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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Ernst; Ernst-August-Orden; Ernstfeuer; Ernsthall; Ernstthal

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Ernst - Ernstthal.

in dem Prachtwerk "Reise des Herzogs E. von Sachsen-Koburg-Gotha nach Ägypten etc." (Leipz. 1864).

18) E. Ludwig I., Herzog von Sachsen-Meiningen, zweiter Sohn des Herzogs Bernhard I., geb. 1672, trat 1692 als Oberst eines gothaischen Regiments in holländische Kriegsdienste, dann in kurpfälzische, ward kaiserlicher Feldmarschallleutnant, focht mit Auszeichnung in den Kriegen gegen Ludwig XIV., stieg in kaiserlichen Diensten bis zum Feldzeugmeister, übernahm nach dem Tod seines Vaters 1706 die Regierung seines Landes, die ihm seine Brüder Friedrich Wilhelm und Anton Ulrich überließen, und starb 24. Nov. 1724.

19) E. August, Herzog von Sachsen-Weimar, Sohn des Herzogs Johann Ernst, geb. 19. April 1688, führte seit 1707 mit seinem Oheim Wilhelm Ernst bis zu dessen Tod 1728 die Regierung gemeinschaftlich, doch nicht ohne mancherlei Irrungen, zu deren Vermeidung er 1725 die Primogenitur festsetzte. Ein Nachahmer Ludwigs XIV., hatte er eine prächtige Hofhaltung, befriedigte seine Baulust durch Anlegung vieler kleiner Jagdschlösser, der Jakobskirche in Weimar, des Schlosses in Eisenach, machte großen Aufwand für das Militär und trieb Alchimie. Auch stiftete er den Weißen Falkenorden (s. d.). Seit 1734 wohnte er meist in Eisenach, wo er 18. Jan. 1748 starb. Vgl. v. Beaulieu-Marconnay, E. A., Herzog zu Sachsen-Weimar-Eisenach (Leipz. 1872).

[Schwaben.] 20) E. I., der ältere, Herzog von Schwaben, Sohn des Markgrafen Luitpold von Österreich aus dem Haus Babenberg, empörte sich 1003 gegen Kaiser Heinrich II., wurde aber zur Unterwerfung gezwungen und leistete fortan dem Kaiser treue Dienste. Durch seine Vermählung mit Gisela, der Schwester Herzog Hermanns III. von Schwaben, wurde er nach dessen Tod (1012) Herzog von Schwaben; doch starb er schon 31. Mai 1015, auf der Jagd durch die Unvorsichtigkeit eines Dienstmannen tödlich verwundet. Seine Witwe Gisela heiratete sodann den fränkischen Grafen Konrad, nachmaligen Kaiser Konrad II. Ihr und Ernsts I. Sohn war

21) E. II., Herzog von Schwaben, der vielbesungene "Herzog E. von Schwaben", geb. 1007. Er ward nach seines Vaters Tod mit dem Herzogtum Schwaben belehnt. Da er aber noch ein Kind war, führte die Regierung seine Mutter Gisela und, als Kaiser Heinrich II. dieser wegen ihrer Vermählung mit dem ihm feindlichen Konrad von Franken die Vormundschaft entzog, sein Oheim, der Erzbischof Poppo von Trier. Mit seinem Stiefvater, welcher 1024 Kaiser wurde, geriet E. bald in Streit: zuerst erhob letzterer Erbansprüche auf Burgund, die Konrad nicht anerkennen wollte; doch mußte sich E. 1025 dem Kaiser unterwerfen und nach Italien folgen. Zum zweitenmal empörte er sich 1027 in Verbindung mit den Grafen Welf II. von Bayern, Werner von Kyburg u. a., wurde aber bald vom Kaiser bezwungen, eine Zeitlang auf Schloß Giebichenstein in Haft gehalten und eines Teils seiner Besitzungen beraubt. 1028 erhielt er die Freiheit und das Herzogtum Schwaben zurück. Als er sich aber 1030 weigerte, den geächteten Grafen Werner von Kyburg, der sein Anhänger gewesen, bekriegen zu helfen, wurde er in die Reichsacht und in den Bann gethan. E. flüchtete sich mit Werner und seinen übrigen Anhängern in die Burg Falkenstein bei Schramberg im Schwarzwald und fristete seine Existenz durch Raub und Plünderung, bis er 17. Aug. 1030 im Kampf gegen den vom Bischof Warmann als Verweser des Herzogtums Schwaben gegen ihn gesendeten Grafen Mangold fiel. Seine Thaten und Schicksale, besonders seine Treue gegen Werner, erregten allgemeine Teilnahme für ihn; sein Kampf mit dem Kaiser wurde vielfach besungen, und E. wurde in dem "Herzog E." (s. d.) betitelten Volksbuch der Held vieler wunderbarer Schicksale und Abenteuer. Uhland hat seine Treue in dem Trauerspiel "Herzog E. von Schwaben" verewigt. Vgl. Bartsch, Herzog E. (Wien 1869).

