaftlichen Grundlagen der analytischen Chemie"
(ebd. 1894), "Die Überwindung des wissenschaft-
lichen Materialismus" (ebd. 1895).
Osuna (Ossuna), Bezirksstadt im O. der span.
Provinz Sevilla in Andalusien, an der Bahn Se-
villa-Granada, in fruchtbarer, olivenreicher Ebene,
hat (1887) 19 376 E., eine got. Kollegiatkirche mit
prächtigem Portal (von 1534), 15 ehemalige Kloster,
3 Hospitäler, ein Kollegium auf einem Hügel (Über-
rest der von 1549-1824 bestandenen Universität),
daneben das große Schloß der Herzöge von O.;
Fabrikation von Esparto-, Seiden- und Leinen-
waren, Handel mit Ol, Getreide, Wein, Früchten
und Kapern. - Unter den Römern lag hier Urso
mit dem Beinamen Kenna UrdHuorum, wo 212
v. Chr. Cn. Scipio gegen die Karthager siel.
Ofüna, Don Pedro Tellez y Giron, Herzog von,
Vicekönig von Sicilien, dann von Neapel, geb. 1579
zu Valladolid, studierte in Salamanca und kam
von da an den Hof, ward aber von hier wegen einer
anstößigen Äußerung gegen den König verwiesen.
Er begab sich nach Frankreich, darauf nach Portugal,
wo er bis zum Tode Philipps II. blieb. Nach seiner
Rückkehr an den Hof Philipps III. heiratete er die
Tochter des Herzogs von Alcala und nahm den Titel
eines Herzogs von O. an. Abermals vom Hofe ver-
wiesen, begab sich O. nach Flandern. 1607 kehrte er
an den Hof zurück; 1611 ging O. als Vicekönig nach
Sicilien, 1616 in derselben Eigenschaft nach Neapel,
wo er, wie in Sicilien, die Macht der Krone gegen
Adel und Klerus zu stärken suchte. Die Absicht des
Hofs, die Inquisition in Neapel einzuführen, stieß
bei O. auf Widerstreben, wodurch er sich noch un-
verföhnlicher mit der Geistlichkeit verfeindete. Aus
eigenem Antriebe scheint er die Verschwörung von
1618 gegen die Republik Venedig ins Werk gesetzt
zu haben, die noch im Keime von der Signorio
unterdrückt wurde. Als ihm hierauf von Madrid
Absetzung drohte, suchte er durch Verstärkung seiner
Streitkräfte und populäre Demonstrationen sich eine
unabhängige Stellung in Neapel zu gründen, in der
Hoffnung auf franz. Hilfe. Aber diese Hoffnung
scheiterte, als der vom Hof gesandte neue Vicekönig,
Kardinal Borgia, in Neapel landete. O. mußte
heimkehren, nach Philipps IV. Thronbesteigung
eine Untersuchung über sich ergehen lassen und starb
als Gefangener im Schlosse Älamede 1624.
Oswald, der Heilige, ein Sohn des northum-
brischen Königs Ethelfred, geb. 604, wurde, nach
Schottland vertrieben, Christ und erwarb sich 634
durch den Sieg bei Denisesburna über den brit.
Kriegshelden Kedwalla die northumbrische Krone.
Er verbreitete das Christentum unter den Angel-
sachsen, gewann Kyneburg, die Tochter des westsächs.
Königs Kynegilsus, zur Gemahlin und siel 5. Aug.
642 im Kampfe gegen Penda, den heidn. König der
Mercier, auf dem Macerfeld. Früh schon schmückte
die Legende gerade in Deutschland O.s Leben aus, zu-
mal seit 1038 sein Leichnam nach Flandern kam, und
noch heute wurzelt der Oswald-Kultus in den kath.
Gegenden Deutschlands im Volksleben. Zwei nie-
derrhein. Oswald-Gedichte aus dem Ende des
12. Jahrh., die nur in jüngern verderbten Bearbei-
tungen erhalten sind (das eine hg. von Pfeiffer in
der "Zeitschrift für deutsches Altertum", Bd. 2, Lpz.
1842; das andere von Ettmüller, Zür.1835), zeigen
im Kern der Sage starken Einfluß der Heldensage, in
Details auch des Orendel und ähnlicher Epielmanns-
gedichte. In ihnen holt sich der heilige O. auf den
Rat eines Pilgrims Traugemund (Wahrmund) im
Morgenlande seine Gemahlin, indem er die Toch-
ter des heidn. Königs Aaron, Jungfrau Spange
(Paimg), entführt und dann nach heißem Kampfe sich
zu keuscher Ehe verbindet. Den Mittelpunkt der Er-
zählung bildet ein kluger, mit menschlicher Rede be-
gabter Rabe, der sich zur Erwerbung der Jungfrau
besonders hilfreich erweist, von den Dichtern mit
Vorliebe tomisch ausgestattet ist und aus der Dich-
tung auch in die bildende Kunst drang, als typisches
Abzeichen O.s. - Vgl. Bartsch, Die deutschen Ge-
dichte von Sankt Ö. (in Pfeiffers "Germania",
Bd. 5, Wien 1860)-, Berger in den "Beiträgen zur
Geschichte der deutschen Sprache und Litteratur",
Bd. 11 (Halle 1885).
Oswald von Wolkenstein, Dichter, aus
einem Tiroler Rittergeschlecht, geb. 2. Ma: 1M7
auf der Trostburg im Grödner Thal (s. Gröden),
führte schon von seinem 10. Jahre an ein abenteuer-
liches Leben, das ihn bis nach Persien, Armenien und
in das Heilige Land führte. Er starb 2. Aug. 1445
auf seinem Schlosse Hauenstein in Tirol. Die Dich-
tungen dieses irrenden Ritters spiegeln teils mit rea-
listischer Frische die Wechselfälle seines Lebens wider,
teils sind es derbe ausgelassene Liebeslieder in ori-
ginellem Anschluß an Wolfram und das Volkslied.
Die völlig dialektische Sprache und die künstlichen
Formen erschweren ihr Verständnis. Ausgabe von
BedaWeber (Innsbr. 1847); Übersetzungen vonIol>.
Schrott (Stuttg. 1886) u. L. Passarge (Lpz. 1892).
Ang. von Hörmann schrieb ein erzählendes Gedicht
O. von Wolkenstein (Dresd. 1890). - Vgl. B. Weber,
O. von Wolkenstein und Friedrich mit der leeren