Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

166
Pissodes - Pistoja
1891); ferner sind zu nennen die Romane: "Der
reiche Bräutigam" (deutsch, Verl. 1890), "Hohe
Herrschaften" (deutsch, ebd. 1890), "Das aufge-
wühlte Meer", "Im Strudel" (deutsch von W.
Lange, Verl. 1882); von den Novellen: "Die Ehe
aus Leidenschaft", "Ist sie schuldig?", "Der Wald-
teufel", "Das Artel der Zimmerleute" u.a.; endlich
von den Dramen: "Der Hypochonder", "Lieutenant
Gladkow", "Weiße Falken". Gesammelte Werke P.s
erschienen1861 (3 Bde., Petersb.), Dramen 1874 u. ö.
VissoHbs, s. Rüsselkäfer.
Pistacchionüsse (spr. -akklo-), s. Pistazien.
?ista.oi". ^>., Pistazie, Pflanz cngattung aus
der Familie der Anacardiaceen (s. d.) mit etwa sechs
Arten, Sträucher und Bäume des mittelländischen
Gebietes, des Orients, des tropischen Asiens und
Mexikos, die sich durch schöne immergrüne Vc-
laubung auszeichnen. Ihre wechselständigcn Blätter
sind unpaarig gefiedert oder dreizählig, ihre kleinen
Blüten in einfache oder zusammengesetzte, blattwin-
kelständige Trauben gestellt. Die männlichen Vlü-
ten bestehen aus einem gelbgrünen, fünfspaltigen
Perigon und fünf Staubgefäßen mit vierkantigen
Beuteln, die weiblichen aus einem drei- bis vier-
spaltigen Perigon mit einem oberständigen Frucht-
knoten und drei Griffeln. Die Frucht ist eine trockne,
selten fleischige Steinfrucht mit cinfächcrigcm und
einsamigem Steinkern. I>. vera ^,. (s. Tafcl: Tcre -
dinthinen, Fig. 7), die echte Pistazie oder
Pimpernuß, ist ein prächtiger, bis 10 rn hoch
werdender, in Syrien, Persien und am Schwarzen
Meere einheimischer, übrigens in Südcuropa häufig
kultivierter Baum mit unpaarig gefiederten oder
(bei den weiblichen Individuen) häufig dreizähligen
Blättern, länglichrunden oder eiförmigen zolllangcn
Blättchen und eiförmigen, etwas fleischigen, grünen,
rot angehauchten Früchten von 4 bis 5 cm Länge,
die die Pistazien (s. d.) enthalten.
Im Gebiete des Mittclmeers kommen der Ma-
stixstrauch, ?. I6nti8cu3 ^. (s. Mastix) und der
Terpentinbaum (?. t6i-odiiitliu3 _^.) häufig wild
vor. Die letztere, auf trocknen, fonnigen Hügeln
wachsende Art wird zwar bisweilen zu einem kleinen
Baum, ist aber in der Regel strauchfö'rmig. Ihre
Blätter ähneln denen des Walnußbaums, sind nur
beträchtlich kleiner; die erbsengroßen, zuletzt blau-
grünen, trocknen Früchte stehen in großen, ver-
zweigten, rispigcn Trauben. Die Rinde entbält ein
feines, teilweise freiwillig ausfließcndes Terpentin-
harz (lei-kdiiitkiiia. c^pi-ja, oder 6s Odioä). Eigen-
tümlich sind diefer Holzart die großen, bockshorn-
artig gestalteten, dickwandigen, harten, grünrotcn,
harzreichen Gallen (Callas Mwcin^e), die eine
Blattlaus (^pdig pi8tacik6 ^.) an den Asten hervor-
bringt und die früher mediz. Verwendung fanden.
Pistazien, Pistacchionüssc, grüne Man-
deln, die süßen, wohlschmeckenden Eamenkcrne der
echten Pistazie (s. I>i8wcin). Der in dem Stcinkern
enthaltene längliche, dreikantige Same ist reich an
fettem Öl. Man unterscheidet Alcpponüsse, die
beste Sorte, Tunisnüsse, in Frankreich beliebt,
und sicilianische Nüsse, zur Würze von Würsten
gebraucht. Wegen ihrer grünen Farbe bedient man
sich der P. in der Zuckerbäckerei, um Morscllcn und
Konfitüren, sowie im Haushalt, um Cremes damit
zu zieren. Im Orient und in Südcuropa werden sie
auch roh gegessen und wird aus ihnen Ol geschlagen.
Sie schmecken ganz ähnlich den süßen Mandeln,
werden aber leicht ranzig.
Pistazit, Mineral, s. Epidot.
