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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Siebenjähriger Krieg

Auch gewann sie nunmehr auf allen Seiten schnell Bundesgenossen gegen das allenthalben mit Eifersucht angesehene Preußen. Am 17. Jan. 1757 wurde auf dem Reichstage zu Regensburg gegen Preußen die Reichsexekution beschlossen; Frankreich machte sich durch einen neuen Versailler Vertrag vom 1. Mai 1757 anheischig, ein Heer nach Deutschland zu schicken; Schweden, dessen leitende Adelshäupter im franz. Solde standen, erklärte im Mai 1757 den Krieg an Preußen; auch Elisabeth von Rußland, durch eine neue Allianz mit Österreich vereinigt, sammelte ihre Truppen zu einem Einbruch in Ostpreußen. Demgegenüber war König Friedrich auf die sehr unsichere Hilfe der Engländer und Hannoveraner sowie auf die Unterstützung einiger norddeutschen Fürsten angewiesen, welche für brit. Geld Truppen unterhielten.

Nachdem das preuß. Heer in den Winterquartieren in Sachsen und Schlesien ergänzt war, drang es in vier Kolonnen, unter dem König, unter Prinz Moritz von Dessau, unter Bevern und unter Schwerin, von der Elbe, vom westl. Sachsen, von der Lausitz und von Schlesien her in Böhmen ein. Die Überraschung gelang vollständig: mit Verlust der großen Magazine zogen sich die zerstreuten österr. Heerhaufen gegen Prag zurück; das Korps des Grafen Königsegg wurde von dem Herzog von Bevern 21. April bei Reichenberg ereilt und geschlagen. Vor Prag vereinigten sich die preuß. Heere, schlugen 6. Mai die Österreicher und schlossen sie zum größten Teil in der Festung Prag ein. Friedrich begann nun mit der Hauptmasse seiner Truppen die Belagerung, während ein Korps unter Bevern und Zieten dem zum Entsatz heranrückenden Feldmarschall Daun entgegengesandt wurde. Als Bevern die weit überlegenen Österreicher nicht anzugreifen wagte, kam der König selbst mit Verstärkungen herbei, wurde aber 18. Juni bei Kolin (s. d.) mit großem Verlust zurückgeworfen. Die nächste Folge der Schlacht war die Aufhebung der Belagerung von Prag. Von den vereinigten Heeren Dauns und des Prinzen Karl von Lothringen gedrängt, zogen sich die Preußen nach Nordböhmen zurück. Links der Elbe befehligte der König, das Heer auf dem rechten Ufer führte Prinz August Wilhelm von Preußen. Dieser operierte so unglücklich und zeigte einen solchen Mangel an Entschlossenheit und Überlegung, daß die Armee in die gefährdetste Lage geriet, ihrer völligen Auflösung nahe kam, und die Österreicher vor den Preußen die Hauptpässe nach der Lausitz gewannen. Friedrich mußte sich infolgedessen schon Ende Juli nach Sachsen zurückziehen. Er wandte sich nach der Lausitz, um den Österreichern eine Schlacht anzubieten oder sie wenigstens am weitern Vordringen zu hindern. Seine Lage gestaltete sich sehr bedenklich, da nunmehr auch die Russen und Schweden sowie die Franzosen und Reichstruppen im Felde erschienen waren. Am 30. Aug. wurde Feldmarschall Lehwaldt von den Russen unter Apraxin bei Großjägerndorf (s. d.) geschlagen; die Provinz Ostpreußen fiel in die Hand des Feindes. Durch den Versailler Vertrag vom 1. Mai 1757 hatte sich Frankreich verpflichtet, jährlich 12 Mill. Fl. Subsidien an Österreich zu zahlen, ein Hilfskorps von 24000 franz. Soldaten und 10000 deutschen Mietstruppen zu stellen, außerdem mit 105000 Mann selbständig gegen Hannover und gegen die westl. Provinzen Preußens vorzugehen. – In Ausführung dieses