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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Sevlijevo - Seward
tierischen Fetten, Stockfisch, Zucker, Kaffee, Tabak
von den Philippinen, Holz von Finland und Skan-
dinavien, Glas, Eisen und Eisenwaren, Maschinen,
Baum- und Schafwolle, Woll-, Baumwoll- und
Seidengeweben, Hanf, Flachs, Jute, Kohlen, Petro-
leum, Cement und Marmor. 1888 verkehrten im
Hafen 1402 Dampfer und 1322 Segler, meist spa-
nische und im Küstenverkehr, im Auslandsverkehr
auch enal., deutsche, schwed. und norweg. Schiffe.
Die lebhafteste Verbindung fand mit Barcelona,
Cadiz und Bilbao statt. S. ist auch Geburtsort der
Kaifer Trajan, Hadrian und Theodosius.
Geschichte. S., das alte Ilispaiig, eine Pflanz-
stadt der Phönizier, genannt Üeptieia, d. i. Niede-
rung, schon unter den Römern ein ansehnlicher Ort
und seit Julius Cäsar röm. Kolonie unter dem Na-
men "lulia. Ilomula, galt unter den Vandalen und
Westgoten als die Hauptstadt des südl. Spaniens,
.hier wurden 590 und 619 die beiden (üoneiliH
IIi8Mi6N8i3. abgehalten. 712 fiel die Stadt in die
Hände der Araber, die sie Ischbilijah nannten und
unter denen sie seit dem 11. Jahrh, zur bedeutend-
sten Stadt der Halbinsel emporblühte und 400000 E.
zählte. 844 segelte eine Wikingerflotte den Guadal-
auivir hinauf; in einer dreitägigen Schlacht vor den
Thoren S.s wurde Abd er-RahmänII. durch die
Normannen besiegt, die hierauf die Stadt auf das
entsetzlichste verheerten. Seit 1026 war sie Sitz des
maur. Königreichs der Abadiden oder Beni-Abäo,
1091 kam sie in Besitz der Almoraviden, 1147
der Almohaden. Am 22. Nov. 1248 wurde sie nach
18monatiger Belagerung von Ferdinand III. von
Castilien erobert und blieb seitdem im Besitz der
Christen. Damals wanderten gegen 300000 E.
größtenteils nach Granada und Afrika aus. Noch
im 17. Jahrh, zählte S. 130000 Menschen, die mit
Seidenweberei und andern Gewerben beschäftigt
waren. Von 1501 bis 1726 hatte S. den ausschließ-
lichen Handel mit Amerika. Seitdem sich aber der
Handel nach Cadiz zog, geriet auch die Gewerbthätig-
keit in Verfall. In S. bildete sich 27. Mai 1808 die
span. Centraljunta gegen die Franzosen, die sich bei
dem Vorrücken derselben 1810 nach Cadiz zurückzog.
Auch die Cortes flüchteten sich 20. März 1823 von
Madrid nach S. Von: 20. bis zum 25. Juli 1843
wurde S. durch Espartero bombardiert; 1873 war
die Stadt ein Mittelpunkt des Socialismus und
Föderalismus. 1871 tagte hier die erste prot. Ge-
neralsynode Spaniens.
Sevlijevo, Stadt in Bulgarien, s. Selivi.
Sevre (spr. ßähwr), zwei Flüsse im westl. Frank-
reich. i)Sevre-Nantaise(spr.nangtähs'), 138kiu
langer, linker Nebenfluß der Loire, entspringt
westlich von Parthenay, flieht nach NW. zuerst den
Hauteurs de la Gätine entlang, wiederholt die Nord-
ostgrenze der Vendö'e bildend, empfängt bei Clisfon
rechts die Moine, oberhalb Verton links die Maine
und mündet, die letzten 21 km schiffbar, gegenüber
Nantes. - 2)Scvre-Niortaise (spr. -tähs'),
165 km langer Küstenfluß, entspringt 30 km
östlich vonNiort, macht viele Krümmungen, wird
bei Niort auf 71 km schiffbar, bildet mehrmals die
Südgrenze der Vende'e, nimmt rechts die Autize und
bei Marans, bis wohin Seeschiffe mit 200 t Gehalt
kommen, die schiffbare Vendee auf und mündet 18 km
nördlich von La Nochelle in sumpfiger Gegend in
den Pertuis Breton. - Vgl. H. Gelln, Nwäs 8ui-
1a formntimi <^ 1.T v<^1166 ä" lu, 8ovi'"-^i0i'tlli80
(St. MaiMN 1^8).
