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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Guichard; Guichardin; Guiche; Guicowar; Guida; Guide; Guidi

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Guichard - Guidi.

schichtswerk. Als nach der Ermordung Alessandros de' Medici (1536) die Florentiner die republikanische Verfassung herstellen wollten, trat G. fast allein dagegen auf, und seine siegreiche Beredsamkeit hatte die Wahl Cosimos de' Medici zum Herzog von Florenz zur Folge. Auch bei Kaiser Karl V. stand er in hohem Ansehen. Er starb 23. Mai 1540 in Florenz. Sein großes Geschichtswerk "Istoria d'Italia", das die Ereignisse von 1492 bis 1530 behandelt, erschien zu Florenz 1561, erlebte in 50 Jahren 10 Auflagen und wurde dreimal ins Französische, Lateinische, Spanische, überdies ins Deutsche, Englische, Niederländische übersetzt. Seine Zuverlässigkeit wurde damals überschätzt, es ist zum Teil nicht original und parteiisch abgefaßt; meisterhaft aber sind die psychologischen Entwickelungen in den Discorsi. Die beste Ausgabe besorgte Rosini (Pisa 1819, 10 Bde.; deutsch von Sander, Darmst. 1843-47, 3 Bde.), die neueste Botta in der "Storia d'Italia" (Par. 1832, 6 Bde., u. Mail. 1875, 4 Bde.); eine Fortsetzung (1536-74) lieferte der Florentiner J. B. ^[Johann Baptist] Adriani in der "Istoria de' suoi tempi" (Flor. 1583), eine französische Übersetzung erschien zu Paris 1738, 3 Bde. Neuerdings sind die "Opere inedite" (Flor. 1854-68, 10 Bde.) erschienen. Guicciardinis Leben beschrieb Pomp. Pozzetti in den "Opuscoli letterati di Bologna", Bd. 3 (1820). Vgl. Benoist, Étude sur Guichardin, écrivain et homme d'État (Marseille 1862); L. v. Ranke, Zur Kritik neuerer Geschichtschreiber (2. Aufl., Leipz. 1875); Gioda, G. e le sue opere inedite (Mail. 1880).

Guichard (spr. ghischár), Karl Gottlieb, der unter dem Namen Quintus Icilius bekannte Liebling Friedrichs d. Gr., Militärschriftsteller, war 1724 zu Magdeburg aus einer Familie französischer Réfugiés geboren, studierte Theologie und orientalische Sprachen, trat aber 1747 als Fähnrich in holländische Dienste, ward schon 1752 als Hauptmann abgedankt und ging 1754 nach England, wo er sich wieder gelehrten Studien widmete und das kriegswissenschaftliche Werk "Mémoires militaires sur les Grecs et les Romains" (Haag 1758, 2 Bde.; Berl. 1774, 4 Bde.) schrieb. 1757 trat er als Freiwilliger bei der preußisch-englischen Armee ein und ward durch den Herzog Ferdinand von Braunschweig mit Friedrich d. Gr. bekannt, der ihn als Hauptmann in sein Gefolge nahm und als gelehrten Militär gern um sich hatte. Bei einem Gespräch 1759 in Landeshut über einen Centurio in der Schlacht bei Pharsalus, Quintus Cäcilius (oder vielmehr Gajus Crastinus, vgl. Cäsar, B. C. III, 91-99, u. Appianos, Emph. II, 82), nannte der König diesen Quintus Icilius. G. erlaubte sich, diesen Irrtum zu verbessern, worauf der König halb ärgerlich bemerkte: "Nun soll Er auch zeitlebens Quintus Icilius heißen!" G. führte fortan auf ausdrücklichen Befehl des Königs diesen Namen in Listen und Berichten. Als Major eines Freibataillons befehligte er dasselbe in den Feldzügen von 1759 und 1760 so geschickt, daß ihm der König ein Freiregiment und den Auftrag gab, noch sieben andre Freibataillone zu errichten. Im Januar 1761 plünderte er auf Befehl des Königs das Schloß Hubertsburg. In den Feldzügen 1761 und 1762 war er bei der Armee des Prinzen Heinrich. Auch nach dem Frieden behielt ihn der König bei sich und ernannte ihn 1765 zum Oberstleutnant, später zum Obersten. G. starb 13. Mai 1775 in Berlin. Er schrieb noch: "Mémoires critiques et historiques sur plusieurs points d'antiquités militaires" (Berl. 1773, 2 Bde.).