Vertrages überschritt im März 1757 die franz. Armee unter Marschall d’Estrées die deutschen Grenzen und eroberte Hessen-Cassel und die preuß. Besitzungen am Rhein und in Westfalen. Die Hannoveraner waren bereit, wenn ihnen selbst Neutralität zugesichert würde, das franz. Heer ungehindert an die Elbe vorrücken zu lassen. König Georgs zweiter Sohn, der Herzog von Cumberland, zog sich nach dem unentschiedenen Gefecht bei Hastenbeck (s. d.) 26. Juli unablässig zurück und unterwarf sich 8. Sept. mit seinem Heere in der schimpflichen Konvention von Kloster Zeven. Darauf drang ein zweites franz. Korps unter dem Prinzen Soubise, in Verbindung mit der Reichsarmee, die der Prinz von Hildburghausen führte, durch Thüringen vor. Ihnen zu begegnen, trennte sich König Friedrich mit einem Teil seiner Truppen von dem gegen die Österreicher operierenden Heere, dessen Kommando er an den Herzog von Bevern und an Winterfeldt übergab. Die Franzosen und Reichstruppen wurden im September von der Saale bis über Gotha hinaus zurückgedrängt; Gotha selbst wurde von Seydlitz eingenommen. Doch der Streifzug der Österreicher unter Hadik gegen Berlin rief den König im Oktober nach den Marken zurück. Auch die Schweden waren von Pommern her in die Ukermark eingebrochen. Die Bedrängnis des Königs stieg auf das höchste. Eine erste Besserung erfolgte, als Berlin, das Hadik 17. Okt. eingenommen hatte, durch den Prinzen Moritz von Dessau schnell befreit wurde und als die Russen unter Apraxin wegen Mangel an Verpflegung Ostpreußen räumen mußten. Lehwaldts Armee wurde jetzt nach Pommern gegen die Schweden beordert. Der König wandte sich nun wieder gegen die Franzosen und wußte sie 5. Nov. bei Roßbach (s. d.) endlich zu einer Schlacht zu bewegen, die ihm durch den glänzenden Reiterangriff unter Seydlitz einen entscheidenden Sieg brachte. Während Prinz Ferdinand von Braunschweig nun den Befehl über die Hannoveraner, Hessen und Braunschweiger übernahm, eilte der König mit dem Hauptheere nach Schlesien, wo die Österreicher inzwischen erhebliche Erfolge errungen hatten. Nachdem Winterfeldt 7. Sept. in dem Treffen bei Moys gefallen war, hatte sich der Herzog von Bevern nach Schlesien gezogen; die Österreicher waren ihm gefolgt, hatten Schweidnitz erobert, 22. Nov. den Herzog vor den Thoren von Breslau geschlagen und darauf auch die Hauptstadt Schlesiens eingenommen. Der große Sieg bei Leuthen (s. d.) 5. Dez., den Friedrich errang, wandte mit einem Schlag die Entscheidung wieder zu seinen Gunsten; ganz Schlesien außer Schweidnitz wurde zurückerobert.

Im Frühjahr 1758 verjagte Prinz Ferdinand von Braunschweig an der Spitze der verbündeten Armee und eines kleinen preuß. Korps die Franzosen aus Hannover, aus ganz Niedersachsen und Westfalen, überschritt den Rhein und schlug 23. Juni den Grafen Clermont bei Krefeld. Als jedoch der Marschall von Contades den Oberbefehl erhielt und Soubise von Hessen hervordrang, mußte Ferdinand über den Rhein zurückgehen und sich auf die Verteidigung von Westfalen beschränken. Auch engl. Truppen erschienen jetzt bei seinem Heere. König Friedrich eröffnete seinerseits 1758 den Feldzug mit der Belagerung von Schweidnitz, das er 16. April zurückgewann. Während der Belagerung schloß er nach längerm Zögern 11. April mit England einen ersten Subsidienvertrag, nach welchem die Londoner Regierung auf Veranlassung des Ministers William Pitt für das nächste Jahr 4 Mill. Thlr. Subsidien