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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Säge - Sägemaschinen
Heldensage (s. d.). Auch an ältere Kunstwerke haben
sich immer gern S. geknüpft, in denen das Volk
das Kunstwerk, dessen wirkliche Bedeutung ihm un-
bekannt ist, sich auf seine Weise zu erklären sucht,
sowie andere S. dadurch entstehen, daß das Volt
Personen- oder Ortsnamen sich deutet und daraus
eine Geschichte macht. Man nennt solche S.ätiolo -
gische. Erfolgt die Bildung der Volkssagc schon in
der Urzeit, zugleich mit den Anfängen der Gesittung,
mit der Gestaltung der Religion und des Rechts, so
greift die Phantasie über die bloßen Ereignisse des
Menschenlebens hinaus, faßt, um dem Bedürfnisse
des Geistes zu genügen, zuerst unter Anregung der
natürlichen, bald auch der sittlichen Erscheinungen
die Gottheit in eine Anzahl persönlicher Formen,
läßt diese handelnd auftreteu und verfährt mit den
Handlungen, Zuständen und Erlebnissen, welche
dann von diesen gottlichen Personen erzählt werden,
ganz in derselben Weise wie mit histor. Begeben-
heiten. Überlieferung diefer Art heißt Göttersage
oder Mythus (s. d.) und, wenn sie auf dem Gebiete
monotheistischer dogmatischer Religionen und vor-
zugsweise der christlichen auftritt, Legende (s. d.).
Die Helden- und Göttersage laufen durch Iabrbun-
derte nebeneinander her und teilen gleiches Schick-
sal. Ältere Gestalten verschwinden gänzlich, und
was von ihnen erzählt ward, vererbt sich ganz oder
teilweise entweder auf einen oder mehrere ihrer bis-
berigen Genossen oder auf neu eintretende Perfonen.
Andere werden zwar von der Gefamtheit des Volks
allmählich vernachlässigt, finden aber bei diesem oder
scnem Stamme besondere Guust und Pflege, wäh-
rend dagegen wieder andere von einem einzelnen
Stamme her Ansehen und Verbreitung durch das
ganze Volk erlangen. Dabei müssen sich natürlich
in der S., welche ihrem Ursprung gemäß stets be-
stimmte Anknüpfung an Ort und Zeit verlangt und
hierdurch sich wesentlich vom Märchen (s. d.) unter-
scheidet, die mannigfachsten Verschiebungen der
Raum- und Zeitverhältnisse einstellen, so daß selbst
Ereignisse und Personen, die um Hunderte von
Meilen und Jahren auseinander liegen, unbedenk-
lich um einen neuen gemeinschaftlichen Mittelpunkt
gruppiert werden. Anch treten noch vielfache und
im Verlaufe wachsende Beziehungen und Übergänge
zwischen Mythus und S. hinzu: Götter sinken herab
zu Helden, werden folglich an bestimmte Zeit- und
Raumvcrhältnisse geknüpft und vermenschlicht, an-
dererseits werden Helden unter die Götter erboben
und demgemäß der irdischen Beschränkung entkleidet.
Aus einem solchen durch die Verbindung der Helden-
und Göttersage gebildeten Grunde erwacksen dann
die Volkscpen, von denen die Ilias und die Odyssee
die vollendetsten Beispiele darbieten. Man spricht
auch von Tiersagen, aber dem Wesen der E. und
des Märchens entspricht doch besser die Bezeicknung
Tier Märchen. Die örtlichen und geschichtlichen,
zum Teil noch im Volk lebenden deutschen S. haben
die Brüder Grimm, "Deutsche S." l2 Bde., Berl.
1816-1"; 3. Aufl. 1891), zuerst planmäßig aus
ältern schriftlichen Quellen und aus dein Volks-
munde gesammelt und ohne Ausschmückung und
Ausputz wiedererzäblt, und diese Sammlung ward
das Muster der zahlreichen, seitdem erschienenen
Sammlungen. - Vgl. I. Braun, Naturgeschichte
der S. (2 Bde., Münch. 1864-65); von Hahn,
Sagwisscnschaftliche Studien (Jena 1876); Henne
am Rhyn, Die deutsche Volkssage (2. Aufl., Wien
1879). über die deutsche Sagenlitteratur vgl. Pauls
Grundriß der german. Philologie, Bd. 2, Abteil. 1
(Straßb. 1893), S. 776 fg.
