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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kandelbeere; Kandelzucker; Kandern; Kanderthal; Kandesch

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Kandelbeere - Kandesch.

marmorne K. zum Tragen von Feuerbecken aus dem Altertum enthält das Britische Museum, das Louvre zu Paris, der Vatikan zu Rom und die Glyptothek zu München (Fig. 2). Bei ihnen ist der dreiseitige Fuß besonders reich ausgebildet, und sie wurden die Vorbilder für die Prachtkandelaber der italienischen Renaissance, die teils aus Bronze (Fig. 3), teils aus Marmor angefertigt wurden. Diese sind wieder die Muster für die noch jetzt üblichen K. geworden. Vgl. auch Leuchter.

^[Abb.: Fig. 1. Römischer Bronzekandelaber.

Fig. 2. Marmorkandelaber, römische Arbeit (Glyptothek, München).

Fig. 3. Bronzekandelaber (Renaissance) aus der Certosa bei Pavia.]

Kandelbeere, s. v. w. Viburnum Lantana L.

Kandelzucker (Kandis), s. Zucker.

Kandern, Stadt im bad. Kreis und Amt Lörrach, an der Kander, 354 m ü. M., hat eine evangelische und eine kath. Pfarrkirche, Porzellanerdegruben, Fabrikation von Majoliken, Papier, Reiseartikeln und Holzschuhen, Brezelbäckerei, Wein- und Holzhandel, Viehmärkte und (1885) 1530 Einw. Hier 20. April 1848 Gefecht zwischen den Freischaren Heckers und den hessischen und badischen Truppen unter Friedrich v. Gagern, welcher hier fiel.

Kanderthal, das von der Kander, einem 44 km langen, linksseitigen Zufluß der Aare durchflossene Thal im Berner Oberland. Dieselbe entspringt in 1875 m Höhe am Kandergletscher, am Südfuß der Blümlisalp, und fließt in drei Thalstufen, deren oberste Gasterenthal heißt, dem Thuner See zu. Unterhalb Frutigen (s. d.) nimmt sie den Engstligenbach und kurz vor ihrer Mündung die Simme (s. d.) auf. Im engern Sinn heißt K. die mittlere Thalstufe, welche sich von der Gasterenklus bis nach Frutigen 11 km weit erstreckt und die Gemeinde Kandergrund (mit 1146 Einw.) bildet Hauptort derselben ist d. Dorf Kandersteg, 1170 m ü. M., von hohen Alpengipfeln (Blümlisalp, Doldenhorn u. a.) umgeben, von wo aus die Gemmi nach Bad Leuk, der Lötschenpaß (vom Gasterenthal) in das Lötschenthal und der Tschingelpaß nach dem Lauterbrunner Thal führen. Unterhalb Frutigen öffnet sich rechts das Kienthal, während sich westlich vom K. das diesem teilweise parallel laufende Diemtiger Thal, ein Seitenthal des Simmenthals, hinzieht. Früher ergoß sich die Kander unterhalb Thun in die Aare selbst, lagerte aber Unmassen von Geschiebe (Kandergrien) dort ab und veranlaßte dadurch Stauungen im Fluß und Versumpfung der Uferländer, so daß 1711 die Berner Regierung den Hügelzug von Strättligen in einem Tunnel von 1 km Länge durchbrechen und so die Kander unschädlich dem See zuleiten ließ. Vgl. Bachmann, Die Kander im Berner Oberland (Bern 1870).

Kandesch (Khandesch, Candeish), Distrikt in der britisch-ostind. Präsidentschaft Bombay, 25,754 qkm (468 QM.) groß mit (1881) 1,237,231 Einw., wovon 92 Proz. Hindu, umfaßt ein großes, vom untern Tapti durchflossenes Bassin im S. der Satpurakette, dessen südöstlicher Teil von der Bombay-Kalkutta-Eisenbahn durchschnitten wird, von welcher bei Bhosawal die Bahn nach Zentralindien abzweigt. Haupt- und Garnisonort ist Dhulia mit 18,449 Einw., seitlich von der Bahn. Die Orte an dieser gewinnen