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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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untertan zu sein wünschten, die sich um so glücklicher zu sein schätzten, je frommeren Männern sie untertan wären. Deshalb stellten Fürsten, Freiherrn, Grafen und Edle, sich und ihre Besitzungen freiwillig unter die Klöster und bedauerten sehr, wenn bei ihnen Hindernisse vorhanden waren, daß sie den Mönchen nicht gegeben werden konnten; delm bei den Verhandlungen und Tagsatzungen der Adeligen wurden diejenigen vor den andern geehrt, welche den Klöstern einverleibt waren. Daher machte der Kaiser Karl sowohl zu Gunsten der Mönche als der Ulmer Bürger diese Schenkung. Und es ist möglich, daß die Ulmer Bürger ihn gebeten haben, irgend einem Kloster einverleibt zu werden zu größerem Ruhm für sich, und daß sie dem Abt mehr Recht gegen ihre Stadt übertragen haben, als der Kaiser ihm gegeben habe. Denn der Kaiser machte die Schenkung mit bestimmten Beschränkungen für den Abt. Die Bürger aber waren so der Religion ergeben, daß sie die Schenkung über die Grenzen und das Recht des Abtes ausdehnten; daher zog nicht nur die Zehenten alle und die Erstlingsgaben, die Zölle und Abgaben, das Umgeld und die Steuer der Abt ein, kleidete nicht nur den Stadtpfarrer ein und setzt den Schultheißen ein, sondern nahm auch das Kleinste in Empfang und übertrug auch unbedeutende Ämter. Man sagt nämlich, der Abt habe die Schlüssel der Tore gehabt und haben ihre Bewachung nach seinem Belieben übertragen. So übertrugen auch die Hut des Viehs nicht die Ulmer, sondern der Abt, wem er wollte, und alle öffentlichen Ämter, große und kleine, hatte er zu übertragen, und es war kein Haus und kein Gärtlein, von dem er nicht die jährlichen Zinsen eingezogen hätte. Delm immer waren einige sechs oder sieben Mönche von (Reichen-)Au in Ulm und wohnten in dem Haus, in dem nun der Bürgermeister Magnus Kraft sich aufhält, und hielten ihren Gottesdienst in der Kapelle des heiligen Ägidius (pag. 24). Denn jener ganze Hof mit dem Platz, den man Grienhof nennt, gehörte den Mönchen zu, und es waren damals kehle Häuser daselbst, wie jetzt, außer dem vorher genannten Hause der (Prediger) Mönche und dem Hause des heiligen Nicolaus, das sie aus den stärksten Mauern bauten und dessen Fenster und Öffnungen sie mit eisernen Türen verrammelten wegen der daselbst aufgeäuften Schätze und zum Schutz bei Aufständen der Bürger gegen sie. Daher war der Hof oder Platz, der Grienhof genannt, ein Zwinger oder Lustgarten der Mönche, wie er auch den Namen behielt, und das Haus des Wilhelm Lew war eine Scheuer, wovon nämlich ein Teil von Stein war, ein angebauter Teil aber nicht, wie auch das Haus von Nikolaus Besserer und das Haus des Abts von Ochsenhausen und das des Mathäus Rem, auch das Haus des sogenannten Ferwers und das an den Turm und den Hof des heiligen Nikolaus 1) angebaute Haus nicht von Stein waren; aber breit und anmutig war der Platz der Mönche, und so stand die Sache lange Zeit.

Aber nicht nur die Mönche von Au, sondern auch die Cisterzienser Mönche von Bebahusen bei Tübingen herrschten in Ulm mit großen Privilegien, weshalb sie ein kleines Kloster in der Stadt bauten, nämlich die Kirche des heiligen Georg, mit der sie Wohnungen verbanden zum Aufenthalt der Mönche, und sie hatten daselbst einen großen Raum, weil weder die Kirche der heiligen Jungfrau noch ein Kirchhof da war, noch das Tanzhaus, 2) noch die Kramläden. In diesem Kloster hatten sie einen großen Keller, in den sie viel Wein legten, und immer

1) S. Verhandlungen des Altertumsvereins in Ulm. Neue Reihe I, S. 41.

2) Veesenm.: das heutige Schuhhaus.