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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Kometensucher; Komfort; Komik; Komisch

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Kometensucher - Komisch.

statiert sich dies durch Passen aller Spieler, und das Blatt wird übersprungen. Wer ein "schönes Blatt" hat und es im Spiel anbringt, zieht ein, was darauf steht; wer aber ein schönes Blatt behalten muß, setzt den darauf stehenden Betrag bête. Wer alle seine Karten mit einemmal los wird, macht "Opeca" oder "volle Hand": er zieht alles, was auf der Tafel gesetzt ist, und erhält außerdem die Augen oder, nach Abmachung, Kartenzahl der andern vergütet. - K. hieß auch ein älteres, dem Boston ähnliches Kartenspiel.

Kometensucher, ein zur Aufsuchung von Kometen dienendes Fernrohr, welches möglichst lichtstark sein und bei geringer Vergrößerung ein großes Gesichtsfeld besitzen muß. In früherer Zeit waren die zu dem genannten Zweck verwendeten Instrumente sehr einfach; der berühmte Kometenentdecker Messier bediente sich z. B. eines Fernrohrs von nur 2 Fuß Länge und 2½ Zoll Öffnung, das bloß fünfmal vergrößerte, aber ein Gesichtsfeld von 4° besaß. Die neuern Instrumente sind größer; Merz hat K. bis zu 6 Pariser Zoll Öffnung konstruiert, Secretan sogar einen von 7 Zoll Öffnung für die Sternwarte zu Marseille hergestellt. Vielfach sind sie altazimutal, öfters aber auch parallaktisch montiert. Da solche Instrumente selten fest aufgestellt, sondern meist im Freien benutzt werden, so müssen sie bequem transportabel und schnell aufstellbar sein; auch ist darauf zu sehen, daß der Beobachter beim Durchmustern einer größern Region des Himmels die Lage seines Kopfes nicht sehr zu ändern braucht. Es wird deshalb bei altazimutaler Montierung das Okularende des Fernrohrs so kurz wie möglich gemacht, oder man wendet auch ein gebrochenes Fernrohr, wie bei kleinen Universalinstrumenten, an (vgl. Altazimut). Für parallaktische Montierung hat Villarceau eine Anordnung gegeben, bei welcher das Auge des Beobachters immer an derselben Stelle bleibt, und es ist von Schneider in Währing für die Wiener Sternwarte ein K. von 6 Zoll Öffnung und 4½ Fuß Brennweite in dieser Weise montiert worden; vgl. beistehende Skizze. Viertelkreisförmige Rahmen verbinden die Deklinationsachse F F mit der Polarachse P sowie mit dem Fernrohr S derart, daß das Okularende des letztern stets im Schnittpunkt beider Achsenverlängerungen bleibt; q q sind Gegengewichte. Vgl. Bahnsucher.

^[Abb.: Kometensucher.]

Komfort (engl. comfort, spr. kommfört), eigentlich Stärkung, Trost, Bequemlichkeit; in weiterm Sinn gebraucht für den Inbegriff leiblichen und seelischen Wohlbefindens, insbesondere für häusliche Behaglichkeit, insofern sie durch praktische und geschmackvolle Einrichtung erzeugt wird. Komfortabel (engl. komfortable, spr. kommförtebl), bequem, behaglich; in Wien Benennung der Einspänner.

Komik (griech.), etwas Komisches (s. Komisch), das Komisch-Sein, die Gabe (z. B. eines Schauspielers, Komikers), Lachen zu erregen.

