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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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Gefahren des Oisgenusses.
In den "Blättern für Volksgesundheitspflege" wurde auf die Gefahren des während der warmen Jahreszeit so viel kon-Mmierten Eises aufmerksam gemacht. Als jommerliche Straßenerschemuug sieht man in größeren Städten (so auch in Zürich) Karren, meist von Italienern gehalten, herumfahren, welche Eiscrßme in kleinen Gläsern seilbieten. Nie Gelegenheit zur Schleckerei wird besonders von der Jugend fleißig benutzt, die ihre Batzen allerdings nützlicher anwenden könnte. Schon der Genuß von gutem Eis, wie es in den Konditoreien geführt wird, ist gerade im Sommer nicht unbedenklich; er taun in dieser Jahreszeit zu ernsten Darmkatarrhen führen, namentlich dann, wenn die Glaee in größeren Mengen allzu kalt genossen und rasch hinunter ge-jchlungen wird, anstatt daß man sie in kleinsten Stückchen langsam genießt und in der warmen Mundhöhle zuerst zerfließen läßt. Die Möglichkeit, sich Zu schaden, wächst ganz entschieden bei den auf den Straßen feilgebotenen Eispräparaten, welche meistens in der ärmlichen, schmutzigen Wohnung des Händlers hergestellt wurden und auch aus andereu Gründen viel weniger einwandfrei jiud, selbst, wenn sie beim Verkauf zugedeckt und dem Straßenstaub und -schmutz nicht ausgesetzt werden. Außerdem möge man bedenken, daß der kindliche Organismus derartigen Erkältungsursachen für seine Verdauungsorgane weniger widersteht, als der kräftig entwickelte Körper des Erwachsenen. Es wäre daher auf jeden Fall wenigstens zu empfehlen, daß die Kinder über die Nachteile, die ihnen eine solche angebliche Leckerei bringen kann, von Seiten der Eltern aufgeklärt würden. Es ist viel richtiger, daß jie für die kleinen Geldbeträge, welche sie von Erwachsenen erhalten, sich gutes Obst laufen, als daß sie sich durch solches Sna-ßeneis Magen und Darm verderben, was ebenso übrigens auch für die Erwachsenen gilt. Auch diese sollten von einem Genuß absehen, der nicht gefahrlos ist und keineswegs die gewünschte Erquickung bringt; denn dieses meist sehr zuckerhaltige Eis vermag nicht den Durst für längere Zeit zu stillen. Es steht also in dieser Beziehung dem Obst weit nach, dessen säuerlicher, angenehmer Saft viel mehr erfrischt und viel ausdauernder das Durstgefühl beseitigt.
Bei dieser Gelegenheit machen wir noch auf einen eigentlichen Unfug der Jugend aufmerksam, der sich auch auf Eisgenuß bezieht. In den Straßen von Zürich fahren leider nur zu viel Bierfässer- und Flaschenbierwagen herum, welche den Kunden in Wirtschaften und Läden auch Eis bringen.
häufig brechen nun kleinere oder 'größere Stücke beim Ausladen der natürlichen oder künstlichen Blöcke ab und fallen auf die staubige Straße. Wie Habichte werfen sich dann die Kinder auf diese Brocken uud zer-jaugen die manchmal zweifelhafte Ware, die oft schmutzig und unappetitlich aussieht. Mancher verdorbene Magen oder Abführen der Kinder mag mit solcher Eisschlotzerei zusammenhängen. Auch in dieser Beziehung sollten namentlich die Mütter, welche das Straßenleben und -treiben der Kinder etwas mehr kontrollieren dürften, es an Warnungen nicht fehlen lassen, ja das Auflesen des Eises von den Straßen und Naschen desselben, das mit oft recht schmutzigen Händen gehalten wird, verbieten.
Gesundheitspflege.
Gebrauch der Nachtlichter. Ein Arzt warnt
die Eltern vor dem Gebrauch von Nachtlichtern in oem Schlafzimmer der Kinder. Er behauptet, es habe eine sehr nachteilige Wirkung auf die Augen. Anstatt den optischen Nerven die nötige Ruhe, welche die Dunkelheit bringt, zukommeu zu lassen, hält das Licht sie in beständiger Reizung; hierdurch leidei das Gehirn uud das gesamte Nervensystem.
Gegen Sodbrennen. Das Sodbrennen ist eine überaus häufige Begleiterscheinung vieler Magenkrankheiten, die sich als brennende oder kratzende Empfindung äußert, welche vom Magen in die Speiseröhre aufsteigt und mit saurem Aufstoßen verbunden ist. Namentlich tritt es dann auf, wenn der Magensaft stark salzsäurehaltig ist, vor allem bei der Krankheit, die man als Magensaftfluß bezeichnet. Dabei kaun sich das Sodbrennen bis in den Rachen hiuaufziehen, und die sauren Massen werden im Munde geschmeckt. Außer bei Magenkrankheiten stellt sich das Sodbrennen auch bei Erkrankungen der Speiseröhre ein, endlich gibt es auch rein nervöse Formen von Sodbrennen. Wenn sich bei manchen Patienten regelmäßig nach dem Genuß von gewissen Speisen, wie Obst, Salat, Fett, Süßigkeiten Sodbrennen einstellt, so müssen eben diese Speisen gemieden werden. Im übrigen dient zur Abstumpfung der überschüssigen Säure am besten der Gebrauch von Alkalien, der Magnesia und des doppeltkohlensauren Natrons. Neuerdings empfiehlt Dr. Oefele den Gebrauch von medizinischer Seife, die in Menge von je V5 gr. 40 Minuten nach dem Mittag- und Abendessen genommen werden soll.