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Kochschule und Ratgeber für Familie & Haus

Autorenkollektiv, Verlag von Th. Schröter, 1903-1905

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dern und Weltgeg enden zusammen strömten. Dies rief einer Verfeinerung der Lebensgenüsse, und Luxus und Genußsucht verbreiteten sich von oben bis in die untersten Volksschichten. Große Eß- und Trinkgelage, bei welchen Musik und Gesang nicht fehlten, waren bei den vornehmen Babylonicrn an waren bei den vornehmen Babyloniern an der Tagesordnung. Ktesias erzählt, daß ein gewisser Annarus ein Trinkgelage veranstaltete, bei welchem 150 Frauen durch Musik und Gesang die Gäste unterhielten. Bei einem Gastmahl des Königs erschien an der Wand jenes furchtbare "Mene, tekel phares", das Daniel dem erschrockenen König dahin deutete, daß Medicn-Persien das Erbe Baby-loniens antreten werde.
Die alten Perser waren in Speise und Trank noch sehr einfach und bescheiden. Sie hatten die Sitte, nur eiumal des Tages zu essen, von welcher ursprünglich dem Könige selbst keine Ausnahme gestattet war. Die Knaben wurden frühe gelehrt, sich im Notfalle mit wilden Früchten, Pistazien und Holzäpfeln zu begnügen. Die tägliche Nahrung bestand in Brot, dünnen Kuchen und Kresse. Dazu kam in Wasser gekochtes oder am Spieße gebratenes Fleisch mit Salz gewürzt und als Getränk Wasser. Die besten Speisen kamen auf den königlichen Tisch. Der König aß Brot von Aeoliens Weizen, syrischen Wein, Salz von der Oase Jupiter Amon, Wasser vom Choaspes, das beste Fleisch von Kameel, Rind, Schaf und Hirsch. Königlicher Besitz waren die Fische im See Möris, das beste Wild in den Wäldern und Fluhniederungen. Bei allen Mahlzeiten wurde viel Safran verwendet und dieses Gewürz so reichlich angebaut, daß noch große Mengen ausgeführt werden konnten. So traten die Perser in Handelsbeziehungen zu andern Völkern, und verkehrten auch mit Griechenland. Der Plan, dies schöne Land dem eigenen Reiche einzuverleiben, scheiterte jedoch.
In Griechenland boten Ackerbau und Viehzucht, Jagd und Fischerei Lebensnnttel in hülle und Fülle. Weizen und Gerste, Korn, Erbsen, Bohnen, und Linsen, Zwiebeln und Mohn wurden eifrig angebaut, der edle Weinstock liebevoll gepflegt. Der Wein wurde in großen irdenen Krugen aufbewahrt und in Schläuchen aus Iiegenfell versandt. Er wurde stets mit .Wasser vermischt getrunken, und mit Verachtung sah mau auf die "Barbaren", die, wie z. B. die Skythen den starken Wein rein und ohne Wasserzusatz tranken, Pferdefleisch, Butter und Käse und saure Milch (Kummiß) in großen Quantitäten zu sich nehmen.  Fische wurden in Griechenland mit Netz und Angel gefangen und mannigfaltig zubereitet.
Fischkucheu erfreute sich besonderer Borliebe. Feigen. Oliven, Granaten, Aepfel, Birnen und Trauben boten angenehme Erfrischung. Beim Essen saß man einzeln oder paarweise an kleinen Tischen. Für wenige Obolen vermochte der griechische Hausvater (die Männer, nicht die Fraueu besorgten die Einkäufe), Lebensmittel zu kaufen, daß sich die ganze Familie sättigen tonnte; aber man konnte auch für eine einzige Mahlzeit riesige Summen ausgeben, denn die köstlichsten Erzeugnisse fremder Länder kamen auf den Martt.  Im kriegerischen Sparta erhielt sich die alte Speisenfolge sehr lange. Die Hauptmahlzeit wurde gemeinschaftlich gehalten. Zu derselben hatte sich der König so gut einzufinden, wie der letzte Mann aus dem Volke. Das Hauptgericht bildete die sog. schwarze Suppe. Dieselbe wurde hergestellt, indem man kleinere Stücke Fleisch mit Salz, Wasser, Essig und Schweineblut und verschiedenen Kräutern zu einer dunkelfarbigen, dicklichen Brühe kochte. Dazu aß man grobes Gerstenbrot und trank mit Wasser gemischten Wein. Käse, Oliven und Feigen bildeten den Nachtisch.
Griechenland, das den Persern siegreich widerstanden, erlag endlich der herrschge-waltigen Roma; aber in geistigen Gebieten beherrschte die Besiegte den Sieger. Auch in Bezug auf das materielle Kücheuszepter machte sich griechischer Einfluß geltend.
Bereits war Rom eine Weltmacht, als die Vorliebe seiner Bürger für den Ackerbau noch fortdauerte. Staatsmänner hielten es nicht unter ihrer Würde, ihren eigenen Kohl zu bauen, Weizen, Gerste, Dinkel, Linsen und Erbsen zu bauen und sich dabei mit kaltem Morgenimbis und einer bescheidenen Hauptmahlzeit zu begnügeu. Das Beispiel von Curius Dentatus, der uach drei Triumphen ruhig wieder zum Pflug zurückkehrte und seine Rüben kochte, war nicht vereinzelt. Mit dem Eindringen des griechischen Einflusses ward auch die Zubereitnug der Speisen eine sorgfältigere. Als jedoch die römischen Adler auch über Asien flatterten, wurden die Römer Feinschmecker, denen die teuren Leckerbissen als die besten erschienen. Da kam die Zeit, wo vornehme Römer Wildgärten und Fischteiche anlegten und der reiche Lucullus für eine einzige Mahlzeit 50 000 Drachmen opferte, seinen Gästen Flamingozungen und Taubenherzen servieren und aus großen, vasenähnlichen Behältern, die mit Schnee gefüllt waren^ immer neue Weingefäße bringen lieh. Um-fonst eiferte Eato gegen den Luxus uud nicht ohne Grund rief er aus, daß eine Stadt schwer zu retten sei, in welcher ein Fisch mehr koste, als ein Ochse.