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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Seekatz - Seekrankheit
tion nebst Karte: Kartenprojektionen. Fig. 6),
bei denen das richtige Verhältnis der Breitengrade
zu den Längengraden nicht hergestellt war. Erst
durch Mercator wurde 1569 diesem ubelstande durch
die Mercatorprojektion (Fig. 7) abgeholfen, die für
S. den großen Vorteil hat, daß die Lorodromische
Linie (s. d.) sich als Gerade darstellt und die Nord-
richtung, somit die ganze Windrose in allen Teilen
der Karte dieselbe Richtung beibehalt, was bei keiner
andern Kartcnprojcktion der Fall ist, wodurch also
jeder Kurs ohne weiteres in die Karte eingetragen
oder aus ihr entnommen werden kann. Naturgemäß
entsteht auf den vom Äquator entferntern Teilen der
S. eine wesentliche Verzerrung gegenüber der Kugel-
darstellung, die aber keinerlei Nachteile hat; nur die
Polarzonen könnm mit dieser Projektionsmethode
nicht dargestellt werden, da die Breitengrade dort
enorm anwachsen und schließlich (wie auch die Sekan-
ten der Breite) unendlich groß werden. Bei allen See-
schiffahrt treibenden Staaten sind Mcrcators S. in
Gebrauch; die hydogr. 'Amter führen die Küstcnauf-
nahmcn ihrer Gebiete aus und fertigen die ^. an. Hm
die Aufnahme und Herausgabe von S. der sämtlichen
Oceane hat sich namentlich die engl. sowie nordamerik.
und franz. Admiralität bei allen Seefahrern verdient
gemacht. Die S. werden nach der Größe des Maß-
stabs eingeteilt in General-, Segel-, Küsten-, Spccial-
und Hafenkarten. In jeder Seekarte sind die genauen
Umrisse der Küste und Untiefen, als Watten, Riffe,
Sandbänke und Klippen verzeichnet, ferner die ge-
nauen Positionen der durch Lotungen bei derKüstcn-
vermessung bestimmten Wassertiefen durch Ein-
schreiben derTicfenzahl in Metern an der betreffenden
Stelle vermerkt. Gewöhnlich werden dann noch die
gleichen Wassertiefen entlang den Küsten durch ver-
schiedenartig punktierte Linien markiert, so die 2, 4,
6 und 10 Meterlinien. Je nach seinem Tiefgang
kann jedes Schiff daraus beurteilen, welches Fahr-
wasser es innezuhalten hat und wie weit es sich ohne
Gefahr der Küste nähern kann. Alle Landmarken
und Seezeichen, wie Leuchttürme, Baakcn, Feuer-
schiffe, Bojen, Semaphorstationcn, Rettungsboots-
stationcn, Nebelsignalstationcn, Lotsenstationen,
werden meist in der Art eingetragen, daß ein be-
stimmter Punkt ihre genaue Lage andeutet, was für
Peilungen wichtig ist, während außerdem, wenn nö-
tig, ihre Gestalt durch besondere Zeichnung veran-
schaulicht wird. Richtung und Stärke der Gezciten-
sowie der Meeresströmungen werden ebenfalls dar-
gestellt. Auf den S. wird täglich in See das Be-
steck (s. d.) eingetragen und danach auf der Karte
der Kurs für die Weiterreise bestimmt. Hierzu dient
die in der Karte angebrachte Kompaßrose, die ge-
wöhnlich bereits den mißweisenden Kurs anzeigt,
indem das Novdcnde dicscr Rose um dcn Betrag der
Mihweifung von der astron. Nordrichtung abweicht.
Zur bequemern Orientierung bei Pcilungen sind
häufig auch die Leuchttürme und Feuerschiffe mit
solchen Kompaßrosen umgeben; außerdem wird jedes
Feuer durch einen roten Kreis auf der Seekarte
sichtbar gemacht. Beispiele von S. sind die See-
karte der Nordsee, Bd. 12, S. 432, und die
hierher gehörige, die deutschen Flußmündungen der
Nordsee darstellende Seekarte.
Seekatz, Job. Konr., Maler, geb. 1719 zu Grün-
stadt in der Pfalz, hatte feinen Vater Johann
Martin S. und seinen ältern Bruder Martin
S. (gest. 1705) zu Worms als Lehrer, arbeitete
dann einige Zeit unter Vrinkmanns Leitung in
Darmstadt und wurde 1753 kurfürstl. Hofmaler. Er
war auf das innigste mit Goethes Vater in Frank-
furt a. M. befreundet und starb 1768 zu Darmstadt.
