Schnellsuche:

Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Diese Seite ist noch nicht korrigiert worden und enthält Fehler.

585
Schonerbrigg - Schönhals
voll(rah-)getakelt ist, während Groß-und Bcsanmast
Gaffelsegel und Gaffeltoppsegel führen.
Schonerbrigg, ein zweimastiges Segelschiff,
dessen Fockmast rahgetakelt ist und dessen Großmast
cm Gaffelsegel und Topsegcl führt.
Schönerer, Georg, österr. Politiker, geb. 17. Juli
1842 in Wien, widmete sich der Landwirtschaft und
Achorte seit 1873 dem östcrr. Abgeordnetenhause an,
wo er sich als extremer Deutschnationalcr und Anti-
semit bemerkbar machte. 8. März 1888 war er
mit mchrern Gesinnungsgenossen in das Nedak-
tionslokal des "Neuen Wiener Tageblatts", eins
der sog. Iudenblätter, eingedrungen, um die Re-
dacteure zur Rede zu stellen, die durch Extrablätter
die falsche Nachricht von dem Tode Kaiser Wilhelms I.
verbreitet hatten, und wurde 5. Mai wegen Ver-
brechens der öffentlichen Gewaltthätigkeit zu 4 Mo-
naten schweren Kerkers und zum Verluste des Adels
und desAbgeordnetcnmandats verurteilt. S.ist auch
jetzt noch in der von ihm begründeten Halbmonats-
schrift "Unverfälschte Deutsche Worte" ein Ver-
fechter deutsch-nationaler Ideen in Österreich.
Schonergaleote, Schissstypus, f. Galeote.
Schonertuff, Schiffstypus, s. Kuff.
Schöne Seele, s. Schön und Klettenberg (Su-
sanne Katharine von).
Schönewalde, Stadt im Kreis Schweinitz des
preuß. Rcg.-Vcz. Merseburg, hat (1890) 1038 E.,
darunter 28 Katholiken, Post, Telegraph, Dampf-
säge- und Olmüble, Flachsbau und -Handel.
Schöne Wissenschaften, s. Schön.
Schönfeld, Eduard, Astronom, qeb. 22. Dez.
1828 zu Hildburgbausen, studierte in Marburg und
Vonn, wurde 1853 Observator an der Sternwarte
zn Vonn, wo er hervorragenden Anteil an der
10 Jahre dauernden Durchmusterung des nördl.
Himmels nahm. 1859 wurde S. Direktor der Mann-
beimer Sternwarte und lieferte in dieser Stellung
wertvolle Positionsbestimmungen von Nebelflecken,
welche im 1. und 2. Bande der "Mannheimer Be-
obachtungen" (Mannh. 1862 und Karlsr. 1875) ver-
öffentlicht sind, namentlich aber zahlreiche Vcoback-
tungcn und Untersuchungen über die veränderlichen
Sterne. Er wurde 1875 als Argelanders Nacb-
folgcr nach Vonn berufen und war seitdem beson-
ders mit der Fortsetzung der Durchmusterung des
nördl. Himmels bis 23" südlich vom Äquator be-
schäftigt. Die Ergebnisse dieser letztcrn Arbeit sind
in zwei größern Werken: "Bonner Sternoerzeicbnis,
IV. Sektion" und "Bonner Sternkarten, 2. Serie"
veröffentlicht. S. starb 1. Mai 18l)1^in Bonn.
Schönfließ in der Neumark, ^tadt im Kreis
Königsberg in der Neumark des preusi. Reg.-Bez.
Frankfurt, an der Rörike und am Rörikcsce, bat
(1890) 2907 E., darunter lO Katboliken und 89 Is-
raelitcn, Post, Telegraph, Stärkefabriken, Brauerei,
Molkerei, Ziegeleien, Bienen-, Rindviehzucht, Han-
del mit Getreide und Wolle und Pferdemärkte.
Schonga, Handelsplatz in Afrika, s. Nupe (Volk).
Schongau. 1) Bezirksamt im bayr. Reg.-Bez.
Oberbavern, hat 561,43 ^in und l1890) 18 578
(9049 männl., 9529 weibl.) E. in 28 Gemeinden mit
322 Ortschaften, darunter 1 Stadt. - 2) Bezirks-
stadt im Bezirksamt S., links am Lcch, in 060 m
Höhe auf einem kleinen Plateau, an der Neben-
linie Augsburg-S. (68,2 km) der Vavr. Staatsbah-
nen, Sitz eines Amtsgerichts (Landgericht Kempten",
bat (1890) 1977 E., darunter 30 Evangelische, Post,
Telegraph, alte Mauern und Türme, ehemaliges
Kloster: Holzstofffabrik, Rotgerbereien, Molkereien,
Brauereien, Säge-, Lohmühlen, Ziegelei, Viehzucht.