Komisch (griech.) heißt nach Aristoteles ein Ungereimtes (eine Thorheit), das unschädlich (sowohl für den Thoren als für uns selbst) ist. Der Eindruck desselben ist infolge der erstern Eigenschaft ein angenehmer (durch das Bewußtsein eignen Besserwissens und dem Thoren überlegener Klugheit), infolge der letztern kein unangenehmer (da das Unschädliche uns weder ein Mitgefühl, sei es nun Mitleid oder Schadenfreude, noch Furcht für uns selbst einflößt). Dasselbe ist wesentlich Verstandes-, keineswegs, wie das Erhabene (s. d.), Vernunft- oder, wie das Tragische (s. d.) oder Tragikomische (s. d.), Gemütssache. Lebhafter Sinn für das Komische muß daher weder mit gleicher Ehrfurcht vor dem Erhabenen noch mit warmem Gefühl für das Unglück verbunden sein; religiösen und gefühlvollen Menschen kann es um seiner (wenigstens scheinbaren) Herz- und Gefühllosigkeit willen frivol erscheinen. Grundlage desselben ist jederzeit ein Kontrast zwischen der Thorheit, die k., und der Klugheit, welcher sie k. erscheint (Sancho Pansa, der einen seichten Graben für einen Abgrund hält und zitternd über demselben an einem Ast schwebt, ist für den ruhigen Zuschauer k.); da aber beide nur verschiedene Grade der Einsicht sind, so folgt, daß das Einsichtslose (die leblose Natur, das Tier, das unmündige Kind, der Geisteskranke) nur insofern k. erscheinen kann, als ihm die mangelnde Einsicht von dem lachenden Zuschauer untergeschoben (das Leblose beseelt, das Person- und Verstandlose persönlich und mit Verstandesfähigkeit ausgerüstet gedacht) wird. Unverschuldete Thorheit (Unwissenheit) ist daher ebensowenig k. wie körperliche Gebrechlichkeit (unverschuldetes Ungeschick). Da das Komische wesentlich Persönlichkeit voraussetzt, so leuchtet ein, daß es von denjenigen Künsten, welche, wie die Musik und die Baukunst, die Darstellung des Persönlichen ausschließen, selbst ausgeschlossen, dagegen in der Plastik, Malerei (komisches Genrestück) und Poesie (komisches Lied, komisches Epos, komischer Roman, komisches Drama oder Komödie) am Platz ist. Je nachdem die beiden Glieder des Kontrastes (Klugheit und Thorheit) an verschiedene Personen (Kluge und Dumme) verteilt oder in einer und derselben Person vereinigt sind, wird das Naiv- oder Objektiv-Komische und das Bewußt- oder Subjektiv-Komische unterschieden; bei jenem erscheint die komische Person andern, bei diesem sich selbst k., ergötzt sich an ihrer eignen Thorheit, um welcher Verwandtschaft mit dem (guten) Humor (s. d.) willen letztere Art des Komischen das Humoristisch-Komische heißt. Je nachdem der zur Einsicht in die Thorheit des Belachten erforderliche Grad von Einsicht ein höherer oder niedrigerer ist ("der Engel lacht über den Menschen, der Erzengel über den Engel und Gott über alle", Jean Paul), wird das Fein- oder Hochkomische und das Grob- oder Niedrigkomische unterschieden. Unterarten des Feinkomischen sind das Lächerliche und die humoristische Posse, des Niedrigkomischen das Burleske und der possenhafte Humor; jene beiden belächeln, diese beiden belachen wir. Die Auflösung des Komischen erfolgt, wie die des Tragischen (s. d.), durch Aufhebung des Kontrastes, indem das anscheinend Thörichte als verständig, die anscheinende Thorheit als Spielmaske der Klugheit (Hamlets verstellter Wahnsinn) erkannt wird. Vgl. Jean Paul, Vorschule der Ästhetik (2. Aufl., Stuttg. 1813); Ruge, Neue Vorschule der Ästhetik (Halle 1834); Vischer, Über das Erhabene und Komische (Stuttg. 1837); Bohtz, Über das Komische und die Komödie (Götting. 1844); Hecker, Die Physiologie und Psychologie des Lachens und des Komischen (Berl. 1873); Speyer, Über das Komische und dessen Verwendung in der Poesie (das. 1877); ferner die Werke über Ästhetik von Carriere, Vischer, Zimmermann u. a.