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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Richelieu (Herzog von, Marschall) - Richmond (in England)
- Vgl. Rankes Darstellung in der "Französischen !
Geschichte", Bd. 2 u. 5 (4. Aufl., Lpz. 1876-77);
Topin, I.0U13XIII st 1^. (Par. 1876; 2. Aufl. 1885):
Zeller, 15. 6t leg inini8ti-s3 äs I.0U13 XIII, 1621
-24 (ebd. 1880); Houssaye, 1.6 caräinai äs Ils-
ruUs et. Is cai-äinai äs 1^. (ebd. 1875); Caillet,
I^aäminiLti-ation sn Francs 80U8 Is iniiii3tsi'6 äs
Ii. (2 Bde., ebd. 1860); d'Avcnel, R. st Ia monai-^is
adLows (4 Bde., ebd. 1884-90); Lacroix, N. a
I.U^0N, 8H ^6UN6886, 80N 6pi8S0ptTt (ebd. 1890);
Fagniez, 1.6 psi-s ^08sM st ^. (2 Bde., ebd. 1894).
Richelieu (spr. risch'liöh), Louis Francois Ar-
mand du Plessis, Herzog von, Marschall von Frank-
reich, geb. 13. März 1696, ein Urnefse des Kardi-
nals und Sohn von Armand Jean de Vignerot,
wurde 1710 an den Hof gebracht, bereits 1711, da
er einer Dame der königl. Familie gefäbrlich wurde,
verheiratet und unter Obhut eines geistlichen In-
structeurs in die Vastille geschickt. Nach einer Ge-
fangenschaft von 14 Monaten trat er in die Armee
und wohnte dem Feldzug von 1712 als Adjutant
des Marschalls Villars bei. Mit Ludwigs XIV.
Tode kehrte R. an den Hof zurück. In alle Bewe-
gungen gegen den Regenten Philipp von Orlians
(s. d.) war er verwickelt, seine Teilnahme an der Ver-
schwörung Cellamarcs (s. d.) führte ihn 1719 von
neuem ins Gefängnis, nach sechs Monaten befreiten
ihn die Fürbitten seiner Freunde und Freundinnen.
Dem glänzenden Hofmann brach die Zeit polit. Be-
thätigung erst unter Ludwig XV. an: 1725 - 29
war er Gesandter in Wien; im poln. Erbfolgekriege
kämpfte er unter dem Marschall Berwick am Rhein.
1738 wurde er Statthalter des Königs in Langucdoc,
in welcher Eigenschaft er den Hof zur Einstellung der
Verfolgung gegen die Protestanten bewog. Ludwig
erhob ihn 1744 zum ersten Kammerbcrrn, kurz
darauf zum Generallieutenant; als solcher kämpfte
er mit Auszeichnung 1745 bei Fontcnoi. Ende
1746 führte ihn eine diplomat. Sendung nach
Dresden, das Jahr darauf eine militärische nach
Genua, das er gegen Österreich verteidigte; der
Marsckallstab war 1748 sein Lohn. 1755^ verlieh
ibm der König das Gouvernement Guyenne und
Gascogne, wo R. sich durch Härten und übergriffe
den übelsten Ruf erwarb. 1756 eroberte er Port-
Mahon. Im Siebenjährigen Kriege stellte ihn die
Gunst der Pompadour an die Spitze des Heers, er
zwang den Herzog von Cumbcrland 1757 zur Kon-
vention von Zeven; aber die Erfolge hielten nicht
an. N. wurde abberufen und spielte von da ab, obne
Amt, als Günstling der Pompadour, dann der Tu-
barry eine Rolle. Ein Virtuose der Gesellschafts-
kunst, verkörperte er in seiner Persönlichkeit und
seiner Stellung das Hoflcben des 18. Jahrh., den
Rokoko, am charakteristischsten. Die königl. Gunst
verlor er, als mit Ludwig XVI. der Geist reinerer
Sitte einkehrte. Er starb 8. Aug. 1788. Soulavie
gab heraus cMemoii-ss än inai-sodal äs N." (9 Bde.,
Par. 1790; deutsch, 9 Bde., Jena 1790-1800), die
nur teilweise echt sind. - Vgl. Faur,Vis ^rivss äu
uiÄi-öckal äs k. (3 Bde., Par. 1790; 2. Aufl. 1792;
deutsch, 3 Bde., Hamb. 1791). ^Hügelland.
