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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

XIII. Band. Nr. 26

Erscheint wöchentlich. Abonnement jährlich Fr. 2.50; als Beilage Zum "Schweiz. Familien-Wochenblatt" gratis. Inserate die kleine Zeile 25 Cts. Verlag von Th. Schröter, Obere Zäune 12, Zürich.

1903. 26. Dezember. Inhalt: Pelzwerk und Pelzmode. (Schluß.) - Wie entsteht das Weihnachtsspielzeug? (Schluß.) - Nasen- und Rachenkrankheiten bei Kindern. - Vermischtes. - Kleidung. - Fleckenreinigung. - Wohnung. - Kochrezepte. - Briefwechsel der Abonnenten unter sich. - Inserate.

Pelzwerk und Pelzmode.

Von Dr. Friedrich Knauer.

(Nachdruck verboten.)

(Schluß)

Ganz moderne Pelzwerke sind das russische Fohlenfell (Poulain russe) und der feine Maulwurfspelz (Taupa).

Auch die Vogelwelt liefert zu Pelzware verwendbare Bälge, so die Schwäne, Gänse, Graugeier, bei welchen man die Deckfedern entfernt und nur das Flaumkleid stehen läßt und die Haubensteißfüße, deren Balgbauchstücke unverändert bleiben und ein glänzendweißes, ins Perlgraue spielendes Federpelzwerk (Greben, grèbes) liefern, das am schönsten von den Schweizerseen, Bayern, Holland und der Türkei kommt.

Die meisten Felle müssen mehr oder minder langwierig vorbehandelt werden. Die Häute werden mit Salzwasser eingefeuchtet, auf dem Fleischeisen geschabt, mit Fett bestrichen, mit Mehl bestreut, mit einem zweiten, weniger scharfen Messer bearbeitet, in einer Tonne mit warmem Sand und Sägespähnen mehrere Stunden lang herumgedreht, dann mit Stöcken geklopft und schließlich mit einem scharfen Messer geschabt. Auch die Haare können nicht durchweg bleiben, wie sie sind. Beim Biberfell z. B. wird das grobe braune Oberhaar entfernt und bleibt nur die dichte, feine, graublaue Grundwolle. Bei dem Pelzrobbenfell wird das lange, grobe Haar durch Behandlung der Felle mit Kalk und anderen Substanzen beseitigt. Und auch die Naturfarbe bleibt nicht immer. Man taucht die Felle in die Farbenbrühe ganz ein oder taucht nur das Haar in die Brühe oder man blendet bloß, indem man die Farbe mit einer Bürste auf das Haar streicht. So färbt man z. B. die Grundwolle des Biberfells dunkelbraun, die des Sealskins kastanienbraun.

Wert und Beliebtheit der Pelzsorten wechseln vielfach. Die Quantität des auf den Markt gelangenden Materials, Geschäftskrisen, Wohlstand, Kriege, vor allem aber die Mode sprechen da mit. Heute z. B. sind die feinen Lammfelle, Karakul, Astrachan, Persianer, Krimmer durch das dauerhafte russische Fohlenfell mit seinem hübschen, mattglänzenden Graubraun und den zierlichen Apfelspiegeln im kurzen Haar verdrängt. Das Grauwerk ist durch das feine Maulwurfspelzwerk abgelöst. Sehr in Gnade stehen das prächtige Sealskin, Loutre, Affenpelz, die schwarzglänzenden langhaarigen Skunks, Blau-, Schwarz- und Silberfuchs, Luchs, sibirischer Bär.

Daß es im Pelzhandel an Fälschungen mancherlei Art nicht fehlt, ist begreiflich. Man läßt Pelze der einen Gegend für die einer bevorzugten, amerikanischen Zobel für sibirischen, südlichere Edelmarder für nordische, russischen sowie amerikanischen Nörz, schmutziggelbe Chinchillene und kurzhaarige Bastardchinchilla für echte, langhaarige Chinchilla laufen oder man sucht minderwertigen Fellen durch Färbung und Haarbehandlung das Aussehen edleren Pelzwerkes zu geben oder schiebt ganz künstliche Surrogate aus Plüsch unter. So gehen langhaarige schwarze Ziegenfelle oder die Nutriafelle des Sumpfbibers als Affenfelle, langhaarige russische Ziegenfelle als schwarze Bärenfelle, ihres Oberhaares befreite, geglättete und gefärbte Sumpfbiberfelle als Biberfelle, Felle des Angorakaninchens als Chinchilla, in Streifen geschnittene und zusammengenähte weiße und graue Kaninchenfelle als Feh, braungefärbte Weißfüchse, deren Spitzen wieder gebleicht wurden, dann ebenso silberspitz gemachte Hasen- und geschorene Kaninchenfelle als Silberfüchse, weiße Kaninchenfelle als Hermelin, gelbgefärbte Opossumfelle als Iltis, stahlfarbige, geschorene und gefärbte Nerzfelle, braungefärbte Schuppenfelle, dann auch Bisam-, Fischotter- und selbst Kaninchenfelle als Sealskin, schwarzgefärbte Opossums und Hasenfelle als Schuppen, Schuppen als Skunks, ungefärbte oder gefärbte Edelmarder als Zobel, schwarze sibirische Katzenfelle als Genetten. So schwärzt man Zobelfelle durch Aufhängen in Rauchfängen, färbt braune oder rötliche, minder wertvolle Skunks schwarz, ebenso hellere Nerz-, Edelmarder und Bisam- ^[folgende Seite]