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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Weite - Weizen-Immendinger Bahn

land" (Stuttg. 1877; 2. Aufl. 1883) und "Nohmôl Schwôbagschichta" (ebd. 1882) heraus. Diesen folgte 1882 eine Novellensammlung "Verirrte Leute" (Stuttg. 1882) und das "Geschichtenbuch" (ebd. 1884), in demselben Jahre das mit Eduard Paulus herausgegebene "Schwäb. Dichterbuch", 1885 "Der Kalenderstreit von Sindringen" und 1886 die Novellensammlung "Heimkehr". Ans dem 1876-86 von ihm geleiteten "Neuen deutschen Familienblatt" hob W. eine Reihe von Artikeln als "Was ist's mit der Socialdemokratie?" (7. Aufl., Stuttg. 1888) heraus. Ferner schrieb er: "Sonnenwende. Neue (lyrische und dramat.) Dichtungen" (Stuttg. 1890), "Phaläna, die Leiden eines Buches" (Zür. 1892; 2. Aufl., Stuttg. 1895), das Trauerspiel "Sigrun" (Stuttg. 1895), das Lustspiel "Doktor Schmidt" (ebd. 1896) u. a. Als litterarhistor.-ästhetische Arbeiten sind zu nennen: "Die Nibelungen im modernen Drama" (Zür. 1892), "Diesseits von Weimar; auch ein Buch über Goethe" (Stuttg. 1895), "Schiller in seinen Dramen" (ebd. 1897).

Weite, lichte, technischer Ausdruck, s. Im Lichten.

Weitling, Wilh., deutscher Kommunist, geb. 5. Okt. 1808 zu Magdeburg, gest. 22. Jan. 1871 zu Neuyork. (S. Socialismus.)

Weitmar, preuß. Landgemeinde, s. Bd. 17.

Weitsichtigkeit, s. Alterssichtigkeit.

Weitwinkel, s. Linsenkombinationen.

Weiz. 1) Bezirkshauptmannschaft in Steiermark, hat 1080,29 qkm und (1890) 61 156 (30 308 männl., 30 853 weibl.) deutsche E. in 127 Gemeinden mit 201 Ortschaften und umfaßt die Gerichtsbezirke Birkfeld, Gleisdorf und W. - 2) W., auch Weitz, Markt und Sitz der Bezirkshauptmannschaft und eines Bezirksgerichts (385,23 qkm, 22 621 E.), an dem zur Raab gehenden Weizbach und der Linie W.-Gleisdorf (16 km) der Österr. Staatsbahnen, hat (1890) 1796 E., eine interessante Taborkirche, urkundlich schon 1188 genannt, Pfarrkirche am Weizberg, altes Schloß Ratmannsdorf, jetzt Sitz der Behörden; Eisen-, Sichel-und Großzeuggewerkschaft, Herstellung von Schmiedewaren und Maschinenbestandteilen, Fabrik landwirtschaftlicher Geräte und Maschinen, Fourniersägewerk, Brauerei, Lederfabrikation und eine Rosenkranzfabrik mit einer jährlichen Erzeugung von 50 bis 60 000 Dutzend Rosenkränzen. In der Nähe die romantische Weizklamm.