S. malte in allen Gattungen der Malerei, schloß sich
aber namentlich an nicoerla'no. Vorbilder an. Bei
religiösen Darstellungen hielt er sich nvch^ Men
an die Art Ncmbranots, bei Allegorien dagegen
ahmte er Vanloo nach. Am gelungensten sind seine
Vauernscenen. Seine Bilder, die sich in Darm-
stadt, Mainz und Frankfurt a. M. finden, sind
etwas hart und nüchtern.
Seekatzen oder Kleinmäuler (OKiuiam'iäHL
oder Ilolocopliala), eine Unterordnung der Knorpel-
fische (s. d.), mit einer Hautfalte, die als Kiemendeckel
dient und vier versteckte Kicmenspalten überdeckt.
Der Schädel ist nicht in einen besondern Hirn- und
Gesichtsabschnitt zerfallen, sondern bildet durch Ver-
wachsung ein Ganzes und ist mit dem knorplig blei-
benden Rückgrat gelenkig verbunden. Die Ober-
zähne sitzen ohne Vermittelung eines Kiefers direkt
an der Schüdelkapfel. Der Schwanz ist lang und
fadenförmig; die Haut ist glatt; die Männchen haben
oben auf dem Kopf einen unpaaren, hakenförmigen
Auffatz. Die Tiere werden, inklusive des langen
Schwanzes, höchstens 1,5 in lang. Hierher gehört
(^iioriiMcQuä mit nur einer in den südl. Meeren
gemeinen Art und ^1iiiliü6ra. mit drei Species, von
denen eine, die Seekatze oder Spöke (01iimH6i'3.
ni0H3ti-083. Iv., s. Tafel: Fifche VIII, Fig. 1), auch
um Europa vorkommt, doch nicht in der Ostsee.
Seekentauren, s. Triton.
Seekiefer, s. (^tranokiefcr.
Seeklar nennt man ein Schiff, das fertig zur
Neisc ist. (S. Ausrüstung.)
Seeklima oder oceanisches Klima, das
gröhcrn Wasserflächen, besonders den Oceanen eigen-
tümliche Klima. Eine Wasseroberfläche erwärmt sich
unter Einwirkung der einfallenden Sonnenstrahlen
viel weniger stark und viel langsamer als eine Lano-
flächc, ebenso kühlt sie sich durch Ausstrahlung we-
sentlich weniger und langsamer ab. Die täglichen
und jährlichen Wärmeschwankungen sind demnach
viel geringer über größeren Gewässern, insbesondere
den Meeren und Oceanen, als über den Kontinenten.
Da außerdem der von größern Wasseransammlun-
gen aufsteigende Wasserdampf gern zur Wolken-
bildung Veranlassung giebt, so wird hier die Wir-
kung der Ein- und Ausstrahlung noch mehr ab-
geschwächt. Geringe Wärmeschwankungen sind also
der vorherrschende Charaktcrzug des S., bei dem
der Unterschied zwischen dem wärmsten und kältesten
Monat mit Ausnahme der Polarregionen nirgends
wesentlich über 15" 0. hinausgeht. Man könnte das
S. auch Inselklima nennen, da nicht zu große
Inseln völlig unter seinem Einflüsse stehen. - Vgl.
Lindcmann, Das S. (Lpz. 1893).
Seekohl, Pflanzenart, s. OHmd6.
Seekokos, Frucht, f. I^oäoic^a.
Seekrankheit MlM86^; engl. 86a-3iekn688; frz.
mal 66 11161-), das eigentümliche Unwohlfein, das
Scereisende infolge der schwankenden Schiffsbewe-
gungcn auch bei übrigens vollständiger Gesundheit
zu befallen pflegt. Es beginnt mit Übelkeit und
Schwindel und steigert sich bis zu wiederholtem Er-
brechen, worauf endlich Unempfindlichkeit gegen an-
dere Einflüsse und gänzlicher Lebensüberdruß bei
meist ungetrübtem Bewußtsein folgen. Die S. ist
ein zwar im höchsten Grade lästiges, jedoch nur bei
sehr schwachen Individuen oder bei dem Vorhanden-