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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Gaßmann; Gaßner; Gasspritze; Gast; Gastein

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Gaßmann - Gastein.

Auftrag, die Statuen an der Fassade des Carl-Theaters auszuführen. Nachdem er sich an den Kämpfen des Jahrs 1848 lebhaft beteiligt, wurde er bald darauf an die neuorganisierte Akademie berufen, an welcher er jedoch nur bis 1851 wirkte. Das Arsenal und dessen Waffenmuseum, das Bankgebäude, der Sitzungssaal des Gemeinderats in Wien, das Lloydarsenal in Triest und die Wiener Kirchhöfe enthalten schätzbare Werke seiner Hand. Von seinen Porträtstatuen sind das Monument des Generals Baron Welden am Schloßberg zu Graz, das Maria-Theresia-Monument im Garten der Militärakademie zu Wiener-Neustadt, die Kaiserin Elisabeth-Statue im Elisabethbahnhof, das Wieland-Monument in Weimar (1853), die Statue von Sonnenfels auf der Elisabethbrücke in Wien und die von Adam Smith in Oxford zu nennen. Bedeutender waren seine Porträtbüsten oder Statuetten berühmter Männer, nicht minder die zahlreichen allegorischen Figuren (so das Donauweibchen, 1865, im Wiener Stadtpark), in welchen er ganz von der klassizistischen Tradition abwich, die er jedoch immer charaktervoll zu gestalten vermochte, wenn auch die Ausführung zu wünschen übrigließ. Er starb 24. April 1868 in Pest.

2) Joseph G. von Valhorn, Bildhauer, geb. 1818 zu Valhorn in Tirol, Bruder des vorigen, wurde zuerst von seinem Vater unterrichtet und zeigte dabei eine große Fertigkeit im Modellieren von Statuetten. Seit 1839 bildete er sich als Schüler der Akademie unter den Meistern Schaller, Klieber und Kähßmann aus. Erfolgreich debütierte er 1844 mit einer Statuette Leopolds des Glorreichen, welche ihm eine Pension für einen Aufenthalt in Rom einbrachte, wo er von 1845 bis 1849 nach der Natur und nach der Antike studierte und eine Gruppe: Venus und Amor, schuf. Nach Wien zurückgekehrt, führte er für das Portal des Doms zu Speier die fünf kolossalen Statuen der heiligen Jungfrau, des Erzengels Michael, der Heiligen Stephanus, Johannes des Täufers und Bernhard von Clairvaux aus, die große Anerkennung fanden. Als er nun auch die Büsten des Kaisers und der Kaiserin von Mexiko angefertigt hatte, erfolgte ein Auftrag nach dem andern; vor allen sind zu nennen: die Statuen Kaiser Maximilians I., Friedrichs des Streitbaren und Leopolds von Habsburg für das Wiener Arsenal, je sechs Statuen für die Paläste der Erzherzöge Wilhelm und Ludwig Viktor, die Marmorstatuen der sieben freien Künste im Treppenhaus der Neuen Oper, die Statue Herzog Rudolfs IV. für die Elisabethbrücke, viele Büsten und mehrere Madonnenstatuen und kirchliche Skulpturen für den Stephansdom in Wien, den Dom in Linz sowie namentlich für die Votivkirche die Krönung der Maria am Hauptgiebel, die Dreifaltigkeitsgruppe, die Erlöserstatue und große Basreliefs in den Bogenfeldern der drei Portale der Hauptfassade. 1879 wurde er in den Adelstand erhoben.

Gaßmann, Theodor, Bühnendichter, geb. 23. April 1828 zu Braunschweig, Sohn eines Schauspielers, bekleidete seit 1847 eine Stelle in einer Hamburger Buchhandlung, bis er sich nach fünf Jahren ausschließlich der Schriftstellerei widmete. Er starb 3. Dez. 1871 in Hamburg. Unter seinen form- und bühnengewandten Stücken fanden das Zauberspiel "Die Blumengeister" (1856), das Volksdrama "Die Juden in Worms" (1859), die Lustspiele: "Das laute Geheimnis" (1869) und "Schwabenstreiche" (preisgekrönt, 1871), endlich das Weihnachtsspiel "Der Märchenkönig" und mehrere Possen und Blüetten allgemeinen Beifall. Auch die Reuterschen Romane brachte G. in dramatischer Bearbeitung auf die Bühne. Gesammelt erschienen von ihm "Heitere Bühnenspiele" (Hamb. 1865, 2 Bde.).

