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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Declaration of Rights - Dedemsvaart.

vorbringens, namentlich die Erklärung der vortragenden Partei über die von ihr gebrauchten Ausdrücke, also die Auslegung derselben. Nach modernem Prozeßrecht soll der Richter von Amts wegen durch geeignete Fragestellung (Fragerecht) darauf hinwirken, daß unklare Vor- und Anträge erläutert und erklärt werden, so namentlich nach der deutschen Zivilprozeßordnung (§ 130). Nach deutschem Prozeßrecht (Zivilprozeßordnung, § 240) ist jede Berichtigung oder Ergänzung der Klage in thatsächlicher und in rechtlicher Beziehung zulässig, sofern dieselbe nicht etwa eine Änderung des Klagegrundes enthält.

Declaration of Rights (engl., spr. díklarehsch'n ŏw rēīts), die Erklärung, wodurch der am 22. Jan. 1689 in Westminster zusammengetretene Konvent die Grundprinzipien der englischen Konstitution aussprach, infolge deren Wilhelm von Oranien auf den britischen Thron berufen wurde, im wesentlichen eine Wiederholung und Erweiterung der frühern Petition of Rights (s. d.).

Declaratio sententiae (lat.), im frühern Prozeßrecht die Erläuterung eines dunkeln, mehrdeutigen oder unbestimmten gerichtlichen Erkenntnisses durch den Richter, welcher dasselbe erteilt hat. Eine solche konnte in bürgerlichen Rechtsstreitigkeiten vom Richter jederzeit von Amts wegen vorgenommen, aber auch von den Parteien mittels besondern Deklarationsgesuchs erbeten werden. Die deutsche Zivilprozeßordnung kennt die Erteilung eines deklaratorischen Urteils (sententia declaratoria oder auch bloß declaratoria) nicht mehr. Die Partei, welche sich durch die Unklarheit des Urteils geschädigt glaubt, muß vielmehr von den geordneten Rechtsmitteln im gegebenen Fall Gebrauch machen und den höhern Richter angehen.

Decomposĭta (lat.), in der Grammatik, s. Zusammensetzung.

Décompte (franz., spr. kóngt), Ab-, Gegenrechnung, besonders von Kommissionären über verkaufte Waren; Abgang an einer Ware.

Decōr (franz.), Verzierung, besonders Malereien, Vergoldungen und Reliefs auf Thon- und Glaswaren.

Decorated style (engl., spr. déckorehted steil, "verzierter Stil"), Bezeichnung für eine Epoche der gotischen Architektur in England, welche das 14. Jahrh. einnimmt, und in welcher die Zierformen sich über das ganze architektonische Gerüst erstreckten. Das bezeichnendste Beispiel ist die Fassade der Kathedrale von York (s. Tafel "Baukunst X", Fig. 1).

De Cort, Frans, der bedeutendste lyrische Dichter der Vlamingen, geb. 21. Juni 1834 zu Antwerpen, besuchte das dortige Athenäum und sollte sich dem Handelsstand widmen, trat aber 1857 aus seinem Kontor, um zusammen mit Jan van Ryswyck eine liberale Zeitung: "De Grondwet", herauszugeben, übernahm 1858 die Redaktion der "Schelde", ward 1860 Agent einer Dampfschiffgesellschaft und 1861 Sekretär des Generalauditeurs beim Cour militaire in Brüssel, wo er seit 1862 nebenbei die pädagogisch-litterarische Monatsschrift "De Toekomst" redigierte und 18. Jan. 1878 starb. De Corts dichterische Phantasie war keine hochfliegende, aber Gefühlstiefe und Stimmungsfülle zeichnen die meisten seiner Lieder aus, und besonders als Sänger der stillen Freuden des häuslichen Lebens und des Eheglücks wird er nur von wenigen übertroffen. Auch als Übersetzer von Gedichten aus fremden Sprachen hat er Vortreffliches geleistet. Er gab mehrere Jahre lang einen sehr beliebten Almanach: "Jan en Alleman" (Antwerp.), heraus, ferner "De shcoonste liederen van Robert Burns" ^[richtig: "De schoonste liederen van Robert Burns"] (Brüssel 1862) und ließ seinen ersten "Liederen" (Antwerp. 1857-59, 2 Bde.) andre Sammlungen unter den Titeln: "Zingzang" (Brüssel 1866) und "Liederen" (Groning. 1868) folgen.

