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Handbuch der Drogisten-Praxis

Gustav Adolf Buchheister, Verlag von Julius Springer, Berlin, 3. Auflage, 1893

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Chemikalien unorganischen Ursprungs.

Anwendung; äusserlich in Oel gelöst als ein starkes Reizmittel; innerlich, theils in Oel, theils in Aether oder Alkohol gelöst, in sehr minimalen Dosen gegen verschiedene Leiden der Unterleibsorgane. Chemisch benutzt man ihn zur Herstellung von Phosphorsäure und einiger anderer Phosphorverbindungen, z. B. zur Herstellung des Phosphorzinns resp. der Phosphorbronce; ferner zur Bereitung des Jodphosphors, welcher in der Theerfarbenindustrie vielfach Verwendung findet (hierzu benutzt man wegen der weniger energischen Einwirkung den amorphen Phosphor).

Ziemlich bedeutende Quantitäten des Phosphors dienen zur Vertilgung der Ratten und Mäuse in Form von Phosphorpillen und der Phosphorlatwerge (Mischungen von fein vertheiltem Phosphor mit Mehl und Wasser). Letztere wird weit haltbarer, wenn man ein wenig Senfmehl hinzufügt, wodurch die Gährung der Mischung verzögert wird. Die weitaus grösste Menge alles produzirten Phosphors findet in der Zündholzfabrikation Verwendung; hierbei verdrängt der ungefährliche amorphe Phosphor immer mehr und mehr den gewöhnlichen. Die Fabrikation des Phosphors hat sich fast ganz in England konzentrirt, wo neuerdings neben dem phosphorsauren Kalk der Knochen auch der aus dem Baker-Guano gewonnene und der natürlich vorkommende phosphorsaure Kalk, sog. Apatit und Phosphorit, Verwendung bei der Bereitung des Phosphors finden.

Phosphor ist wegen seiner Leichtentzündlichkeit und seiner Giftigkeit mit der allergrössten Vorsicht zu behandeln. Er muss nicht nur stets völlig mit Wasser bedeckt aufbewahrt werden, sondern auch das Zerschneiden der Stangen, das Abwägen und vor Allem natürlich das Schmelzen müssen stets unter Wasser vorgenommen werden. Man berührt ihn möglichst wenig mit den Fingern, sondern fasst ihn mittelst Scheere oder Zange. Beim Zerschneiden ist ferner darauf zu achten, dass das Wasser, in welchem die Operation vorgenommen wird, nicht zu kalt ist, weil sonst der Phosphor spröde wird und beim Schneiden zersplittert. Alle gebrauchten Geräthschaften werden mit Fliesspapier auf das Sorgfältigste ausgewischt und letzteres sofort verbrannt. Zur schnellen Herstellung von Phosphorlatwerge ist es sehr bequem, Phosphor in Pulverform vorräthig zu halten. Dieses stellt man dar, indem man den Phosphor in einer Glasflasche unter Kochsalzlösung schmilzt und die verschlossene Flasche so lange schüttelt, bis das Wasser erkaltet ist. Die Kochsalzlösung wird möglichst abgegossen und durch reines Wasser ersetzt.

Als Gefäss zur Aufbewahrung kleinerer Mengen Phosphor dient am besten eine weithalsige, gläserne Flasche, welche des Schutzes halber in eine verschliessbare Blechdose eingepackt wird. Den Zwischenraum zwischen den beiden Gefässen füllt man mit Sand aus und achtet stets darauf, dass der Phosphor vollständig mit Wasser bedeckt bleibt. Eiserne Gefässe sind deshalb für lange Aufbewahrung nicht passend, weil der Phosphor mit dem Sauerstoff der atmosphärischen Luft, welche im Gefässe und im Wasser desselben vorhanden ist, allmälig phosphorige resp.