Ernst, 1) Heinrich Wilhelm, Violinspieler und Komponist, geb. 1814 zu Brünn, bildete sich auf dem Wiener Konservatorium, wo Böhm im Violinspiel und Seyfried in der Komposition seine Lehrer waren, und hatte hier auch mehrfach Gelegenheit, Paganini zu hören. Bereits 1830 machte er einen Kunstausflug nach München, Stuttgart und Frankfurt a. M., nicht ohne schöne Erfolge. Später verweilte er einige Zeit in Paris, wo er noch Bériots Unterricht genoß und sich auch mit Glück öffentlich hören ließ, und bereiste sodann (von 1835 an) die Niederlande, Deutschland und den Norden Europas, überall, wo er auftrat, große Triumphe feiernd. Mitte der 50er Jahre befiel ihn zu London, wo er kurz zuvor seinen Wohnsitz genommen hatte, ein Rückenmarksleiden, dem er endlich 8. Okt. 1865 in Nizza erlag. E. glänzte vor allem durch seine nach seiten der Technik wie des Geschmacks aufs höchste gesteigerte Virtuosität, ermangelte jedoch keineswegs der gediegenen musikalischen Bildung, wie dies auch seine Kompositionen beweisen, von denen namentlich ein Konzert in Fis moll, eine Elegie und eine Phantasie über Motive aus "Othello" wohlverdienten Beifall und weiteste Verbreitung gefunden haben.

2) Pseudonym für M. J. ^[Matthias Jakob] Schleiden (s. d.).

Ernst-August-Orden, königlich hannöv. Militär- und Zivilorden, gestiftet von König Georg V. 15. Dez. 1865 für Verdienst um König und Vaterland, Auszeichnung in Wissenschaft und Kunst. Der Orden zerfällt in fünf Klassen: Großkreuze, Kommandeure erster und zweiter Klasse, Ritter erster und zweiter Klasse. Die Dekoration der Großkreuze besteht in einem silbernen, achteckigen, auf der linken Brust zu tragenden Stern, in dessen rotem Mittelschild sich die goldene Chiffer E. A. befindet, umgeben von dunkelblauem Band mit dem Wahlspruch Ernst Augusts: "Suscipere et finire" ("Anfangen und zu Ende bringen"), und in einem goldenen, weiß emaillierten Kreuz, auf der Vorderseite mit dem gleichen Mittelschild, worauf sich hinten die königliche Chiffer mit den Worten "Dezember 1865" befindet. Die Kommandeure erster Klasse tragen ein kleineres Kreuz am Hals mit dem Stern, die der zweiten ohne Stern, die Ritter erster Klasse ein noch kleineres Kreuz, die der zweiten ein silbernes Kreuz im Knopfloch; sämtliche an einem scharlachroten Band mit dunkelblauer Lisiere. Militär und Zivil tragen die gleiche Dekoration. Mit dem Orden ist ein Verdienstkreuz erster und zweiter Klasse verbunden. Seit der Annexion Hannovers 1866 wird der Orden nicht mehr verliehen.

Ernstfeuer, veraltet, s. v. w. Kriegsfeuer (s. d.).

Ernsthall, Steinsalzwerk, s. Bufleben.

Ernstthal, Stadt in der sächs. Kreishauptmannschaft Zwickau, Amtshauptmannschaft Glauchau, unmittelbar bei Hohenstein, an der Linie Zwickau-Chemnitz der Sächsischen Staatsbahn, hat ein Amtsgericht, eine Pfarrkirche, eine eisenhaltige Mineralquelle und (1885) 4360 evang. Einwohner, welche hauptsächlich Decken- und Shawlweberei, Strumpffabrikation, Baumwoll-, Schafwoll- und Seidenfärberei treiben. In der Nähe finden sich Achate und andre Halbedelsteine. Die Pest zu Hohenstein veranlaßte 1680 die