Guichardin (spr. ghischardäng), Französierung des ital. Namens Guicciardini (s. d.).

Guiche (spr. ghisch), Diane von Gramont, Gräfin von, genannt die schöne Corisande, einzige Tochter Pauls von Andouins, Vicomtes v. Louvigny, geb. 1554, vermählte sich mit Philibert von Gramont, Grafen von G., der infolge einer in der Belagerung von La Fère 1580 empfangenen Wunde blieb, und ward sodann die Geliebte Heinrichs IV., damals noch König von Navarra. In dem Kriege gegen die Ligue stellte sie ihm ihr ganzes beträchtliches Vermögen zur Verfügung und warb auf ihre Kosten für ihn Truppen; Heinrich gab ihr treue Rechenschaft von seinen militärischen Operationen und bediente sich nicht selten ihres Rats. Er wollte sich sogar von seiner Gattin scheiden lassen, um sich mit Diane zu vermählen, welches Versprechen er ihr mit seinem Blut geschrieben gegeben hatte; d'Aubigné riet ihm jedoch von diesem Schritt ab. Als Corisande verblühte, mußte sie den Hof verlassen und starb in Vergessenheit 1620. Heinrichs Briefe an sie sind im "Mercure" von 1769 f. und in Proults "Esprit de Henri IV" abgedruckt. Ihr Enkel war Armand von Gramont (s. d.), Graf von G., geb. 1638, gest. 1693, Generalleutnant unter Ludwig XIV., Verfasser der für die Geschichte des 17. Jahrh. äußerst wertvollen "Mémoires du comte de G." (Lond. 1744).

Guicowar, s. Gaikawar.

Guida (ital.), s. Fuge.

Guide (franz., spr. ghid'), Führer, Wegweiser (auch als Buchtitel, s. v. w. Leitfaden, Reisehandbuch). Im Militärwesen (zuerst im französischen, später auch in andern Heeren) sind Guiden eine Kavallerieabteilung, die zur persönlichen Bedeckung des kommandierenden Generals bestimmt und aus Leuten gebildet ist, welche des Landes und der Wege kundig, dabei auch im Zeichnen und Aufnehmen erfahren sind, um den Kommandeur bei Rekognoszierungen unterstützen zu können. Eine solche Leibwache begleitete Napoleon I. in allen seinen Feldzügen zum Dienst im Hauptquartier. Die Guiden, aus den bravsten und gewandtesten Chasseurs gebildet, welche zehn Dienstjahre zählten, waren der Stamm zu den Gardechasseurs. Bei den deutschen Heeren hat man statt dessen die Stabswachen und die reitenden Feldjäger, früher auch Ingenieurgeographen. Guiden nennt man auch leichte Kavallerieregimenter in Frankreich (unter Napoleon III.) und in Belgien; die Schweiz hat jetzt Guiden zum Dienst als Stabswachen, und Frankreich führte zu gleichem Zweck 19 Eskadrons Guiden (eine für jedes Armeekorps) wieder ein.

Guidi (spr. guidi), 1) Alessandro, ital. Dichter, geb. 14. Juni 1650 zu Pavia, stand am Hof des Herzogs von Parma, Ranuccio II. Farnese, in hohem Ansehen, begleitete dann die Königin Christine von Schweden nach Rom und wohnte dort in ihrem Haus. Nach dem Tode derselben wurde der Kardinal Albani, nachheriger Papst Clemens XI., sein Gönner. Er brachte dessen Homilien in Verse ("Sei omelie di Papa Clemente XI esposte in versi", Rom 1712) und starb 12. Juni 1712 in Frascati, vom Schlage getroffen, wie man sagt, aus Erregung über einen im genannten Werk stehen gebliebenen Druckfehler. G. gilt für einen der vorzüglichsten Lyriker Italiens und ist ein Nebenbuhler Filicajas, mit dem er das Bestreben teilte, seiner Nation einen Pindar zu geben. Wir nennen von seinen Werken: "Poesie liriche" (Parma 1681); "Rime" (Rom 1701, Verona 1726); "Amalasunta in Italia", Tragödie (Parma 1680); "Dafne" (1689) und "Endimione" (1692), zwei Hirtendichtungen; "Le navi d'Enea" (Parma 1685) etc.