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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Abriss der allgemeinen Chemie.

Mit dem Namen Kohlehydrate bezeichnet man eine Anzahl von Verbindungen, welche sechs Atome Kohlenstoff (oder ein Vielfaches davon) enthalten und ausserdem Wasserstoff und Sauerstoff in demselben Verhältniss wie im Wasser, also doppelt so viel Wasserstoff als Sauerstoff. Man kann sie in drei Gruppen eintheilen:

1. Gruppe des Traubenzuckers C6H12O6^[C_{6}H_{12}O_{6}]:

Dextrose (s. Stärkezucker).

Lävulose oder Fruchtzucker, bildet den flüssigen Antheil des Honigs. Der durch Kochen von Rohrzuckerlösung mit verdünnter Säure entstehende Invertzucker ist ein Gemenge von Dextrose und Lävulose.

Lactose, entsteht aus Milchzucker.

2. Gruppe des Rohrzuckers C12H22O11^[C_{12}H_{22}O_{11}]:

Rohrzucker (s. Saccharum).

Milchzucker (s. Saccharum lactis).

Maltose, im Malzextrakt enthalten.

3. Gruppe des Zellstoffs C6H10O5^[C_{6}H_{10}O_{5}]:

Cellulose, bildet den Hauptbestandtheil aller pflanzlichen Zellhäute, ist also Hauptbestandtheil des Holzes, des Papiers, der Baumwolle (s. Verbandstoffe) etc., geht durch Behandlung mit Schwefelsäure in Amyloid über (s. Charta pergamena), giebt mit Salpetersäure einen Aether, die Schiessbaumwolle (s. Nitrocellulose, Collodium).

Stärke (s. Amylum).

Dextrin (s. Dextrinum).

Inulin, Alantstärke.

Gummiarten (s. Gummi Arabicum).

Bassorin (s. Gummi tragacanthae).

Von diesen Kohlehydraten sind direkt gährungsfähig: Dextrose, Lävulose und Lactose. Die Hauptprodukte der alkoholischen Gährung sind Alkohol und Kohlensäure. Bedingungen zum Eintritt der Gährung sind: Vorhandensein eines gährungsfähigen Stoffes, eines Ferments (Hefe) und einer hinreichenden Menge Wassers, mittlere Temperatur und Abwesenheit von gährungshemmenden Stoffen, z. B. schweflige Säure, Salicylsäure, Phenol, Quecksilberchlorid.

II. Verbindungen der aromatischen Reihe.

Wie die Körper der Fettreihe sich alle vom Methan ableiten lassen, so können alle aromatischen Verbindungen als Derivate oder Ableitungsprodukte des Benzols C6H6 angesehen werden. Einzelne derselben finden sich fertig gebildet in der Natur (wie Benzoesäure, Gerbsäure, Vanillin), aber zu Hunderten sind sie künstlich dargestellt worden, namentlich aus den Produkten der trockenen Destillation von Steinkohlen. Diese Destilla-^[folgende Seite]