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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Planeten

ist ein Planet. Die mit bloßem Auge sichtbaren P. Merkur, Venus, Mars, Jupiter und Saturn waren schon den Alten bekannt und wurden von ihnen P. oder Wandelsterne genannt, da sie ihren Ort am Himmel veränderten und sich zwischen den Fixsternen fortbewegten. Uranus wurde erst 1781 mit dem Fernrohr entdeckt; die Entdeckung des Neptuns fällt sogar erst in das J. 1846. Außer diesen 8 großen P., einschließlich der Erde, bewegen sich zwischen Mars und Jupiter noch eine große Zahl kleiner P. oder Planetoiden (s. d.). Die Reihenfolge der P. ist, von der Sonne aus gerechnet, die folgende: Merkur, Venus, Erde, Mars, Planetoiden, Jupiter, Saturn, Uranus und Neptun. Zwischen den Abständen der einzelnen P. von der Sonne besteht ein eigentümliches Zahlenverhältnis. (S. Bode-Titiussche Reihe.) Ähnlich wie man aus den Uranusstörungen das Vorhandensein des äußersten P. Neptun erkannte, glaubte man in neuerer Zeit aus noch nicht erklärten Unregelmäßigkeiten in der Bahn des Merkurs auf das Vorhandensein eines noch unbekannten P. zwischen Sonne und Merkur schließen zu müssen, ohne denselben indessen bis jetzt auffinden zu können. (S. Intramerkurieller Planet.) Andererseits liegen auch in der Bewegung einzelner Kometen gewisse Anzeichen dafür vor, die auf die Existenz von P. noch weit jenseit des Neptuns schließen lassen. Wegen ihrer enormen Entfernung werden uns dieselben aber wohl kaum anders als wie schwache Sterne mit verhältnismäßig großer und unregelmäßiger Eigenbewegung erscheinen, und ihr Erkennen als P. dürfte so bald kaum zu erwarten sein.

Außer Merkur und Venus werden alle großen P. von Nebenplaneten (s. d.) oder Monden umkreist, die dem bloßen Auge unsichtbar sind und daher erst nach Erfindung des Fernrohrs entdeckt wurden. Was das äußere Aussehen der P. betrifft, so kann man sie mit bloßen Augen nur an ihrem mattern und ruhigern Lichte erkennen, das eine Folge davon ist, daß sie nicht selbstleuchtend, wie die Sonne und die Fixsterne, sondern dunkle Körper sind, die ihr Licht erst von der Sonne erhalten. Im Fernrohr erscheinen alle P. (mit Ausnahme der Planetoiden) als Scheibchen, die eine von der gegenseitigen Stellung von Sonne, Erde und P. abhängige Phase zeigen. Bei Merkur und Venus, deren Bahnen zwischen Sonne und Erde liegen, treten genau die Phasen wie beim Erdmond auf, von der vollerleuchteten Scheibe bis zur schmalen Sichel und bis zur völligen Unsichtbarkeit.