Gaßner, 1) Johann Joseph, berüchtigter Teufelsbanner, geb. 20. Aug. 1727 zu Bratz bei Bludenz in Vorarlberg, studierte bei den Jesuiten zu Innsbruck und Prag, erhielt 1751 das Amt eines Frühmesners zu Dalgs und 1758 die Pfarrei zu Klösterle am Arlberg. Die meisten Krankheiten dem Einfluß von bösen Geistern zuschreibend, legte er sich hier auf Teufelsbeschwörungen durch Segensprechungen und Gebete und machte zu dem Zweck mit Erlaubnis des Bischofs von Konstanz selbst Reisen bis Konstanz, wo sich dieser jedoch von Gaßners Charlatanerien überzeugte und ihn nach seiner Pfarrei zurückwies. 1774 aber vom Bischof Fugger von Regensburg nach Ellwangen, dann nach Regensburg berufen, erhielt er hier einen unbeschreiblichen Zulauf aus Böhmen, Österreich, Bayern, Schwaben, Franken, ja selbst aus den niederrheinischen Provinzen. Die Heilung sowohl der "Umsessenen", d. h. durch Krankheit Geplagten, als der "Besessenen", d. h. der im übrigen Gesunden, vollzog er mittels des Exorzismus, bis endlich Joseph II. 1777 dem Unwesen steuerte und G. befahl, Regensburg zu verlassen. Der Bischof, der ihn zu seinem Hofkaplan mit dem Titel eines geistlichen Rats ernannt hatte, wies ihm zur Entschädigung die Pfarrei Bendorf an, wo er 4. April 1779 ganz verschollen starb. Die über ihn erschienenen Schriften bilden den Inhalt der "Zauberbibliothek" (Augsb. 1776). In neuester Zeit hat Eschenmeyer Gaßners Kuren in Kiesers "Zeitschrift für tierischen Magnetismus" verteidigt, wie schon Lavater sie der größten Aufmerksamkeit wert gefunden hat. Jedenfalls verfuhr G. uneigennützig und glaubte wohl selbst an seine Kuren. Vgl. Semler, Sammlung von Briefen und Aufsätzen über die Gaßnersche Geisterbeschwörung (Halle 1796), und Sierke, Schwärmer und Schwindler zu Ende des 18. Jahrhunderts (Leipz. 1874).

2) Ferdinand Simon, Musikschriftsteller, geb. 1798 zu Wien, erhielt seine künstlerische Ausbildung in Karlsruhe, ward 1819 Musikdirektor in Gießen und 1830 Hofmusikdirektor in Karlsruhe, wo er 25. Febr. 1851 starb. Er veröffentlichte außer mehreren Kompositionen eine Reihe von Schriften über Musik, darunter: "Partiturkenntnis" (Karlsr. 1843, 2 Bde.) und ein "Universallexikon der Tonkunst" (Stuttg. 1847).

Gasspritze, s. Extinkteur.

Gast, seemännische Bezeichnung für Mannschaften, welche an Bord bestimmte Leistungen an bestimmten Orten zu verrichten haben, z. B. Toppsgasten, Leute, welche in den Topps, Backsgasten, welche in der Back etc. zu arbeiten haben.

Gastein, romantisches, 45 km langes Thal im Herzogtum Salzburg, Bezirkshauptmannschaft St. Johann, am nördlichen Fuß der Hohen Tauern, von der Gasteiner Ache durchflossen, die mehrere hübsche Wasserfälle (den 80 m herabstürzenden zierlichen Schleierfall, den Bären-, Kessel-, Wildbadfall etc.) bildet und bei Lend durch die 4 km lange großartige Gasteiner Klamm von S. her in die Salza mündet. Unter den 21 Ortschaften des Thals (1880 mit 3972 Einw.) sind die bemerkenswertesten: der ehemals (zur Zeit der Ergiebigkeit des jetzt unbedeutenden Gasteiner Bergbaues) sehr reiche Flecken Hofgastein, Hauptort des Thals und Sitz eines Bezirksgerichts, mit einer schönen Pfarrkirche, einem Monument des Dichters Ladislaus Pyrker und (1880) 727 Einw.; 8 km südlicher das durch seine warmen Quellen berühmte Wildbad G. mit 422 und noch weiter