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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Panzerschilde; Panzerschränke; Panzerseelilien; Panzerstecher

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Panzerschilde – Panzerstecher

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Panzerschiff'

len Geschwindigkeit. Auch die neuen franz. Schlachtschiffe der Charlemagneklasse sind ausgezeichnete P.

In der deutschen Marine sind die verschiedenen Phasen, die der Panzerschiffbau durchgemacht hat, ebenfalls fast sämtlich zur Erscheinung gekommen. Das erste Panzerfahrzeug der damals preuß. Marine (1863 gebaut) war ein Monitor (s. d.), der Arminius, mit 11,4 cm Panzer. Ihm folgten 1867 die beiden Breitseitschiffe Kronprinz und Friedrich Karl mit je 16 Geschützen (21 cm), bei denen der Panzer auf 12,7 cm wuchs. 1868 wurde der ursprünglich für die Türkei erbaute König Wilhelm angekauft, ebenfalls ein Breitseitschiff von 23 Geschützen, dessen Panzerstärke bereits 20,3 cm betrug. In neuester Zeit ist der König Wilhelm umgepanzert und hat 30,5 cm starke Stahlplatten erhalten; ebenso ist er jetzt außer zwanzig 24 cm-Geschützen mit einem 15 cm-Geschütz und 26 Schnellfeuergeschützen bewaffnet. Dann folgte ein Kasemattschiff, die Korvette Hansa, die jetzt ausrangiert ist. 1875–77 kamen noch fünf P. hinzu, und zwar die beiden Kasemattschiffe Kaiser und Deutschland mit 25,4 cm Panzer und je acht 26 cm-Geschützen, und die drei Turmschiffe Friedrich d. Gr., Großer Kurfürst (1878 untergegangen) und Preußen mit 23,5 cm Panzerstärke und vier 26 cm-Geschützen, von denen immer je zwei in einem Turme stehen, der mit Dampfkraft gedreht wird. 11 Panzerfahrzeuge mit je einem. 30,5 cm-Geschütz in Brustwehraufstellung wurden 1876–80 von Stapel gelassen. In den J. 1877–80 sind die Ausfallskorvetten (s. Korvette) erbaut worden. Dieselben sind Brustwehrpanzerschiffe mit Citadelle. 1884 wurde eine kleine Panzerkorvette, Oldenburg, und zwei Panzerfahrzeuge, Brummer und Bremse, erbaut. 1889 lief das erste von zehn für die Verteidigung des Nordostseekanals bestimmten größeren Panzerfahrzeugen, Siegfried, von Stapel; sie haben Gürtelpanzer und je zwei gepanzerte Barbettetürme; im vordern Turm zwei, im achtern ein 24 cm-Geschütz; acht dieser P. sind bis 1896 von Stapel gelaufen. 1891 und 1892 liefen vier moderne 10033 t große P. der deutschen Flotte von Stapel, Kurfürst Friedrich Wilhelm, Brandenburg, Wörth und Weißenburg; sie haben Gürtelpanzer und je drei gepanzerte Barbettetürme, deren jeder mit zwei 28 cm-Geschützen bewaffnet ist; jedes dieser P. ist außerdem mit 24 leichten Geschützen (und zwar sechs + 10,5 cm-Schnellladekanonen, acht 8,8 cm-Schnellladekanonen, zwei 6 cm-Bootskanonen und acht 8 mm-Maschinengewehre) bewaffnet. 1896 lief das Panzerschlachtschiff erster Klasse Kaiser Friedrich III. von Stapel, das 11000 t groß und 115 m lang ist; es hat Nickelstahlpanzer, bekommt 3 Schrauben mit 3 Maschinen, soll 18 Seemeilen Geschwindigkeit haben und hat nur 40 Kaliber lange Geschütze, und zwar eine 24 cm-Kanone, achtzehn 15 cm- und vierundzwanzig 5 cm-Schnellfeuerkanonen, acht Maschinengewehre und 6 Torpedorohre. Die deutsche Panzerflotte wird in Hochseepanzer und Küstenpanzer eingeteilt. Zu den Hochseepanzern rechnen die P. erster Klasse: Kaiser Friedrich III., Kurfürst Friedrich Wilhelm, Brandenburg, Weißenburg und Wörth; die P. zweiter Klasse: König Wilhelm, Kaiser und Deutschland; die P. dritter Klasse: Preußen, Friedrich d. Gr., Baden, Bayern, Sachsen, Württemberg, Oldenburg. Zu den Küstenpanzern rechnen die P. vierter Klasse: Siegfried, Beowulf, Frithjof, Hildebrand, Heimdall, Hagen, Odin und Ägir, sowie die Panzerkanonenboote Wespe, Viper, Biene, Mücke, Skorpion, ↔ Basilisk, Chamäleon, Krokodil, Salamander, Natter, Hummel, Brummer, Bremse. Die Längen der deutschen P. variieren zwischen 75 und 116 m, die Breiten von 16 bis 20, die Tiefgänge von 6 bis 7,8 m. Die Schnelligkeit beträgt 14–18 Knoten und die Maschinenkraft je nach der Größe der Schiffe 5200–13000 Pferdestärken. Sämtliche P. werden zum Schutze gegen Sinken durch Sporn- und Torpedowirkung nach dem Zellensystem erbaut.

