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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Alfred Ernst-Kap - Algarve.

A. in der Bau- und Schiffbaukunst, in Gold- und Silberarbeit wohl erfahren; er selbst erfand einen Stundenmesser. Eifrig sorgte er für die Erziehung seiner Kinder, namentlich des Thronfolgers Eduard. A. starb 28. Okt. 901 an einem unheilbaren Übel, an welchem er seit dem 20. Jahr gelitten. Was den Menschen ehrt und den Fürsten auszeichnet, vereinigte A. in sich; als Dichter und Gelehrter, als Krieger, als Staatsmann, als Gesetzgeber und als Richter, als Christ und Mensch ist A. gleich groß. Hauptquelle für Alfreds Geschichte ist seines Freundes Asser, Bischofs von Sherburne, "Vita Alfredi", herausgegeben von Wise (Oxf. 1722) und in den "Monumenta historica britannica" (Lond. 1848). Seine Werke wurden gesammelt herausgegeben von Bosworth (Lond. 1858, 2 Bde.). Vgl. Pauli, König A. und seine Stelle in der Geschichte Englands (Berl. 1851); Weiß, Geschichte Alfreds d. Gr. (Schaffh. 1852); Hughes, A. the Great (Lond. 1878).

2) A. Ernst Albert, Herzog von Edinburg und zu Sachsen, geb. 6. Aug. 1844 zu Windsor, zweiter Sohn des Prinzen Albert und der Königin Viktoria von Großbritannien und Irland, trat nach sorgfältiger Vorbereitung 1858 als Kadett in den Marinedienst, machte auf Kriegsschiffen mehrere Seereisen, wurde 1862 zum König von Griechenland erwählt, welche Krone sein Vater aber für ihn ablehnte, und ward 1866 zum Herzog von Edinburg und Grafen von Kent und Ulster erhoben. Er kommandierte 1867 die Fregatte Galatea auf einer Reise nach Australien, wo 12. März 1868 von einem Iren, O'Farrell, ein Attentat gegen ihn verübt und er leicht verwundet wurde, fuhr dann nach Japan, China und Indien und vermählte sich 23. Jan. 1874 in Petersburg mit der Großfürstin Maria, einziger Tochter des Kaisers Alexander II. von Rußland, welche ihm vier Kinder gebar. Er ward darauf als Erbe und Nachfolger des Herzogs Ernst II. von Sachsen-Koburg-Gotha anerkannt und vom deutschen Kaiser zum Generalmajor à la suite des 6. thüring. Infanterieregiments Nr. 95, vom russischen Kaiser zum Chef der zweiten Flottenequipage des Schwarzen Meers ernannt und avancierte zum Konteradmiral in der britischen Marine.

Alfred Ernst-Kap, s. Grantland.

Al fresco, s. Freskomalerei.

Alfreton (spr. älfe'tĕn), Marktstadt in Derbyshire (England), 18 km nördlich von Derby, inmitten eines Bergbaureviers, mit (1881) 4492 Einw.

Alfried, Johann, Pseudonym, s. De Laet.

Alfuren (Harafora), bei den Holländern Name der ältesten Bewohner der Insel Celebes, welche, durch Einwanderer zurückgedrängt, jetzt nur noch den mittlern Teil der Insel, die nördliche Halbinsel sowie das Innere der nordöstlichen und südöstlichen Halbinsel innehaben. Außer Celebes finden sie sich noch auf den Molukken, besonders auf der nördlichen Halbinsel von Dschilolo. Sie gehören nach den neuern Ethnographen ursprünglich zur malaiischen Rasse, sind aber stark mit Papuablut versetzt und können daher als Mischstamm bezeichnet werden. Sie haben die Gesichtszüge des Papua und sein Haar, sind groß, schlank und am Körper behaart, aber von lichter Farbe wie der Malaie. In Bezug auf Kultur stehen sie auf einer sehr niedrigen Stufe, und es herrschen unter ihnen noch viele barbarische Gebräuche. Mit Ausnahme der Bewohner der Landschaft Minahassa auf der nördlichen Halbinsel sind die A. noch sämtlich Heiden; ihre Hauptbeschäftigung besteht in Ackerbau, Pferde- und Rindviehzucht. Vgl. v. Baer, Über Papuas und A. (Petersb. 1859).