Decōrum (lat.), Schicklichkeit, Anstand.

Décourt (franz., spr. -kuhr), s. Dekort.

Découvert (franz., spr. -kuwähr), Stückmangel, an der Börse Mangel des zur Deckung nötigen Papiers; à d. verkaufen, ungedeckt (ohne zu besitzen) verkaufen.

Decrescendo (ital., spr. -kreschénndo), "abnehmend" an Tonstärke, schwächer werdend (anschaulich ausgedrückt durch > ^[img]). Vgl. Crescendo.

Decretales epistolae (lat.), s. Dekretalen.

Decretorĭus (lat.), entsprechend, den Ausschlag gebend; daher: d. annus, das Normaljahr 1624; d. dies, der 1. Januar 1624, als Normaltag, auch kritischer Tag und Todestag.

Decrētum (lat.), s. Dekret.

Decrētum Divi Marci (lat., "das Dekret des höchstseligen Marcus"), eine Verordnung des römischen Kaisers Mark Aurel, welches die eigenmächtige Inbesitznahme von Sachen seitens eines Gläubigers zum Zweck seiner Befriedigung bei Strafe des Verlustes des Forderungsrechts dieses Gläubigers verbietet. Vgl. Selbsthilfe.

Dectĭcus, s. Heuschrecken.

Decubĭtus (lat.), s. Aufliegen.

Decumāna (sc. porta, lat.), s. Lager.

Decumates agri (lat.), s. Agri decumates.

Decuria, Decurio, s. Dekurie etc.

Decussātim (lat.), in Form einer römischen Zehn (X), kreuzweise.

Decussis (lat.), röm. Münze, = 10 As, ein kolossales gegossenes Kupferstück mit Romakopf und Schiff und dem Zahlzeichen X (= 10), äußerst selten.

De dato (lat.), abgekürzt d. d., vom Tag der Ausfertigung an.

Dedecker, s. Decker 4).

Dedekind, 1) Friedrich, Dichter des 16. Jahrh., geboren um 1525 zu Neustadt an der Leine, studierte in Wittenberg Theologie, ward 1551 Prediger in seiner Vaterstadt, 1575 Pastor zu Lüneburg, wo er 27. Febr. 1598 starb. Sein Hauptwerk ist der "Grobianus" in lateinischen Versen (zuerst Frankf. 1549; deutsch von Scheidt, zuerst Worms 1551), ein didaktisch-satirisches Sittengemälde der Zeit. Seine Dramen: "Der christliche Ritter" (Ülzen 1576) und "Der bekehrte Papist" (Lüneb. 1596) haben eine religiöse, insbesondere lutherische, Tendenz.

2) Konstantin Christian, Dichter, geb. 1628 zu Rheinsdorf im Anhaltischen, gest. 1713 als gekrönter Poet, kursächsischer Steuerkassierer und Kammermusikus in Dresden, war Mitbegründer des Elbschwanenordens ("Concord") und machte sich besonders durch sein Schäferspiel "Filareto" (Dresd. 1665) und seine geistlichen Opern (darunter der "Siegende Jesus", "Stern aus Jakob") bekannt, die als "Neue geistliche Schauspiele, bequemet zur Musik" (das. 1670) und "Heilige Arbeit über Freud und Leid der alten und neuen Zeit, in musikbequemen Schauspielen angewendet" (das. 1676) erschienen.

Dedekorieren (lat.), entehren, schänden; Dedekoration, Entehrung, Schändung.

Dedemsvaart, Kanal in der Provinz Overyssel, welcher Hasselt an dem Zwarte Water mit Gramsbergen an der Vecht verbindet, seit 1809 in einer fast öden Gegend blühende Kolonien (D., Slagharen, Lutten) mit ca. 12,000 Einw. ins Leben rief und jährlich von mehr als 6000 Schiffen (1883 mit einer Ladung von 508,119 cbm) befahren wird.