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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Lackdye; Lackfarben; Lackharz; Lackieren; Lack-lack; Lackmus

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Lackdye - Lackmus.

ständig aufgetragen und dann erst durch einen Lacküberzug geschützt wird. Dieser Lack (Gummilack) muß sehr hell und durchsichtig sein. Die Ornamentik schließt sich sowohl in Indien als in Persien an streng vegetabilische Elemente an. Nur in Persien werden in diese stilisierten Pflanzenmuster Medaillons mit ebenfalls stilisierten oder doch typisch behandelten, nicht der Natur nachgebildeten menschlichen Figuren eingefügt. Bisweilen wird das Pflanzenornament noch durch Vögel belebt. Die Färbung ist im Gegensatz zu China und Japan eine außerordentlich reiche. Sie ist augenscheinlich durch die Shawlfabrikation in Kaschmir beeinflußt. Wenigstens sind die Muster sowohl als das Farbensystem eng verwandt. Grün, Rot, Gelb und Blau sind die Lieblingsfarben, besonders das erste, welches mit Gold zu einer entzückenden Farbenverbindung gebracht wird. Für den Grund wird dann auch ein tiefes Blau verwendet. Im fernern Gegensatz zu Japanern und Chinesen, deren Dekorationssystem ein durchaus regelloses und willkürliches, ja absichtlich jeder Regel trotzendes ist, so daß bisweilen eine Pflanze, ein Vogel, ein Insekt in die Ecke oder an den Rand einer Fläche gesetzt wird und der übrige Teil der Fläche leer bleibt, überziehen die Inder und Perser die ganzen Flächen, z. B. Deckel, Vorder-, Rücken- und Nebenflächen eines Kästchens, mit einem dichten ornamentalen Gewebe, welches systematisch durch Borten eingefaßt ist, in denen sich das einmal verwendete Motiv rhythmisch wiederholt. Dieses ornamentale System ist dem der Renaissance, welches aus Pflanzen systematisch entwickelt ist, durchaus verwandt und steht deshalb dem europäischen Geschmack ungleich näher als die regellose Willkür der Ostasiaten. Bisweilen werden in Indien die Muster auch aus mehreren aufgetragenen Lackschichten herausradiert. Die Stoffe dieser L. sind starkes Papier, Papiermaché und leichtes Holz. Es sind meist Schalen, Büchsen, Flaschen, Fächerbehälter, Teller und Buchdeckel. In Indien selbst, wo die besten L. in Kaschmir gemacht werden, lackiert man auch Stühle, Tische und Bettgestelle. Es gibt auch lackierte Spielkarten, die mit Figuren bemalt sind. Die indischen und persischen Lackwaren halten an Güte des Materials mit den japanischen den Vergleich aus. Vgl. Semper, Der Stil in den technischen und tektonischen Künsten, Bd. 1 (2. Aufl., Stuttg. 1876); Bucher, Geschichte der technischen Künste, Bd. 1 (das. 1878); Rein, Japan, Bd. 2, S. 400 ff. (Leipz. 1886); Gonse, L'art japonais (Par. 1883).

Lackdye (engl. Lac-dye, spr. läck-dei, von to dye, färben, Färbelack), roter Farbstoff, welcher in Ostindien aus Lack bereitet wird, indem man diesen pulvert, mit schwacher Alkalilauge auszieht und die Flüssigkeit über Feuer oder an der Sonne verdampft. Der Rückstand kommt in Form flacher Kuchen in den Handel. Man zieht auch den Lack mit Sodalösung aus und fällt die Flüssigkeit mit Alaun. Dieses Präparat kommt als Lack-lack in den Handel. Der Farbstoff steht dem der Kochenille sehr nahe. Man benutzt beide Präparate hauptsächlich zum Färben von Scharlachrot und Karmesinrot auf Baumwolle und Seide. Sie liefern sehr echte und feurige Nüancen. Eine Lösung von L. in einer Mischung von Salzsäure und Zinnchlorür bildet den Lac-spirit.

