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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Seehase - Seehunde
Seiten dieses Flusses sich vorfand, der S. zunächst
zum Kauf, hauptsächlich für Spanien, angeboten
werden, überdies war sie bestimmt, Reederei und
Handel aller Art zu treiben. Das Betriebskapital
bestand aus 1200000 Tblrn. in 2100 Aktien, von
denen nur 300 mit 10 Proz. verbürgtem Zins ins
Publikum kamen. Die Anstalt erhielt 1791 eine eigene
Gencraldirektion; 1794 wurde die Zinsgarantie für
das um 300000 Thlr. vermehrte Aktienkapital auf
5 Proz. ermüßigt und das Wachsmonopol aufge-
hoben, dagegen der S. gestattet, allenthalben Comp-
toire zu errichten, Schiffbau und Reederei zu treiben
und alle kaufmännischen und Wechselgeschäfte aus-
zuführen. Laut einer Erklärung vom 15. Juli
1795 standen ihr fortan in Handelssacken mit Aus-
nahme des Salzhandels keine Vorrechte zu. Die
Ereignisse des I. 1806 hatten für die S. die un-
glücklichsten Folgen; die 17^ Mill. Thlr., welche
sie dem Staate vorgeschossen, wurden nicht zurück-
gezahlt, daher sie auch ihre Gläubiger nicht befrie-
digen konnte und ihre Obligationen im Sommer
1808 auf 30^ Proz. sanken. Ihre Obligationen
und Aktien wurden 1810 in Staatsschuldscheine
umgeschrieben; als besondere Abteilung des Finanz-
ministeriums wickelte sie ihre kaufmännischen Ge-
schäfte ab, betrieb den Salzhandel nur noch auf-
tragswcise und besorgte gegen Ersatz der Auslagen
und ^ Proz. Provision alle Geld- und Wecksel-
geschüfte für den Staat, wodurch sie nach und nach
zu einem bedeutenden Kapitalstock gelangte und in
Stand gesetzt wurde, später ganz erhebliche Zuscküsse
zu den Staatsausgabcn zu leisten. Am 17. Jan.
1820 wurde sie als unabhängiges Geld-und Handels-
institut des Staates mit unumschränkter Vollmackt
und persönlicher Verantwortlichkeit des Generaldirek-
tors (damals des Ministers Rotder) erklärt, unter
Bürgschaft des Staates. Hauptsächlich brachte sie
bedeutende Anleiben unter, baute Straßen, konver-
tierte Staats- und provinzielle Schulden, nutzte
überhaupt ihre Doppelstellung zwischen der Staats-
regicrung und den privaten Bankiers auf das vor-
teilhafteste aus, auch seit 1848, wo sie wieder dem
Finanzministerium unterstellt wurde. Erregte sie
in dieser Hinsicht, zumal unter Camphauscns Lei-
tung 185-1-69, konstitutionelle Bedenken bei den
liberalen Parteien, so wurden dieselben ihrem Ge-
schäftsbetrieb dock nicht gefährlich, da sie der Staats-
kasse jährlich mehrere Millionen Mark Einnahmen
zuführt. Hingegen mußte die S., seit 1844 stark
angegriffen von den Großindustriellen wegen ihrer
zahlreichen und zum Teil großartig ausgestatteten
gewerblichen Unternehmungen, die letztcrn nach und
nach aufgeben, so daß sie gegenwärtig nur noch die
Vromberger Mühlen und die Flachsgarn-Maschinen-
spinnerei zu Landeshut in Schlesien betreibt und sich
fast ausschließlich aufdcnGeld-, Wechsel- undEffckten-
verkehr, also das eigentliche Bankgeschäft, beschränkt.
Im Etatsjahre 1893/94 belief sich der gesamte
Vuchumsatz der S. einschließlich des Kassenumsatzes
von 1810,3 Mill. und 975,6 Mill. Depositen auf
3946,7 Mill. M. An Lombarddarlehen wurden
282,3 Mill. M. gewährt. Die Depots verschiede-
uer Interessenten in Effekten, Hypotheken u. s. w.
betrugen in Einnahme 841,? Mill., in Ausgabe
422,7 Mill. M. Die S. beteiligte sich bei mebrern
Konsortialgeschäften zur Übernahme von Anleihen.
Ferner wurden für fremde Rechnung An- und Ver-
käufe von Effekten und Wechseln u. s. w. in Hohe
von 175,5 Mill. M. bewirkt, wovon auf das könig-
lich preuh. Finanzministerium allein 156,5 Mill. ent-
fallen, und für letzteres außerdem 294,8 Mill. M.
