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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Piusorden - Pizarro

stellt, 6 Erzbistümer, 111 Bistümer, 20 apostolische Vikariate wurden neu errichtet. Die Heiligsprechung der japan. Märtyrer (1862), die Säkularfeier des Martyriums Petri (1867), das 25jährige Papstjubiläum (1871) waren Triumphtage des Statthalters Christi. 1854 erfolgte die Verkündigung des Dogmas von der Unbefleckten Empfängnis (s. d.), 1864 die Veröffentlichung der Encyklika und des Syllabus, 1870 die Dogmatisierung der päpstl. Infallibilität (s. d.). Dreimal versammelte P. den kath. Episkopat um sich, zuletzt zum Vatikanischen Konzil (s. d.), und erlebte es, daß so ziemlich alle Opposition in der kath. Welt vor seinem unfehlbaren Wort und Willen verstummte. Unter jesuitischen Einflüssen hat sich die Restauration des Katholicismus vollzogen. Der Papst konnte im Vollgefühl seiner göttlichen Sendung allerorten den Kampf mit der Staatsgewalt aufnehmen. Das franz. Kaiserreich und Spanien standen ihm ohnehin zu Willen; Österreich schloß 1855 sein Konkordat, die süddeutschen Regierungen folgten mit günstigen Übereinkünften, und selbst das neue Deutsche Kaisertum sollte zur Wiederherstellung des Kirchenstaates behilflich sein, als der preuß.-deutsche Kirchenstreit, der sog. Kulturkampf (s. d.), ausbrach und alle diese ultramontanen Hoffnungen zerstörte.

P. mußte erleben, daß die Jesuiten aus Deutschland vertrieben, die Konventionen und Konkordate, selbst in Österreich, aufgehoben, die geistlichen Orden aus den Schulen entfernt, durch die Civilstandsgesetzgebung die Macht der Priester eingeschränkt, die Schulaufsicht von Staats wegen geregelt und in der "Maigesetzgebung" das Verhältnis der Staatsgewalten zu den Kirchengewalten im Sinne der bürgerlichen Freiheit festgestellt, die Gleichberechtigung aller Religionen verkündet und alle Ansprüche der Hierarchie auf Beherrschung des Staates und der Individuen zerstört wurden. Kaiser Wilhelm I. wies in einem Briefe an P. die Anmaßungen zurück, mit denen der Papst die Protestanten tief gekränkt und die wegen Unbotmäßigkeit bestraften Priester und Bischöfe in ihrer Mißachtung der Staatsgesetze bestärkt hatte. In dem Staatskatholicismus und im Altkatholicismus (s. d.) erhob sich ein Protest des kath. Gewissens. Nur die parlamentarische Centrumspartei blieb des Papstes Stütze. P. starb 7. Febr. 1878; sein Grabmal befindet sich (seit 1881) in der Basilika San Lorenzo vor Rom. Sein Nachfolger ist Leo XIII. - Vgl. Pii IX Acta (3 Bde., Rom 1854-65); Pougeois, Histoire de Pie IX (6 Bde., Par. 1877-86); Zeller, Pie IX et Victor Emmanuel (ebd. 1879); Nielsen, Geschichte des Papsttums im 19. Jahrh. (2. Aufl., Gotha 1880); Nippold, Geschichte des Katholicismus seit der Restauration des Papsttums (im "Handbuch der neuesten Kirchengeschichte", Bd. 2, 3. Aufl., Elberf. 1883); Maguire, P. IX. and his times (Dublin 1885).

Piusorden, vom Papst Pius IX. 17. Juni 1847 für Bekenner aller Konfessionen gestiftet, zerfällt in Ritter erster und zweiter Klasse und besteht in einem dunkelblau emaillierten goldenen Stern, dessen rundes weißes Mittelschild innerhalb goldenen Randes mit der Umschrift "Virtuti et merito" den Namen Pius IX. in Goldschrift zeigt, und aus dessen Winkeln goldene Flammen brechen. Das Band ist dunkelblau mit doppelten roten Streifen. (S. Tafel: Die wichtigsten Orden I, Fig. 38.)