Lackfarben (Lacke, Farblacke), chemische Verbindungen oder Gemische von Farbstoffen mit basischen Oxyden, besonders mit Thonerdehydrat, Zinnhydroxyd, namentlich aber mit Stärke, welche besonders für die Darstellung von L. aus Teerfarben wichtig ist, weil die letztern an mineralischen Stoffen schlecht haften. Eine besonders innige Verbindung des Farbstoffs mit Thonerdehydrat oder Zinnhydroxyd wird erhalten, wenn man Farbstofflösungen mit den Salzen der genannten Oxyde versetzt und den Lack durch Ammoniak oder Soda fällt. Sind die Salze im Überschuß vorhanden, so wird bei hinreichendem Zusatz des Fällungsmittels mehr Oxyd gefällt, als dem Farbstoff entspricht, und man erhält Mischungen der eigentlichen Lackfarbe mit den Oxyden, verdünnte L. Enthält die Farbstofflösung schwefelsaure Magnesia, und erhitzt man sie mit überschüssigem kohlensauren Ammoniak zum Sieden, so erhält man äußerst lockern Magnesialack. Sehr schöne L. gibt Thonerdenatron, aus welchem das Thonerdehydrat mit dem Farbstoff durch Säuren gefällt wird. Man benutzt L. als Wasser- und Ölfarbe, in der Buntpapier- und Tapetenfabrikation; sie besitzen eine gewisse Durchsichtigkeit (lasieren) und müssen gewöhnlich dünn aufgetragen werden, weil in stärkerer Schicht ihre sonst feurige eigentümliche Farbe häufig verschwindet und bisweilen metallisch grüne oder bronzeartige Reflexe auftreten. Aus einem und demselben Farbstoff kann man je nach der Wahl des farbstoffaufnehmenden Körpers verschiedene L. darstellen.

Lackharz, s. v. w. Gummilack, s. Lack.

Lackieren, Gegenstände aus Holz, Leder, Metall etc. mit einem glatten, glänzenden, durchsichtigen oder undurchsichtigen Anstrich versehen. Die natürlichen oder mit Ölfarbe gestrichenen Oberflächen von Holz und Metall werden zum Schutz oder zur Verschönerung mit durchsichtigem Lack überzogen. Mit Ölfarbe gestrichenes Holz erhält dabei in der Regel nur einen Lackanstrich. Metall wird durch wiederholtes abwechselndes Auftragen der mit fettem Kopal- oder Bernsteinlack angemachten Farbe und des reinen Firnisses lackiert. Nach jedesmaligem Anstrich trocknet man die Gegenstände in Trockenräumen bei 50-75° und gibt ihnen zuletzt durch Schleifen mit Bimsstein, Polieren mit Tripel und Abputzen mit Puder den höchsten Glanz. Viel komplizierter ist das L. mit undurchsichtigen Lacken. Holz wird mit Bimsstein geschliffen, mit heißem Leinölfirnis, welchem etwas Bleiweiß oder Umbra zugesetzt wurde, getränkt, zwei bis viermal mit einer Grundfarbe aus Bernsteinfirnis, Bleiweiß, Mennige und Umbra überzogen, nach völligem Trocknen des letzten Überzugs geschliffen, dann wiederholt mit der in Bernstein- oder Kopalfirnis angemachten Farbe gestrichen, abermals geschliffen, zwei- bis dreimal mit Kopalfirnis überzogen, nochmals geschliffen, mit Tripel poliert und mit Puder abgeputzt. In die Lackierung werden manchmal Verzierungen aus dünner Perlmutter oder Metallblech eingedrückt und schließlich mit klarem Kopalfirnis überzogen (eingelegte Arbeit, Nacré chinois mit den Schalen von Nautilus oder Haliotis). Vgl. Lackarbeiten, orientalische. Über das L. des Leders s. Leder. Vgl. Creuzburg-Tormin, Lehrbuch der Lackierkunst (10. Aufl., Weim. 1884).

Lack-lack, s. Lackdye.

Lackmus (Lacca musica), blauer Farbstoff, welcher aus verschiedenen Flechten (Roccella-, Variolaria- und Lecanora-Arten), besonders aus Roccella tinctoria und Lecanora parella, namentlich in Holland dargestellt wird. Man überläßt die gemahlenen Flechten unter Zusatz von Kalk und Pottasche mit wässerigem Ammoniak oder faulem Urin etwa vier Wochen der Gärung, verdickt dann die Masse, in welcher sich der blaue Farbstoff entwickelt hat, mit Kreide und Gips, bringt sie in die Form kleiner Würfel und trocknet sie. Das L. ist dunkelbau ^[richtig: dunkelblau], matt, erdig und