Säge, Wertzeug, s. Sägen.
Sägebarsche <36i-i-^nu8), eine zahlreiche (140
Arten umfassende) Gattung meist tropischer See-
raubfische aus der Familie der Barsche, mit starker
Vezahnung, ziemlich hohem, seitlich zusammen-
gedrücktem Körper, starker Stachelbewaffnnng der
Rücken- und Afterflossen und oft lebhaften Farben;
manche sind Zwitter. Der gemeine Eä'gebarsch
(Zei'i-ainiZ c^In-illH ^/., s. Tafel: Fifche II, Fig. 4)
wird bis 30 cm lang und ist gemein im Mittelmeer
und an Europas Westküste, seltener im Kanal.
Sagebaum, soviel wie Sadebaum (s. d.).
Sagebienrad, s. Wasserrüder.
Sägedach, Sheddach, s. Dach (Bd. 4, S. 672a)
und Dachstuhl (Bd. 4, S. 678d).
Sägefeile, s. Feile (Bd. 6, S. 634^).
La.ß's-koinnis (frz., spr. hahsch famm), f. Heb-
amme.
Sägefische (^riLtiäas), meist große, trotz der
langgestreckten Haifischgestalt durch Lage des Mauls,
der Nasenlöcher und Anordnung der Brustflossen zu
den Rochen gehörende Knorpelfische, die durch die
Oberschnanze ansgezeichnet sind, die in eine lange,
horizontale, schwertförmige, an beiden Rändern mit
spitzigen, eingekeilten Zähnen besetzte Platte (Säge)
verlängert ist. Das quergestellte, von Ober- und
Unterkiefer gebildete Maul liegt weit hinter der Säge.
Der gewöhnliche Sagefifch oder Sägehai
(I'i'iötiz auti^uorum _^ai/iam, s. Tafel: Fifche VII,
Fig. 3), der das Mittelländische Meer und den At-
lantischen Ocean bewohnt und hoch nach Norden
hinaufgeht, wird 4 - 5 m lang und hat eine glatte,
graue, am Rücken schwärzliche Haut. Sein aus
stumpfeckigen Zähnen bestehendes Gebiß könnte nur
kleinen Fiscken, Weichtieren und Krustern gefährlich
werden, wohl aber ist seine 1-1,5 m lange Säge
eine furcktbare Waffe, die benutzt wird, um andern
großen Tieren, Walen, Kopffüßern u. a., bald Stücke
Fleisch aus dem Körper zu reißen, bald den Bauch
aufzuschlitzen, worauf die hervorquellenden Einge-
weide vom Sägefisch gefaßt werden. Das Fleisch
ist ungenießbar; doch liefert der Eägefifch Thran.
Sägemaschinen, Maschinensägen, im Ge-
gensatz zu den Handsägen (s. Sägen) solche Säge-
vorrichtungen, bei denen das Sägeblatt nicht un-
mittelbar von der Hand des Arbeiters bewegt wird,
sondern durch Vermittelung eines kraftübertragen-
dcn und zugleich als Führung dienenden Mechanis-
mus die Kraft des Arbeiters oder eines Motors
erhält. Das Blatt gebt entweder hin und her, wie
bei der Baumfallmai'chine, den Gattersägen und den
Deeoupiersägen, oder läuft immer in derselben Rich-
tung um, wie bei den Bandsägen, den Kreissägen
und Cylindersägen.
Die von Ransome & Co. in London konstruierte
Vaumfällmaschine (s. Tafel: Sägemaschi-
nen, Fig. 1) bietet den Vorteil, daß der Baum
direkt über der Oberfläche abgeschnitten werden
kann, wäbrend bei der Füllung durch Handarbeit
ein Stück des besten Holzes stehen bleiben muß.
Das 2,5-3 m lange, fuchsschwanzförmige Säge-
blatt wird durch den Kolben eines Dampfcylinders
bin und her bewegt, der seinen Dampf durch starke
Schlaufe aus einem fahrbaren Dampfkessel erhält.
Der Cylinder ist durch ein Handrad um einen aus
dem Gestell befestigten Zapfen drehbar, so daß das
Sägeblatt bei festliegender Grundplatte den stärk-