Nichelsdorfer Gebirge,s. Hessisches Berg- und
Nichepin (spr. risch'päng), Jean, franz. Dichter,
geb. 4. Febr. 1849 zu Möd^ah (Algerien), besuchte das
Lyceum in Douai und die Normalschule in Paris
und widmete sich dann der Litteratur. Er führte
den Naturalismus in die Lyrik ein durch feine, von
der Negierung zuerst beschlagnahmte, dann wieder
Brockhaus' Konvcrsations-L?xilon. 14. Aufl. xm.
freigegebene "(^3.118011 äs8 FU6ux" (Par. 1876;
(^usux äs3 cliampZ, ^ueux äs I'ariZ, nou8 autrsg
ssusux); es folgten die "(^rs88S8" (1877; 2. Aufl.
1890), die neben manchem Häßlichen und Uufaubern
auch prächtige Verse enthalten; der Roman "I.a
^w" (1881), den er 1883 dramatisierte, dann "1.68
bw8Mm63" l1884; 2. Aufl. 1890), eine Sammlung
wüster Schmähungen gegen Gott, Vernunft, Natur,
Fortschritt u. s. w., und "1.3. msr" (1886 u. ö.).
Er versuchte sich auch im Drama: "Xana Z^id"
(1882), "^lonkisui- ßcapin", eine geistvolle Nach-
abmung Molicres (1886), "1.6 Nidn8tisr" (1888)
und "I^s cliisn äs Faräs". Seine Romane ("^u1e8
VaI1e8", 1872; "Huatrs pstit8 i-oman8", 1882;
"Niai-Kii, 1a. üiis 3. I'oui-8S", 1883; "Noi^isur
vsätrsinÄux" u. a.) sind wenig hervorragend. In
"I.s pHvs" (1886) giebt er wehmütig-komischeBilder
aus dem Pariser Straßenleben. Auch schrieb R. 1890
für Massenets große Oper "1.6 ina^s" den Text.
Sein Drama in Versen "?ar 1^ Floirs" wurde 1892
in der ^omoäis I>3li^i86 aufgeführt. Dann folgte
ein Roman "I.'aiins" (1893) und zuletzt gab die <üo>
insäis I>I.i^3.i3s fein Drama "Vsi-8 la^ois" (1894).
Nichmannsche Negel, eine 1748 vom Physiker
l Georg Wilh. Richmann (geb. 23.Iuli 1711 in
! Pernau, gest. 6. Aug. 1753 als Mitglied der Aka-
! dcnüe der Wissenschaften in St. Petersburg) auf-
^ gestellte Formel zur Berechnung der Temperatur
der Mischung von gleichartigen Flüssigkeiten ver-
schiedener Temperatur. Bedeuten N und m die
Mengen der zu mischenden Flüssigkeiten, 'I und t
ihre zugehörigen Temperaturen vor der Mischung,
so ist ihre gemeinschaftliche Temperatur nach ihrer
Turchmischung^ ^ (^I-i- int): (N -^ m). Ist eine
bestimmte Mischtemperatur aus den gegebenen
Temperaturen der beiden Flüssigkeiten zu erzielen, so
läßt sich mit der R. R. die eine Flüssigkeitsmasse be-
rechnen, wenn die andere bekannt ist. Mischt man
zwei Flüssigkeiten von verschiedener spec. Wärme
3 und 8, so ist ^181 > m8t): (^Is ^ ni8) die Tem-
peratur der Mischung. Diese letztere Formel gilt
als die erweiterte R. R.
Richmond (spr. ritschmönnd),Municipalborough
in der engl. Grafschaft Surrey, wcstl. Vorort Lon-
dons (13 km vom Bahnbof Charing Croß), am
rechten Ufer der von einer Steinbrücke überspannten
Tbemse und an drei Bahnlinien hübsch gelegen, hat
(1891) 22 684 E., eine thcol. Schule der Methodisten,
ein Theater, ein Observatorium, eine Hauptkirche
mit Grabdenkmälern berühmter Männer und einen
912 Kll großen königl. Park. Berühmt ist besonders
die sog. Terrasse neben der in den Park führenden
Straße, mit überraschender Fernsicht. R. ist belieb-
ter Ausflugsort der Londoner. - Der Ort war bis
in die neuere Zeit nur ein Dorf, das ursprünglich
Shcen hieß, unter Eduard I. an die Krone kam und
wo Heinrich V. den alten königl. Palast neu aus-
bauen ließ. Den Namen R. erhielt es erft von
Heinrich VII. Der Palast war seit dem 14. Jahrh.
Residenz und nach dem Neubau 1500 lange Lieb-
lingsaufenthalt der Könige. 1648 ließ ihn das Par-
lament niederreißen.
Nichmond (fpr. ritschmönnd), Municipalborough
im North-Riding der engl. Grafschaft Jork, am
Swale, hat (1891) 4216 E., Trümmer einer von
Alan dem Roten, Neffen Wilbelms des Eroberers,
erbauten Feste; Eisen- und Messinggießerei, Gerberei
und Papierfabrikation. Der Ort giebt der Familie
Lennox den Herzogstitel.
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