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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Werdt - Werft

linie W.-Augustenthal (10,1 km) der Kreis Altenaer Schmalspurbahnen, hat (1895) 6264 E., darunter etwa 60 Evangelische, Postamt zweiter Klasse, Telegraph, eine kath. und eine evang. Kirche; Eisen- und Stahlhämmer, Walz- und Puddlingswerke, Gußstahlwerke, Drahtzieherei, Fabrikation von Britanniawaren, Drahtstiften, Sensen- und Eisenwaren, In der Nähe das Walzwerk Eveking und die Ruine Pungelscheid.

Werdt, Joh. von, s. Werth.

Werebscher Kanal, s. Beresinisches Kanalsystem.

Werelä (Wärälä), Dorf im Län Nyland des Großfürstentums Finland, am Kymmenefluß; hier 14. Aug. 1790 Friedensschluß zwischen Gustav III. von Schweden und Katharina II. von Rußland.

Wereschtschagin, Wasilij Wasiljewitsch, russ. Maler, geb. 26. Okt. 1842 zu Tscherepowez (Gouvernement Nowgorod), besuchte die Marineschule in Petersburg und wurde Offizier, widmete sich aber bald der Malerei, studierte an der Petersburger Akademie, unternahm 1861 eine Studienreise nach Deutschland, Frankreich und Spanien und ließ sich auf einige Zeit in Paris nieder, wo Gerôme sein Lehrer wurde. Dann begab er sich 1864-66 in den Kaukasus. Mit General Kauffmann nahm er 1567 und 1868 an der Expedition nach Turkestan teil, bewährte sich hier als tüchtiger Soldat und begab sich nach einem abermaligen Pariser Aufenthalt 1869 nach Sibirien. In den siebziger Jahren war W. vielfach mit dem genauen Kenner des Kaukasus, dem deutschen Maler Horschelt, in München thätig; 1874 ging er mit dem Prinzen von Wales nach Indien, worauf er sich in Paris niederließ. Der Russisch-Türkische Krieg von 1877 und 1878 ließ ihn jedoch wieder das Atelier mit dem Schlachtfelde vertauschen. Er nahm an der Erstürmung von Plevna teil. Als Sekretär des Generals Strukoff funktionierte er bei den Friedensverhandlungen. W. schildert den Krieg mit all seinem Entsetzen und weiß mit dem Aufwand einer geradezu brutalen Realistik Abscheu gegen denselben zu erwecken. Der die Leichenfelder segnende Pope, die Haufen Gestorbener in den türk. Lazaretthöhlen, die verstümmelten auf den Verbandplätzen, die erfrorenen Vorposten (Ruhe auf dem Schipka) und andere Gräßlichkeiten rissen durch das Ungewöhnliche des Gegenstandes und durch die Mache die Mehrzahl der Beschauer hin; ähnliche Schauerstücke waren: Die russ. Nihilisten am Galgen, Die an Kanonen gebundenen Sipoys u. s. w. Sodann trat W. mit religiösen Gemälden hervor, d. h. Darstellungen von Personen und Scenen des Evangeliums, welche er mit schroffem Realismus behandelte, und endlich mit einem Bildercyklus: Napoleon I. und 1812. In seinen Riesenbildern ist er kalt und erfindungsleer, wie auch die vielen Landschafts-, Kostüm- und Genredarstellungen (s. Tafel: Russische Kunst III, Fig. 3), die er auf weiten Reisen entwarf, mit der Präcision, aber auch mit der Seelenlosigkeit der Photographie wirken. Die Tretjakowsche Galerie in Moskau enthält eine große Kollektion von seinen indischen (Tadsch Mahal) und chiwaischen Bildern sowie die meisten seiner bekannten Schlachtengemälde. Jetzt lebt W. in Moskau. W. schrieb: "Skizzen und Erinnerungen" (deutsch von Kretzschmann, Lpz. 1885), "Reiseskizzen aus Indien" (mit seiner Frau verfaßt, 2 Bde., ebd. 1882-85), "Der Kriegskorrespondent" (Roman, 1894 in Cottas "Romanwelt"), "Kriegsfahrten in Asien und Europa" (deutsch von Hauff, Lpz. 1895); "Lebenserinnerungen. Meine Jugendjahre" (deutsch von Zabel, Berl. 1895); "Selbstbiographien unbedeutender Leute" (deutsch von Markow, ebd. 1896).

