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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Leberentzündung; Leberfleck; Leberhusten; Leberkies; Leberklette; Leberkolik; Leberkrankheiten

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Leberentzündung - Leberkrankheiten.

fangs oft wohlbeleibt erscheinen. Später senkt sich die wässerige Flüssigkeit unter der Haut nach den tiefsten Stellen und bildet weiche Geschwülste unter dem Bauch, unter der Brust und unter der Kehle (Kropf); die Körperschwäche nimmt zu, es tritt Abmagerung ein, häufig entsteht auch Durchfall, und der Tod erfolgt durch Entkräftung. Die Dauer der Krankheit ist je nach der Menge der in der Leber vorhandenen Egel, nach der Konstitution der Schafe und nach der Fütterung sehr verschieden. Sind viele Egel in der Leber vorhanden, so verläuft die Krankheit schneller; schwächliche, sehr alte oder sehr junge Tiere erliegen früher als kräftige Schafe; durch knappe oder unzweckmäßige Fütterung wird der tödliche Ausgang der Krankheit beschleunigt. Manche Schafe erliegen schon im Herbst oder im Vorwinter, andre im Nachwinter, wieder andre erst im Frühjahr oder noch später nach der Aufnahme der Egelbrut. Die im Sommer oder Herbst aufgenommenen Egel gehen zwar naturgemäß im folgenden Frühjahr oder Sommer wieder ab; aber wenn zahlreiche Egel vorhanden waren, ist die Leber meist in dem Grad krankhaft verändert, die Lebersubstanz geschwunden, sind die Gallengänge erweitert und inkrustiert, daß die Verdauungsstörungen fortbestehen und schließlich eine tödliche Abzehrung verursachen. War die Zahl der Egel in der Leber eine geringere und die Krankheit nicht vollständig ausgebildet, so tritt nach dem Abgang der Egel Genesung ein. Um die Ausbildung der Abzehrung und die Wassersucht zu verhindern, müssen die Schafe, sobald sich die ersten Spuren der Krankheit in der Herde zeigen, möglichst kräftig gefüttert werden. Zur Unterstützung der Verdauung und der Blutbildung werden Salzlecksteine und auf je 100 Schafe 50 g Eisenvitriol und 500 g Wacholderbeeren, mit Haferschrot gemischt, wöchentlich zwei- oder dreimal zum freiwilligen Genuß gegeben. Die Egel sind durch Arzneimittel nicht zu vertreiben. Erreicht die Krankheit bei verhältnismäßig vielen Stücken der Herde schon im Vorwinter einen hohen Grad, so ist möglichst zeitiges Abschlachten der ganzen Herde zu empfehlen. Um die Krankheit zu verhüten, müssen nasse Weidestellen sowie das Tränken aus Gräben oder Pfützen vermieden werden; eventuell sind die Weiden durch Abzugsgräben zu verbessern. Bei Rindern sind die Erscheinungen und der Verlauf der Krankheit im wesentlichen wie bei Schafen.

Leberentzündung, s. Leberkrankheiten; L. der Schafe, s. Gelbsucht der Schafe.

Leberfleck (Naevus lenticularis, Chloasma), kleine, selten über linsengroße, rundliche Hautstelle, welche durch ihre braune oder schwärzliche Färbung von der gesunden Haut absticht und sich gewöhnlich auch etwas über das Niveau der Haut erhebt. Solche sogen. Leberflecke kommen angeboren fast an allen Körperteilen vor, am häufigsten im Gesicht, am Hals und Rumpf, seltener an den Gliedmaßen und an den Händen und Füßen, zuweilen sind sie behaart. Sie stehen durchaus in keiner Beziehung zur Leber und deren verschiedenen Zuständen. Leberflecke kommen häufig während der Schwangerschaft vor und verschwinden dann meist wieder nach dem Wochenbett; sie werden auch bei Gebärmutterleiden und bei Menstruationsstörungen beobachtet. Bei Säufern erscheinen Leberflecke meist am Bauch, welche sich als ausgebreitete, durch fettigen Glanz sich auszeichnende braune Färbung darstellen. Bisweilen entstehen Leberflecke ohne bekannte Ursache oder nach vorübergehenden schädlichen Einwirkungen, wie Diätfehler, Zorn etc. Ein Teil dieser Formen bedarf keiner Behandlung oder spottet ihrer, solange die Ursache derselben, z. B. chronische Magen- und Darmkatarrhe, nicht geheilt und dauernd gehoben werden. Andre Leberflecke können mittels einer Lösung von Sublimat entfernt werden, indem man Scharpie mit derselben tränkt und 4 Stunden lang auf die betreffenden Hautstellen auflegt. Es entstehen an diesen Stellen Blasen, welche mit trockner Scharpie bedeckt werden. Die Oberhaut trocknet ein und schelfert sich innerhalb acht Tagen ab. Die vorher fleckige Stelle ist dann mit einer weißen Oberhaut bedeckt. Auch Galvanokaustik ist zur Vertilgung der Leberflecke angewandt worden.