Sevres (spr. hähwr), Stadt im Arrondissement
Versailles des franz. Depart. Seine-et-Oise, links
an der Seine, an beiden Linien Paris-Versailles
der Westbahn, hat (1891) 6644, als Gemeinde
6902 E., Glas- und Schuhwarenfabrikation, Tram-
bahn nach Paris und die berühmte, 1745 in Vin-
ccnnes gegründete, 1756 nach S. verlegte und 1760
in Staatsbetrieb übergegangene Porzellanmanu-
faktur, die sich bis 1876 im alten Schloß befand.
Dasselbe wurde nach dem Kriege umgebaut und
enthält jetzt ein Lehrerinnenseminar. Das neue
Fabrikgebäude liegt unten nahe der Seine, beim
Pont de S., an der Linie Paris-Et. Cloud, hat am
Eingänge eine Bronzestatue Bernh. Palissys, von
Barrias, sowie am Giebelfeld eine große Mosaik
und umschließt auch ein Atelier für Glasmosaik,
eine Modellsammlung, eine Ausstellung sowie das
berühmte, 1800 von Alex. Brongniart angelegte und
von Riocreux erweiterte Keramische Museum, eine
Sammlung von Töpferwaren aus allen Zeiten
(griechifcher und etruskifcher) und aus allen Teilen
der Welt fowie von den ältesten Erzeugnissen von S<,
des zuerst gefertigten "weichen Porzellans" (vieux
86V1-63). Das zur Fabrikation gebrauchte Kaolin
kommt aus den Thongruben von St. Iirieix. S.
wurde 19. Sept. 1870 von deutschen Truppen be-
fetzt und dann vom Mont-Val^rien aus und von
franz. Kanonenbooten auf der Seine beschossen. -
Vgl. Havard und Vachon, 1^68 mHnukactureä U3."
tioiiHi68 (Par. 1889).
Sevres, Deux-, franz. Departement, s. Deur-
IsvnnR (lat.), Talg. ^Sevres.
Sewage (engl., spr. ßjuedsch), die Bewässerung
(st d.) der Felder mittels eines Röhrensystems oder
durch Überrieselung. Die düngende Flüssigkeit wird
durch Vermischung der tierischen Exkremente mit
Wasser gewonnen oder dazu die Kanalisationsflüs-
sigkeit der größern Städte verwendet.
Sewanga, See in Transkaukasten, s. Goktscha.
Seward (spr. ßjuh'rd), William Henry, amerik.
Staatsmann, geb. 16. Mai 1801 zu Florida in Neu-
york, studierte die Rechte, ließ sich in Auburn als
Advokat nieder, wurde 1830 in den Staatssenat ge-
wählt, war 1838-42 Gouverneur des Staates Neu-
york und 1849 - 61 Vereinigter Staaten-Senator.
Am 5. März 1861 wurde er als Staatssekretär
(Minister des Auswärtigen) in Lincolns Kabinett
berufen und erwarb sich in dieser Stellung das
große Verdienst, daß er die Einmischung des Aus-
landes während des Bürgerkrieges zu verhindern
verstand. Sein festes Auftreten gegen Napoleon III.
veranlaßte diesen zur Räumung Mexikos. Am
14. April 1865, demselben Tage, an dem Lincoln
ermordet wurde, machten die Meuchelmörder auch
cin Attentat auf S., der hierbei an der Kinnlade
arg verletzt wurde. S. blieb auch unter Johnsons
Verwaltung Staatssekretär, schloß 1867 mit Ruß-
land den Kaufvertrag über das Territorium Alaska
ab und zog sich erst 4. März 1869 vom öffentlichen
Leben zurück. Er billigte des Präsidenten Rekon-
struktionspolitik und machte sich dadurch bei seinen
alten Anhängern sehr unpopulär. Bald nach seinem
Rücktritt unternahm S. eine fast zweijährige Reise
um die Erde und starb 10. Okt. 1872 zu Auburn
(Neuyork). S. schrieb "1^ik6 ok^odn (juinex^^ms"
(Auburn 1849); seine Reden, Adressen, offiziellen
Schriftstücke u. s. w. erschienen gesammelt als "^Vorks
of William Ü6nr7 8." (4 Bde., Neuyork 1853-62).
Die Beschreibung seiner letzten Reise gab seine