Weizen oder Waizen (Triticum L.), Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.), deren aus zwei bis drei Blüten bestehende Ährchen einzeln in den Ausschnitten der Spindel sitzen und derselben mit der breiten Seite zugekehrt sind. Jedes Ährchen besitzt zwei lederartige, kahnartige Kelchspelzen mit oder ohne Grannen, jede Blüte zwei Körnerspelzen, von denen die untere meist in eine lange, rauhe, gerade Granne ausläuft, öfter aber auch grannenlos ist (z. B. beim Kolbenweizen). Das ovale Korn ist seitlich gefurcht. Man kennt etwa zehn wildwachsende Arten, die vorzugsweise in den Mittelmeergegenden und im westl. Asien vorkommen. Von einigen seit uralter Zeit in Kultur befindlichen Arten, zu denen auch der Dinkel oder Spelz, Emmer, Einkorn (s. Dinkel) zu rechnen sind, läßt sich die Heimat nicht näher angeben. Zum Anbau des W. eignen sich kältere Länder nicht. (Nordgrenze in Europa s. Karte: Pflanzengeographie II, A.) Am besten gedeiht er in mittlerm Klima auf feuchtem, bündigem Boden. Brand und Rost richten in Weizenfeldern oft große Zerstörungen an. Die am meisten verbreitete und angebaute Art, der gemeine W. (Iriticum vulgare L.), der als Winter- oder Kolbenweizen (Triticum hibernum L., s. Tafel: Getreidearten, Fig. 1 u. 2) und als Sommer- oder Bartweizen (Triticum aestivum L.) gebaut wird, war schon 2822 v. Chr. den Chinesen als Getreidepflanze bekannt und hat das beste Nährstoffverhältnis (12-13 Proz. Proteïn). Von ihm sind im Laufe der Jahrtausende zahllose Varietäten entstanden. Bei kontinentalem Klima mit großer Sommerwärme und wenig Regen wird der W. proteïnreicher, weshalb die ungar., südruss. und amerik. Sommerweizen sowie der argentinische W. bei Müllern so beliebt sind. Triticum compactum Host. (Bingel- oder Igelweizen, Fig. 3 u. 4) wird im Süden Deutschlands viel angebaut; von Triticum turgidum L. (Rauh- oder englischer W., Fig. 5) wird besonders Rivett's bearded geschätzt und hauptsächlich in Südeuropa, aber auch in der Provinz Sachsen gebaut. Er eignet sich besonders gut zur Griesfabrikation. Iriticum durum Desf. (harter oder Glasweizen, Fig. 7) mit rundlicher, gerstenähnlicher Ähre und sehr kleberreichem Korn ist die Hauptfrucht Südeuropas, Triticum polonicum L. (der polnische W., Fig. 8) mit langer, lockerer, roggenähnlicher Ähre ist ohne Bedeutung als Kulturpflanze. Merkwürdig ist eine Abart des englischen W. mit zusammengesetzter, d. h. mehrere Seitenähren tragender Ähre, der Wunder- oder Josephsweizen, auch Wunderkorn (Triticum compositum L., Fig. 6). Während man in Deutschland Weizenmehl nur zu feinerm Gebäck verwendet, dient es in England, Frankreich und ganz Südeuropa ausschließlich zum Brotbacken. Außerdem bereitet man daraus Stärke, Bier (Ale), Branntwein und Essig, wäbrend das Stroh auch als Viehfutter (als Häcksel) und zur Verfertigung von feinen Geflechten, namentlich Strohhüten (besonders dasjenige des sog. italienischen Sommer- oder Hutweizens), gebraucht wird. Das Korn des W. hat (nach König) folgende Zusammensetzung: 13,37 Proz. Wasser, 12,04 Proz. Eiweiß, 1,91 Proz. Fett, 63,28 Proz. Stärke u. s. w., 1,90 Proz. Rohfaser, 3,25 Proz. Zucker, 2,54 Proz. Gummi und Dextrin und 1,71 Proz. Asche. Die Ernte beläuft sich auf 10-40 Doppelcentner Körner und 20-50 Doppelcentner Stroh pro Hektar. (S. auch Getreide, Getreidehandel, Getreidepreise und Getreideproduktion.) - Vgl. Reichenbach, Die Pflanzen im Dienste der Menschheit, Bd. 2: Der W., seine natürliche Beschaffenheit u. s. w. (2. Aufl., Berl. 1868); Krafft, Lehrbuch der Landwirtschaft, Bd. 2 (6. Aufl., ebd. 1897); Körnicke und Werner, Handbuch de5 Getreidebaues (2 Bde., Bonn 1885); Nowacki, Anleitung zum Getreidebau (2. Aufl., Berl. 1893); Schindler, Der W. in seinen Beziehungen zum Klima (ebd. 1893).

Weizen, türkischer, s. Mais.

Weizenälchen, s. Haarwürmer.

Weizendrömt, Maß, s. Drömt.

Weizenfliege oder Weizenmücke, zwei Gallmückenarten, die ihre Eier in die Blüten des Weizens, seltener des Roggens ablegen, die citronengelbe und orangegelbe (Diplosis tritici Kg. und aurantiaca Wagn.) W. Die Larven saugen den Fruchtknoten an und verhindern dadurch den Ansatz oder wenigstens die vollkommene Ausbildung der Körner.

Weizengegend, s. Obstbau.

Weizen-Immendinger Bahn, bad. Staatsbahnstrecke, welche die 1875 und 1876 eröffnete Bahn