Kleine P. nennt man Panzerfahrzeuge oder Panzerkanonenboote (s. Kanonenboote), sie tragen gewöhnlich nur 1–2 schwere Geschütze, dienen der Küstenverteidigung und haben daher geringere Seefähigkeit als P. – Vgl. Dislère, La marine cuirassée (Par. 1873); Tromp, Die gepanzerten Flotten (Haag 1886 fg.); van Hüllen, Leitfaden für den Unterricht im Schiffbau (Kiel 1888); Weyl, La cuirasse, la machine marine, le canon (Par. 1890); Lechner, Unsere Flotte (Kiel und Lpz. 1892); J. Hunier, Du navire de combat (Par. 1892); Wislicenus, Unsere Kriegsflotte (2. Aufl., Lpz. 1896).

Panzerschilde, zum Schutz der Geschützscharten in Erdbatterien dienende Vorrichtungen. Nachstehende Figur stellt eine Scharte mit P. im Grundriß dar, wie sie in den engl. Normalküstenforts vorkommt.


Textfigur:

Der Schild selber besteht aus drei 5zölligen schmiedeeisernen Platten mit 5 Zoll starken Einlagen aus hartem Teakholz. Die Brustwehr selbst ist aus Erde und zunächst den Scharten aus Beton hergestellt. Die Geschütze haben einen Gesichtswinkel von 70 Grad; sie feuern durch eine ringsum geschlossene Öffnung in dem Schild, der die Geschütze im übrigen in ganzer Höhe deckt. Zur Sicherung der Bedienung gegen Granatsplitter wird der Geschützstand von oben her eingedeckt. Neuerdings werden P. auch vielfach bei den über Bord feuernden Marinegeschützen verwendet. Sie bestehen aus starken Blechen und werden von der Lafette getragen. (S. Tafel: Geschütze IV, Fig. 2 u. 3.) Sie dienen zum Schutz der Bedienung gegen Sprengstücke und Shrapnelkugeln, nicht aber gegen Volltreffer. (S. Küstenbatterien.)

Panzerschränke, Geldschränke (s. Feuerfeste Schränke) aus sog. Panzerblech (halb aus weichem Eisen, halb aus gehärtetem Stahl) hergestellt.

Panzerseelilien, s. Seelilien.

Panzerstecher, ein im Mittelalter benutztes Schwert mit einer zum Stich eingerichteten Klinge zum Durchstechen des Panzers. Die sehr spitz verlaufende Klinge war länger (1 m und mehr) als die

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 856.