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Abhandlung von der Stadt Ulm

Bruder Felix Fabris, Druck der Buchdruckerei von Heinrich Frey, Ulm, 1909

Nach der Ausgabe des litterarischen Vereins in Stuttgart verdeutscht von Professor K. D. Haßler.

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hof der Kirche der heiligen Jungfrau, gewöhnlich die Steinhütt 1) genannt, ist; sie stand auf dem alten Graben, der noch nicht ganz aufgefüllt und dem übrigen Erdboden gleich gemacht war. Daher war die ganze Straße, welche jetzt die Lange 2) Straße heißt, wo die Gräben der alten Stadt gewesen waren, noch ein langer Graben auf lehmigem Grund, und auf beiden Seiten wurden Häuser gebaut und waren Fußsteige oder hölzerne Übergänge hergestellt, auf welchen man von den Häusern der einen Seite zu denen der anderen Seite hinüberging; und so bestand diese Straße viele Jahre, daß in ihr kein Weg der Länge nach ging, sondern nur quer herüber, und zwar auf Fußsteigen oder Balken und hingelegtem Holz. Nicht lange nach der eben genannten Zeit wurde den Schwestern auf dem Gries das Dorf Seflingen gegeben; daher verließen sie die Stadt und den Platz und verlegten das Kloster hinaus nach Seflingen, indem sie das Kloster den Garten der heiligen Jungfrau und der Jungfrauen nannten. - Hierauf im Jahr des Herrn 1281 kamen nach Ulm die Prediger-Brüder und baten um einen Platz zu einem Kloster; diesen überließ eine fromme Dienerin Christi, Mechtildis Hunrärin genannt, ihren Garten beim Spital, und ein angesehener Mann, der alte Kraft genannt, ein wirklicher Schreiber des Herrn Kaisers, trat als Gründer auf und förderte die Brüder wie seine liebsten Söhne; mit seiner Hilfe bauten die Brüder die Kirche und das Kloster und erhielten einen ziemlich großen Platz der Stadt (pag. 35). Nichtsdestoweniger kauften sie von den Bürgern einen Platz für den Kirchhof von der Stelle, wo die Gräben der alten Stadt gewesen waren. So also vertrauten die Ulmer mit einer gewissen ausnehmenden Freundlichkeit gegen diese beiden Orden, die Prediger und die Minoriten, beiden die Tore der alten Stadt an: und zwar den Predigern das östliche Tor, den Minoriten das westliche. Es besteht jedoch jetzt eine andere Anordnung mit den Türmen dieser Tore, als zu jener Zeit. Es haben aber die Prediger einen ziemlich weiten Raum innerhalb der Mauern, und von der Mauer der Stadt besitzen sie 165 Schritt in der Länge, wobei über 40 Zinnen oder Mauern unter den Schlüsseln und der Hut der Brüder gegen die Donau hin sind. - Nach den Predigern kamen nach Ulm die Herren Brüder des Deutschherren-Ordens von ..., 3) welche inständig um einen Platz zum Bau eines Klosters baten; ihnen überließ man einen geräumigen Platz jenseits der Blau an den Mauern der Stadt. Einige sagen jedoch, sie haben daselbst vor der Erweiterung der Stadt einen Platz besetzt und seien in die Mauern eingeschlossen worden.

Hierauf nach Ablauf mehrerer Jahre begaben sich die Regulierten Canoniker, welche auf dem Berge des heiligen Michael wohnten und schon lange auf dem Platz, der Wenga heißt, außerhalb Ulms sich niedergelassen hatten, auch in die Stadt selbst hinein. Viele Jahre aber wohnten sie jenseits der Blau in dem Hause, wo jetzt der Bürger namens Theobald Huter sitzt, und erlangten endlich den Platz, wo sie heute sind, den sie im Jahre des Herrn 1399 zu bauen anfingen. Schwierigkeiten aber sand das Einlassen der Deutschordensbrüder und der regulierten Canoniker, weil die Ulmer schon bei der Übersiedlung ihrer Pfarrkirche durch Bauten beschwert waren, sofern die Ulmer Bürger nach dem Einzug der Minoriten und Prediger und dem Bau der Klöster (pag. 36) auch ihre Pfarrkirche, welche außerhalb bei

1) Später "die Hütte."

2) Jetzt Hafengasse und nördlicher Münsterplatz.

3) Die Lücke ist etwa auszufüllen mit: "der hl. Maria in Jerusalem."