Werfer, soviel wie Tümmlertauben (s. d.).

Werff, Adriaen van der, niederländ. Maler, geb. 21. Jan. 1659 zu Kralingen bei Rotterdam, kam nach Rotterdam zu dem Porträtmaler Cornelius Picolett in die Lehre, besuchte dann die Schule des Eglon Hendrik van der Neer und fing in seinem 17. Jahre an, auf eigene Hand zu arbeiten. Er nahm in Rotterdam seinen Wohnort. Der Kurfürst von der Pfalz bestellte bei ihm unter anderm sein Porträt und das Urteil Salomonis, gab ihm einen Jahrgehalt und erhob ihn 1703 in den Adelsstand. W. starb 12.Nov. 1722. Keinem Maler jener Zeit wurden die Bilder so teuer bezahlt wie ihm. Diese Wertschätzung hatte ihren Grund darin, daß er in seinen Werken den glatten Fleischton, die Eleganz des Vortrags und den zierlichen Geschmack besonders bevorzugte und damit dem Zeitgeschmack entsprach. Die Galerien in München und Dresden bewahren seine schönsten Bilder, jene unter andern 16 Bilder aus der Lebensgeschichte Christi, diese unter andern Büßende Magdalena (1711), Urteil des Paris (1712), Verstoßung der Hagar. Zugleich war W. in der Architektur erfahren und fertigte Entwürfe zu Gebäudefaçaden; auch die Börse in Rotterdam ist nach seiner Zeichnung ausgeführt.

Ganz in seinem Stil arbeitete sein Bruder Pieter van der W., geb. 1665 zu Kralingen, gest. 1721 in Rotterdam.

Werft, Schiffswerft, ein Schiffbauplatz, der an einem Hafen oder Flusse möglichst nahe am Meere angelegt ist. Man unterscheidet Kriegs- und Privatwerften. Die Kriegs- oder Marinewerften sind Marineetablissements zum Bau und zur Reparatur von Kriegsschiffen und bilden Teile eines Kriegshafens, wo die Schiffe zugleich armiert, ausgerüstet und bemannt werden. Früher wurden die Kriegsschiffe nur auf Kriegswerften erbaut, jetzt auch auf Privatwerften. Eine der berühmtesten Privatwerften Englands sind die Thames-Iron-Works bei London. Berühmte deutsche Privatwerften sind die der Stettiner Maschinenbau-Aktiengesellschaft "Vulcan" (s. d.), die von Schichau (s. d.) in Elbing und Danzig, die von Blohm und Voß in Hamburg, die W. der Wesergesellschaft in Bremen, die Flensburger Schiffsbauwerft, die Germaniawerft und die Howaldtwerke in Kiel u. a. Die deutsche Marine besitzt W. in Danzig, Kiel und Wilhelmshaven. Das Handwerkerpersonal der W. gehört dem Civilstande an; das Aufsichtspersonal besteht aus Beamten. An der Spitze einer Kriegswerft steht ein Konteradmiral als Oberwerftdirektor, unter ihm eine Anzahl Marineoffiziere und Ingenieure als Direktoren und Assistenten der einzelnen Ressorts. Zum Ausrüstungsressort gehören die außer Dienst gestellten, der W. zur Konservierung übergebenen Schiffe, die Brabank (s. d.), Reepschlägerei (s. d.), Takelwerkstatt, Blockmacherei, die Boots-, Rundholz- und Mastenschuppen, die Segelmacherei und das Feuerlöschwesen der W.; zum Schiffbauressort die Trockendocks (s. Dock) nebst Schöpfwerken, Hellinge (s. d.), die Schiffsschmiede und Schlosserei, die Werkstätten zum Biegen und Bearbeiten der Panzerplatten, und der Schnürboden (s. d.); zum Maschinenbauressort die Maschinenwerkstatt und Kesselschmiede; zum Artillerieressort die Geschützschuppen und Gewehrmagazine; zum Tor-^[folgende Seite]