- Vgl. Boxler, Geschichtliche Nachrichten des königl.
Landgerichts S. (2 Hefte, Augsb. 1831); Geschichte
und Denkwürdigkeiten der Stadt S. (Nördl. 1852).
Schongauer, Martin, anch Martin Schön,
Hübsch M artin, von den Italicnern Vel Mar -
tino genannt, Maler und Kupferstecher der Ober-
deutschen Schule des 15. Jahrb., geb. in Colmar,
gest. daselbst 1488. Wichtig war die Einwirkung der
Altfiandrischen Schule auf ihn, welche er wahrschein-
lich bei Nogier van der Weyden dem Altern an Ort
und Stelle kennen lernte. Er gründete in Colmar
eine zahlreich besuchte Schule, zu der seine Brüder
und Verwandten gehörten. Seine Arbeiten gingen
früb nach Italien und Spanien. Perugino soll mit
ibm in freundschaftlicher Verbindung gestanden
haben: Michelangelo kopierte in seiner Ingend den
von S. verfertigten Kupferstich: Versuchung des
heil. Antonius. Zwar hat er den Realismus, wie ihn
zuerst die van Eyck ausgebildet haben, schon ganz in
sich aufgenommen, doch geht er nicht auf das Ein-
zelne ein, bezeichnet z. B. die Stoffe nicht, deutet die
landschaftlichen Hintergründe nur an, faltet die Ge-
wänder fchärfcr und verführt im Kolorit minder
i energisch. Sein vorzüglichstes Werk ist die 3Nadonna
! im Mosenhag (jetzt im Qucrschiff der Martinstirche
! zu Colmar und sebr übermalt), fast mehr als lebens-
, groß. (S. Tafel: Deutsche Kunst VI, Fig. 1.)
! Nur wenige andere Bilder, darunter einige feine
! kleine Darstellungen in Wien und München, können
ihm zugeschrieben werden. S.s künstlerische Be-
deutung nach ihrer ganzen Tragweite wird aber erst
aus seinen Kupferstichen ersichtlich, die vor Dürer
nicht ihresgleichen haben. In seinen Darstellun-
gen, unter denen die Passion Christi, die große
Krcuztragnng, Die Iakobsschlacht, Die klugen und
die tbörichten Jungfrauen, Die Versuchung des
heil. Antonius, Der Crucifirus die bekanntesten sind,
zeigt er eine ebenso große dramat. Gestaltungskraft
als zarte Innigkeit der Empfindung, zugleich ein
boch entwickeltes Schönheitsgefühl. In der Stecher-
kunst knüpft er an den sog. Meister E. S. an und
bringt sie durch Ausbildung des Verfabrens, durch
kräftiges Modellieren von Licht und Schatten zu
bedeutender Höhe. Seine Stiche veröffentlichten
Amand-Turand und Duplcssis (Par. 1881). - Vgl.
von Wurzback, Martin S. (Wien 1880); D. Vurck-
hardt, Die Schule S.s am Oberrhein (Bas. 1888).
Schöngeist, Verdeutschung des franz. Mode-
wortes dei eLpi-it; seit der Mitte des 18. Jahrh,
ist der Ausdruck geläufig, anfangs als "schöner
Geist". Es bedeutet einen Mann, der sich mit den
de1i68'i6tti-68, der "schönen Litteratur" beschäftigt.
Der tadelnde Beigeschmack von selbstgefälliger Geist-
reickigkeit, der dem Worte jetzt anhaftet, hat ihm ur-
sprünglich gefehlt.
Schöngrün, grüner Zinnober, eine Mi-
schung von Cbromgelb und Berliner Blau.
Schöng-tfching oder Echöng-king, chines.
Provinz der Mandschurei, s. Sching-king.
Ho/i6n/i., bei wissenschaftlichen Infektennamen
Abkürzung für Christoph Joseph Schönherr,
einen schwed. Entomologen, besonders Kenner der
! Rüsselkäfer, geb. 1772, gest. 1848. Von ihm "ttknera
! et 8peci68 curculioniclnm euiQ LMON^iniH Iiu^uß
! tHmi1w6" (8 Bde., 16 Tle., Lpz. 1834-45).
Schönhals, Karl, Ritter von, österr. Feldzeug-
meister, geb. 15. Nov. 1788 zu Vraunfels bei Wetz-