?!8tiÄ. 8tra.tioto8 ^,., Muschelblume, m
den Tropen weit verbreitete Art aus der Familie der
Aracccn (s. d.). Die hübschen, wie Blattrosctten
aussehendenPflänzchcn ss.Tafel: Araccen, Fig.8)
schwimmen frei auf dem Wasser und bilden eine
Zierde dcr Warmwasser-Aquarien. ^keule.
Pistill (lat.), s. Gynäceum. Pistille, Mörser-
. Pistis Sophia(grch.,"Glaube lund^j Weisheit"),
ein nur in kopt. Übersetzung erhaltenes spätgnosti-
schcs (s. Gnosis) Buch aus dem 3. Jahrh., ophitisch-
valentinianischer Richtung (s. Ophiten und Valen-
tinusj, das die Schicksale der aus den: Himmel ge-
stürzten Weisheit (Sophia) erzählt und in seiner
Lehre von dcr Sünde, der Buße und dem Glauben
sich der kirchlichen Auffassung des. Christentums
mehr als andere Gnostiker wieder nähert. Aus-
qaben von I. H. Petcrmann (Bcrl. 1851); lat. Über-
setzung von Schwartze (ebd. 1853). - Vgl. Köstlin,
Das gnostische System des Buches P. S. (in den
"Theol. Jahrbüchern", Tüb. 1854); Harnack, über
das gnostiscke Buch P. S. (Lpz. 1891); Karl Schmidt,
Gnostische Schriften in kopt. Sprache (ebd. 1892).
Pistoja, lat. i'iätoriH, später?i3t0i'wm, Haupt-
stadt des Kreises P. (103 796 E.) der ital. Provinz
Florenz, unweit vom Ombrone Pistoiese (Nebenfluß
des Arno), an den Linien Florenz-P.-Pisa und Flo-
renz-P.-Vtailand des Adriatischen Netzes, Sitz eines
Bischofs, eines Präfekten und Gerichtshofs erster In-
stanz, hat (1881) 20190, als Gemeinde 51552 E., zur
Besatzung zwei Bataillone des 6. Infanterieregi-
ments, ein Lyceum, Gymnasium und zwei Biblio-
theken; breite gerade Straßen, ansehnliche Kirchen
und Paläste. Der Dom San Zenone (12. und
13. Iabrh.) ist sehr reich an Kunstwerken, berühmt
ist der Silberaltar in der Cappella San Iacopo aus
dem 13. und 14. Jahrh, und das achteckige got. Bap-
tisterium (1339), nach einem Entwurf von Andrea
Pifano, von Cellino di Nese aus Sima vv'äen'dei,
der Glockenturm war erst ein Festungswerk des
13. Jahrh.; andere bemerkenswerte Kirchen sind:
Madonna dell'Nmiltä, ein Renaissancebau von Ven-
tura Vitoni, die Kuppel von Vasari; Sant' Andrea,
eine Basilika des 12. Jahrh., mit Kanzel von Giov.
Pisano (1298-1301); San Giovamn Zuoriciviws,
roman. Bau von 1160 mit reicher Facade und Kan-
zel von Fra Guglielmo (1270), mit'Reliefs; die
Säulenbasilika San Bartolommeo; San Francesco
al Prato (1294-1317); San Domenico (1380); der
Palazzo Pretorio (früher del Podesta), erbaut 1367,
jetzt Sitz des Gerichtshofs, mit malerischem Hof und
vor demselben das Standbild des Kardinals Niccolö
Forteguerri (gest. 1473); der got. Palazzo del Co-
muue (1294-1385), zuerst degli Anziani genannt;
das Ospedale dc-l Ceppo (von 1277) hat einen langen
Fries buntglasierter Thonreliefs mit Vemalung,
1525-35 von Giov., Luca und Girol. della Robbia
und Santi Buglioni. P. ist von alter Zeit her be-
kannt durch seine Eisenwaren, namentlich Flinten-
läufe; sollen doch die ersten Pistolen von da gekommen
und benannt sein, daneben giebt es Fabriken von
Nadeln, landwirtschaftlichen und musikalischen In-
strumenten; Seidenzucht, Wollspinnerei, Gartenbau
(gute Wassermelonen), Schleifereien der in dcr Um-
gegend gefundenen Vergkrystalle (viamknti cli k.).
P. wird auch wegen seiner gesunden L^'ft ^ls Som-
merfrische besucht. - Bei P. fiel in der Schlacht von
62 v. Chr. Catilina; im Mittelaltcr litt es durch
furchtbare Parteikämpfe. 1352 kam es an Florenz.