Leberhusten, Hustenanfälle, welche reflektorisch bei Leberkrankheiten, besonders bei Gallensteinkolik, auch bei manchen gesunden Menschen bei Berührung der Leber und Milz sich einstellen.

Leberkies, s. v. w. Markasit.

Leberklette, s. Agrimonia.

Leberkolik, s. v. w. Gallensteinkolik, s. Gallensteine.

Leberkrankheiten. Bei dem außerordentlichen Reichtum der Leber an Blutgefäßen und bei dem eigentümlichen Verhältnis, in welchem dieses Organ einerseits zu den Verdauungsorganen, anderseits zu dem Mittelpunkt der Blutbewegung, dem Herzen, steht, sind Erkrankungen der Leber keine Seltenheit. Die Entzündung des serösen Überzugs der Leber (Perihepatitis) ist entweder eine Teilerscheinung der allgemeinen Bauchfellentzündung, oder kommt ohne eine solche vor. Im letztern Fall wird sie entweder durch Stoß, Schlag, Druck, bei Frauen durch feste Unterrockbänder, Schnürleibchen, bedingt, oder sie wird veranlaßt durch Affektionen des unter dem serösen Überzug liegenden Lebergewebes. In den allermeisten Fällen führt diese Entzündung zur Verdickung der Leberkapsel oder zur Verwachsung der Leber mit ihren verschiedenen Nachbarorganen. Das wichtigste Symptom dieser Krankheit, welche nur in seltenen Fällen einen stürmischen Verlauf nimmt, sind die Schmerzen in der Lebergegend, welche übrigens in den einfachern Fällen nicht lange anhalten und durch Ruhe und kalte Umschläge zu bekämpfen sind. Schwerere Fälle verlangen dieselbe Behandlung wie die Bauchfellentzündung. Blutüberfüllung oder Hyperämie der Leber, Leberanschoppung wurde früher ungemein häufig von den Ärzten angenommen, wo es sich überhaupt um Vergrößerung des Organs handelte; sie kommt thatsächlich wesentlich nur bei allgemeiner Stauung im Kreislauf zu stande. Alle Klappenfehler des Herzens, bei welchen eine Stockung des Bluts im rechten Herzen vorhanden ist, bewirken auch Blutstauungen in der Leber, weil das Leberblut nicht nach dem Herzen abströmen kann oder doch mehr oder weniger daran gehindert ist. Im spätern Verlauf erschöpfender Krankheiten, bei chronischem Marasmus, bei Erkrankungen des Herzfleisches, wenn das Herz nicht mit der notwendigen Kraft das Blut austreiben kann, ebenso bei den verschiedensten Kreislaufsstörungen innerhalb der Lungen können ebenfalls Stauungen in der Leber stattfinden. Anatomisch stellen sich diese Stauungen zuerst nur als Gefäßerweiterungen im Gebiet der Lebervene dar, während später die Leberzellen wegen der schlechten Kreislaufsverhältnisse zu Grunde gehen und umfänglicher Ausfall von Lebergewebe eintritt, der mit einer Fettablagerung in den Pfortadergebieten das Bild der sogen. Muskatnußleber zu stande bringt. Solange die Hyperämie der Leber nicht einen sehr hohen Grad erreicht, und solange nicht der Umfang des Organs sich merklich vergrößert, ist der genannte Zustand symptomlos. Bei beträchtlicher Schwellung der