Die Bewegungen der P. an der Himmelskugel sind scheinbar sehr unregelmäßig, indem sie sich bald nach Osten, bald nach Westen, bald schneller, bald langsamer bewegen, zuweilen auch ganz stillzustehen scheinen. Die Erklärung dieser Erscheinungen hat den frühern Astronomen viele Mühe gemacht, und erst Kopernikus erkannte den Zusammenhang zwischen den scheinbaren und den wahren Bewegungen. (S. Weltsysteme.) Thatsächlich bewegen sich die P. infolge der allgemeinen Anziehung oder Gravitation (s. Schwere) in elliptischen Bahnen um die im Brennpunkt stehende Sonne. Die Bewegung in diesen Bahnen erfolgt nach den Keplerschen Gesetzen (s. d.). Zur Festlegung der Bahn eines P. ist die Angabe von sechs Bestimmungsstücken, den Elementen (s. d.), notwendig. Namentlich für die großen P., von denen schon lange Zeit Beobachtungen vorliegen, sind die Elemente mit außerordentlicher Schärfe bestimmt. Auf Grund derselben sind die ^[Spaltenwechsel] Planetentafeln berechnet worden, mit deren Hilfe man leicht jederzeit den Ort finden kann, wo der Planet am Himmel steht. Die neuesten und am meisten angewandten Planetentafeln sind die von Leverrier in den "Annalen der Pariser Sternwarte" veröffentlichten, die den Ort der P. bis auf wenige Bogensekunden genau angeben. Die Neigung der Bahn gegen die Erdbahn ist bei den großen P. fast durchweg sehr klein; die größte Neigung, 7°, besitzt Merkur. Hingegen schwanken die Neigungen der Planetoiden zwischen 1° und 35°. Auch die Excentricität der Bahn ist bei den Planetoiden viel beträchtlicher als bei den großen P., so daß die Bahnen einzelner der erstern ziemlich stark von der Kreisform abweichen. Aus dem dritten Keplerschen Gesetz erhellt, daß die P. hinsichtlich ihrer Umlaufszeit dieselbe Reihenfolge beobachten, wie hinsichtlich ihres Abstandes von der Sonne. Je weiter sie von der Sonne entfernt sind, desto größer ist auch ihre siderische Umlaufszeit, d. h. der Zeitraum eines vollständigen Umlaufs um die Sonne. In Bezug auf ihre Größe kann man drei Klassen von P. unterscheiden: die kleinen oder Planetoiden; die vier mittlern: Merkur, Venus, Erde, Mars; die vier großen: Jupiter, Saturn, Uranus, Neptun. Die mittlern sind der Sonne am nächsten, die großen am entferntesten; zwischen jenen und diesen stehen die kleinen. Die großen P. zeichnen sich, soweit bis jetzt bekannt, auch durch ihre schnelle Achsendrehung, 10<sup>h</sup>, aus. Die scheinbare Größe der P. hängt nicht nur von ihrer wirklichen Größe, sondern auch von ihrem Abstande von der Erde ab. Von allen P. kommt aber Venus zu gewissen Zeiten der Erde am nächsten, bis auf 38 Mill. km, und dann erscheint sie uns größer als irgend ein anderer Planet, indem ihr größter scheinbarer Durchmesser dann 63 Sekunden beträgt, während er zur Zeit ihres größten Abstandes von der Erde auf 9 Sekunden herabsinkt.

Schon im Altertum teilte man die P. (ohne die Erde) in obere und untere ein in Bezug auf ihre scheinbare Stellung zur Sonne und nannte diejenigen untere, die immer nur nahe bei der Sonne zu sehen sind, obere diejenigen, die auch in den späten Nachtstunden am Himmel stehen und sogar um Mitternacht kulminieren können. Hiernach gehören nur Merkur und Venus zu den untern, alle übrigen aber zu den obern P. Die untern P. können sowohl in obere wie in untere Konjunktion mit der Sonne kommen, nie aber in Opposition, die obern P. aber nur in obere Konjunktion, wohl aber auch in Opposition. (S. Aspekten.) Auch zeichnen sich die untern P. dadurch aus, daß sie, allerdings nur selten, vor der Sonnenscheibe vorübergehen und auf dieser als dunkle Scheibchen gesehen werden können. (S. Durchgang.) Die Untersuchung der P. mit dem Spektroskop hat ergeben, daß ihre Spektra Ähnlichkeit mit dem Spektrum der Sonne haben, doch sind bei Jupiter im Rot und Gelb beträchtlich mehr dunkle Linien erkannt, die der Jupiteratmosphäre zugeschrieben werden. Das Spektrum des Saturns hat zahlreiche Absorptionslinien, die als Zeichen einer wasserdampfhaltigen Atmosphäre anzusehen sind; bei Uranus und Neptun sind mehrere schwarze breite Streifen in Blau, Grün, Gelb und Orange gefunden.

Auf der Karte zum Artikel Sonnensystem sind die Bahnen der Hauptplaneten nach ihrer Form und gegenseitigen Lage verzeichnet. Der von den Planetoiden eingenommene Raum ist durch dunklere Farbe ausgezeichnet. Jeder Planetenbahn ist