Lombarddarlehen ausgeliehen. Das Kapitalconto
der S. betrug 33,9 Mill. M., der gcfamte Nein-
gewinn belief sich für 1893/94 auf 2,045 Mill. M.
oder 6,04 Proz. In den beiden gewerblichen Unter-
nehmungen war ein Kapital von zufammen
2,4 Mill. M. befchäftigt, welches einen Ertrag von
93327 M. - 3,92 Proz. ergeben hat. Jetziger Prä-
sident der S. ist Wirkl. Geheimrat von Vurchard.
Das königl. Leihamt in Berlin (s. Lombard) steht
unter Aufsicht und Kontrolle der S. über die frühem
Perioden des Instituts geben Aufschluß: (Rother,)
Die Verbältnisse des königl. Seehandelsinstituts
(Lpz. 1845); Julius, Die S. und das bürgerliche
Gewerbcvorrecht (ebd. 1845).
Seehase ((^vcioptsi'ng), Geschlecht der scheiben-
bäuchigen, den Meergrundeln (s. d.) nahe verwandten
Fische (DiZcodoli), deren Bauchflossen zu einem
runden, von einem Hautsaum umgebenen Haft-
apparat verwachsen sind, mit dem sie sich fest an
Steine ansaugen können; ihre Haut ist weich und
nackt bis auf einige wenige Reihen von eingelagerten
Knochenkörperchen und ihr Skelett verknöchert nicht
vollständig. Der gemeine S. ((^clopteruZ wiu-
pu8 2.., s. Tafel: Fische V, Fig. 14), Lump,
Lumpfisch, wird bisweilen meterlang, ist meist
oben schwarzgrau, unterhalb heller; er findet sich
baufig an den deutschen Küsten, auch der Ostsee,
sein schleimiges Fleisch wird aber wenig geschätzt.
Seehase, eine Seeschnccke, s. Hinterkicmer.
Seehausen. 1) S. in der Altmark, Stadt
im Kreis Osterburg des preuß. Neg.-Vez. Magde-
burg, am Aland, welcher mit der Biese westlich die
fruchtbare Wifche begrenzt, die sich östlich bis zu der
Elbe ausdehnt, an der Linie Stendal-Wittenberge
der Prcuß. Staatsbahnen, Sitz eines Amtsgerichts
(Landgericht Stendal), hat (1890) 3707 E., darunter
57 Katholiken und 15 Israeliten, Postamt zweiter
Klasse, Telegraph, Gymnasium, höhere Mädchen-
schule ; Fabrik landwirtschaftlicher Mafchinen, Pferde-
und Krammärkte. - 2) S., Kreis Wanzleben,
Stadt im Kreis Wanzlcben des preuß. Reg.-Vez.
Magdeburg, an der Nebenlinie Vlumenberg - Eils-
leben der Preuß. Staatsbabnen, hat (1890) 3162 E.,
darunter 279 Katboliken, Post, Telegraph; Zucker-
fabrik, Brauerei, Dampfmühle, Steinbrüche, Ziege-
leien und Kalkbrennereien.
Seehecht, f. Hechtdorsch.
Seehof, s. Achensee. Spiegel.
Seehöhe,die Höhe eines Ortes über dem Meeres-
Seehospize, s. Kinderheilstättcn.
Seehunde, Phoken, Unterordnung mcer-
bewobnender Säugetiere aus der Ordnung der?in-
nipodia (s. d.), ohne Spur von äußern Ohren, am
EHädel ohne Knochenfortsätze hinter den Augen-
höhlen. Bei der Familie dcr eigentlichen S. (1'lio-
ciäas) ist der Korper gestreckt, nach hinten verdünnt,
sischförmig, meist mit kurzen und anliegenden Haaren
bedeckt und gewöhnlich grau, seltener schwarz, braun
oder rotgelb, zuweilen scheckig. Das vordere Fuß-
paar ist kurz, einem Sckaufclruder ähnlich, und nur
die eigentliche Pfote steht frei vom Körper ab, wäh-
! rend der übrige Teil des Vorderfuhes von der
i Körperhaut umschlossen wird. Das hintere Fuß-
! paar ist ebenfalls sehr kurz, nach hinten gerichtet
und bis zur Fußwurzcl von der Körperhaut ver-
einigt und eingehüllt und stellt ein breites Ruder
l dar. Avischen ihm liegt der sehr kurze Schwanz.
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