Piusverein, ein im April 1848 zu Mainz gebildeter Verein von Katholiken, der sich die Förderung der kirchlichen Freiheit, der religiösen Bildung des Volks u. dgl. zur Aufgabe setzte. Ähnliche Vereine bildeten sich später auch an andern Orten, und im Oktober fand zu Mainz eine von 83 Vereinen beschickte Generalversammlung statt. Auf der zweiten, 1849 zu Breslau gehaltenen Generalversammlung wurde erklärt, alle polit. Tendenzen seien von diesen kath. Vereinen ausgeschlossen. Thatsächlich verfolgten sie dieselben Tendenzen wie die Centrumspartei. Der Name P. trat allmählich in den Hintergrunds seitdem sich Vereine zu besondern Zwecken, Bonifatius-, Vincenz-, Gesellen-, Arbeitervereine u. s. w. und lokale Vereinigungen (Katholische Kasinos, Bürgervereine u. s. w.) bildeten. Die Generalversammlungen hießen darum von 1857 an Generalversammlung der Katholischen Vereine, später der Katholiken Deutschlands, und haben fast alljährlich an verschiedenen Orten stattgefunden. Es sind wesentlich große Volksversammlungen, wobei Geistliche und Laien Reden halten und einige kirchlich-polit. Resolutionen angenommen werden. Einem im Juli 1872 zu Mainz von dem Freiherrn von Loë gegründeten "Verein deutscher Katholiken" zur Verteidigung der Freiheit und Rechte der kath. Kirche und Geltendmachung der christl. Grundsätze auf allen Gebieten des öffentlichen Lebens wurde 1875 auf Grund einer Entscheidung des Obertribunals die Bildung von Zweigvereinen untersagt, worauf sich derselbe auflöste. - Vgl. Marx, Generalstatistik der Katholischen Vereine Deutschlands (Trier 1871).

Piva (ital.), s. Dudelsack.

Pivot (frz., spr. piwoh), Drehpunkt, der Punkt, um den bei einerSchwenkung die Drehung der Frontlinie erfolgt (s. Schwenkung). Im allgemeinen bezeichnet man mit P. auch einen ganzen Truppenteil, der den Drehpunkt für die Frontveränderung einer größern Truppenaufstellung bildet. Über P. bei Panzerbatterien s. d.

Piwtawa, kleinruss. Name von Poltawa (s. d.).

Pixis, Theod., Historienmaler, geb. 1. Juli 1831 zu Kaiserslautern, widmete sich anfänglich der jurist. Laufbahn und besuchte seit 1850 neben der Universität auch die Akademie zu München. 1855 trat er mit dem Ölgemälde: Friedrich II. von Hohenstaufen durch Vineis in Lebensgefahr gebracht, vor die Öffentlichkeit; diesem folgte 1856: Huß nimmt zu Konstanz von seinen Freunden Abschied (Museum in Bern). Nach mehrjähriger Thätigkeit (1859-61) an den Wandmalereien des Bayrischen Nationalmuseums in München schuf er einen Cyklus größerer Kartons zu deutschen Volks- und Lieblingsliedern, die durch photogr. Nachbildungen verbreitet wurden, sowie einen Cyklus von 12 Gemälden zu G. Kinkels "Otto der Schütz". Ferner entstanden von 1868 bis 1894 45 Kartons und Gemälde zu R. Wagners Opern (Wagner-Galerie). P. beschäftigt sich in der neuesten Zeit außer mit dem Porträt vorwiegend mit dem Kindergenre.

Pixōl, ein durch Alkalien und Seife löslich gemachter Holzteer, wird als antiseptisches Mittel benutzt.

Piz (roman.), s. Pic.

Pizarro, Francisco, der Entdecker und Eroberer Perus, geb. um 1478 zu Trujillo in Estremadura, war Schweinehüter, bis er davonlief und Soldat wurde. Er schiffte sich zu Sevilla nach der Neuen Welt ein und begleitete 1510 Hojeda (s. d.) auf dessen Unternehmung nach dem Meerbusen von Darien, sowie Balboa auf dem Zuge über die Land-^[folgende Seite]