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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Zunge (bei Blasinstrumenten) - Zungenwürmer

Schlagfluß) wird sie schräg, nach der gelähmten Seite hinausgestreckt. Die Z. eines gesunden Menschen besitzt einen reinen blaßroten Rücken. Wird aber der Schleimhautüberzug in seiner normalen Beschaffenheit verändert, so erscheint die Zungenoberfläche weißlich, belegt, wie man sich ausdrückt. Dies kommt zu stande durch örtliche Reize (z. B. Tabakrauchen, Alkohol, scharfe Speisen), oder ist Teilerscheinung gewisser, namentlich den Darmkanal betreffender Krankheiten. Von besondern Zungenkrankheiten sind zu nennen Krebs, Entzündung, Vergrößerung, Lähmung und Verwundung. Der Zungenkrebs beginnt als ein hartes Knötchen, das aufbricht und sich in ein fressendes Geschwür verwandelt, und muß möglichst frühzeitig operativ entfernt werden. Mitunter findet sich ein ganz schwarzer Zungenbelag (schwarze Z. oder Haarzunge, Nigrities linguae), der auf einer chronischen Entzündung der Papillen beruht und mit erheblichen Beschwerden (Trockenheit, Gefühl von Pelzigsein, üblem Geschmack u. dgl.) verbunden sein kann; die Behandlung erfordert gründliche Reinigung der Mundhöhle, sorgfältiges Abschaben oder Abkratzen der schwarzen Massen und Ätzen mit Höllenstein oder alkoholischer Salicylsäurelösung. Über die angeborene Vergrößerung der Z. s. Glossocele, über eine Art krankhafter Verwachsung der Z. s. Ankyloglossum.

Das Zungenbein (os hyoideum), ein hufeisenförmiger Knochen, der isoliert im vordern obern Teil des Halses liegt und vorzüglich durch Muskeln in seiner Lage erhalten wird, dient der Befestigung der Zungenwurzel und steht durch Muskeln und Bänder mit dem Kehlkopf in Verbindung.

Zunge, ein elastisches Blättchen, das über der Öffnung eines Hohlraums, z. B. der Röhre eines Blasinstruments, so angebracht ist, daß es durch Anblasen von einem Luftstrom zum Erzittern gebracht wird, dadurch den Zugang zu dem Resonanzraum abwechselnd öffnet und schließt und die Tonbewegung der Luft in ihm infolgedessen nach Anzahl der Schwingungen bestimmt. Bei der Klarinette schlägt eine solche Z. von Rohrblatt auf den Schnabel, dessen Öffnung bedeckend; ähnlich ist es bei den aufschlagenden Metallzungen alter Harmoniums, während die neuere Zeit sich der durchschlagenden Z. bedient, d. h. solcher, welche in der Öffnung pendelartig ein- und ausschlagen. Oboe und Fagott haben zwei Rohrblattzungen, die gegeneinander schwingen, ähnlich wie die Lippen des Menschen beim Blasen der Trompete und anderer Blechblasinstrumente. Die verschiedenen Arten der Z. legte O. Fleischer der Klassifizierung der Blasinstrumente (s. d.) überhaupt zu Grunde; bei diesen nennt man Z. auch den Zungenstoß, mit dem man die Instrumente anbläst, indem man dazu passende Silben gewissermaßen in sie hineinspricht. Diese Silben sind bei der Flöte tidll oder tadll, verdoppelt (Doppelzunge) tidllidll oder tadlladll. Ähnlich bei der Trompete, wo die Silben tike tiketon und ähnliche lange Zeit als Zunftgeheimnis betrachtet wurden. Auch beim Paukenspiel ist der Ausdruck Z. für stoßartige Schläge gebräuchlich.

Zunge, an der Wage s. d.; Z. im Bauwesen, eine dünne Scheidemauer bei Schornsteinen (s. d.) und Treppen.

Zunge, Fisch, s. Schollen.

Zungenanthrax, s. Milzbrand.

Zungenbändchen, Zungenbein, s. Zunge.