Algarbĭen, s. v. w. Algarve (s. d.).

Algardi, Alessandro, ital. Bildhauer, geb. 1602 zu Bologna, widmete sich anfangs unter Lod. Carracci der Malerei, wandte sich später aber ausschließlich der Plastik zu. Er zeigt als Bildhauer zwar außerordentliche Gewandtheit in der Technik und Erfindung, ist jedoch von den Fehlern der damaligen Stilmischung von Plastik und Malerei keineswegs frei; alles ist bei ihm malerisch aufgefaßt, den Gesetzen der Plastik widersprechend, und hohles Pathos und heftige Affekte kennzeichnen seine Werke. Sein bedeutendstes Werk ist das kolossale Relief: Leo, den Attila von seinem Zuge gegen Rom zurückhaltend, in der Peterskirche zu Rom, ganz im Geschmack Berninis. A. starb 1654.

Algarithmus, s. Algorithmus.

Algarobas, s. Linse und Hymenaea.

Algarobilla, s. Inga.

Algarotpulver, s. Antimonchlorid.

Algarotti, Francesco, Graf, ital. Schriftsteller und vielseitiger Gelehrter, geb. 11. Dez. 1712 zu Venedig, ward hier, dann in Florenz und Bologna gebildet und trat schon in einem Alter von 20 Jahren als ein Kenner der schönen Wissenschaften wie der Anatomie und Physik in Paris auf. Hier veröffentlichte er seinen "Neutonianismo per le donne" (Par. 1733), welcher bereits sein ganzes Geschick für elegante Popularisierung wissenschaftlicher Fragen zeigte. Der bis 1739 währende Aufenthalt in Paris, der Verkehr mit Voltaire, der Marquise du Châtelet und andern hervorragenden Franzosen gab seiner Bildung und seinen Arbeiten einen durchaus französischen Charakter; so ist der "Congresso di Citera" (Neap. 1745) Montesquieus "Temple de Gnide" nachgeahmt. Im J. 1739 machte A. mit Lord Baltimore eine Reise nach St. Petersburg und lernte auf dem Rückweg Friedrich II. in Rheinsberg kennen, der ihn nach seiner Thronbesteigung an seinen Hof einlud und später zum Grafen und Kammerherrn machte. Auch zu August III., König von Polen und Kurfürst von Sachsen, stand A. in näherer Beziehung; er besorgte Ankäufe für dessen Gemäldegalerie, so besonders den der Holbeinschen Madonna 1743 in Venedig. Nachdem er abwechselnd in Berlin und Dresden gelebt, kehrte er 1754 nach Venedig zurück, das er später mit Bologna und Pisa vertauschte. In letzterer Stadt, wo er 3. März 1764 starb, wurde ihm von Friedrich d. Gr. ein Grabdenkmal im Campo santo gesetzt. Am bedeutendsten ist A. in seinen Briefen, nicht sowohl in den Reisebriefen ("Viaggi di Russia") als vielmehr in seinen poetischen Episteln (zuerst 1759) und den eleganten Gelegenheitsbriefen. In zahlreichen Abhandlungen beschäftigte er sich in feinsinniger Weise mit naturwissenschaftlichen und künstlerischen Gegenständen. Seine "Saggi sopra le belle arti" (deutsch von Raspe, 1769) sind durch lebendige Kunsterfahrung wertvoll; seine Gedichte sind anmutig. Die beste Ausgabe seiner Werke erschien Venedig 1791-1794 in 17 Bänden. Vgl. Michelessi, Memorie intorno alla vita d'A. (Vened. 1770).

Algarve, die südlichste und kleinste Provinz von Portugal mit dem Titel eines Königreichs, 4858 qkm (88 QM.) groß, besteht aus dem meist flachen Küstenstrich (Beiramar), dem Hügelland (Barrocal) und dem Gebirgsland (Serra). Dieses zieht sich auf der nördlichen Grenze unter den Namen Serra von Malhão, Mezquita und Monchique hin, welch letztere mit dem Kap St. Vincent, dem südwestlichsten Punkt Europas, in das Meer ausläuft, und erreicht in ihrem höchsten Gipfel (La Foia) 903 m. Nach S. fällt der kahle und