Zungenblüten, s. Kompositen.

Zungenfleischnerven, s. Gehirn nebst Tafel, Fig. 4, 16.

Zungenfreiheit, s. Gebiß (der Pferde).

Zungengaumenbogen, s. Gaumen.

Zungenkrankheiten, s. Zunge.

Zungenkraut, s. Ruscus.

Zungenkrebs, s. Zunge.

Zungenlose Froschlurche (Aglossa), eine nur wenige exotische Formen aufweisende Abteilung der Froschlurche, durch das vollständige Fehlen der Zunge und auch der Zähne ausgezeichnet. Der bekannteste Vertreter ist die Pipa (s. d.).

Zungennadeln, s. Wirkmaschine.

Zungennerv (Nervus lingualis), aus dem dritten Ast des sog. dreigeteilten Gehirnnerven stammender Nerv (s. Geschmack und Tafel: Die Nerven des Menschen, Fig. 2, 12).

Zungenpfeifen, die Pfeifen eines Zungenwerkes (s. Schnarrwerk).

Zungenpilz, s. Fistulina.

Zungenreden, s. Glossolalie.

Zungenschlundkopfnerven, das neunte Hirnnervenpaar, s. Gehirn nebst Tafel, Fig. 4, 14 und Geschmack.

Zungentragende Froschlurche (Phaneroglossa), eine Abteilung der Froschlurche (s. d.), die sich durch das Vorhandensein einer am Boden der Mundhöhle angewachsenen und vorschlagbaren Zunge sowie mit wenig Ausnahmen durch den Besitz kleiner, hakenartiger Zähnchen auf den Kiefern und am Gaumen auszeichnen. Es gehören zu diesen Z. F. außer zahlreichen ausländischen Formen vor allen die in Deutschland heimischen Frösche und Kröten, die man, da die Zehen ihrer Füße spitz enden, als Oxydaktylier zusammengefaßt und den wegen der Haftscheiben an den Zehen Diskodaktylier genannten Laubfröschen (s. d.) gegenübergestellt hat.

Zungenvorfall, s. Glossocele.

Zungenwärzchen, s. Zunge.

Zungenweiche, s. Transportable Eisenbahnen, nebst Tafel, Fig. 6.

Zungenwerk, bei Orgeln, s. Schnarrwerk.

Zungenwürmer (Linguatulina), eine Ordnung der Spinnentiere (s. d.). Im ausgebildeten Zustande sind sie wurmförmig, geringelt, am Munde mit zwei Paar Haken; das Nervensystem ist sehr vereinfacht, Sinneswerkzeuge, Blutumlaufs- und Atmungsorgane fehlen. Die Weibchen sind vier- bis fünfmal so lang wie die Männchen. Sie leben als Parasiten in den Atmungsorganen von Wirbeltieren und Reptilien. Die bekannteste Art (Pentastomum taenioides Rud.) ist ausgebildet im weiblichen Geschlecht über 8, im männlichen gegen 2 cm lang und wohnt in der Nasenhöhle von Hunden, Wölfen und Pferden. Die Embryonen (s. Tafel: Spinnentiere und Tausendfüßer Ⅱ, Fig. 8 a) gelangen, in ihren Eihüllen eingeschlossen, mit dem Nasenschleim ihres Wirtes durch Niesen u. s. w. nach außen auf allerlei Vegetabilien, mit diesen in den Magen von Hasen und Kaninchen, verlassen hier das Ei, bohren sich, versehen mit zwei hakenartigen Fußpaaren (Fig. 8 b), durch die Magen-und Darmwand hindurch und kommen in die Leber, wo sie sich einkapseln und zu einer noch nicht geschlechtsreifen Larve von ähnlicher Gestalt, aber geringerer Größe wie die Alten werden (Fig. 8); die Larve galt früher als selbständige Art: Pentastomum denticulatum. Später durchbrechen die Larven die Kapsel und wandern in die benachbarten Weichteile ein. Kommen sie mit dem Fleisch ihres Wirtes in die Mundhöhle von