Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Löffel; Löffelgans; Löffelgarde; Löffelkraut; Löffelreiher; Löffingen; Löffler; Löfftz

867

Löffel - Löfftz.

nachher verzinnt, versilbert oder vergoldet. In einzelnen Fällen findet auch das Walzwerk zur Bildung der Larven Anwendung. Die Prägstempel (Löffelstampfen) enthalten dann auch gewöhnlich die in Erhöhungen und Vertiefungen bestehenden Verzierungen, soweit sie nicht graviert werden sollen. Zinnerne L. werden in messingenen zweiteiligen Formen gegossen. Holzlöffel werden geschnitzt; Hornlöffel fertigt man aus Hornplatten, die man mit der Laubsäge zerschneidet. Die Platten werden dann an den Rändern gut befeilt, erwärmt und in Formen von Holz im Schraubstock gepreßt. Man benutzt die Hornlöffel für saure Speisen und solche Chemikalien, die nicht mit Metallen in Berührung gebracht werden dürfen. Da das Horn in der Wärme weich wird, so dürfen die Hornlöffel nicht in heiße Speisen getaucht werden. Glas- und Porzellanlöffel benutzt man bei Mostrich und Arzneimitteln. - Der L. gehört neben dem Messer zu den ältesten Speisegeräten der Menschen. Die Assyrer besaßen bronzene und kupferne L., die Ägypter solche aus Holz und Elfenbein mit kunstvollem Schnitzwerk. Der Stiel wurde gewöhnlich von Figuren oder Pflanzen gebildet. Die ägyptischen L., die sich erhalten haben, sind meist keine Eßgeräte, sondern Parfümlöffel, mit welchen Wohlgerüche auf die Räucherpfanne gestreut wurden. Die Griechen und Römer brauchten die L. anfangs nur zum Schöpfen von Wein und andern Flüssigkeiten aus größern Gefäßen in kleinere (Schöpfkellen). Doch gab es bei den Römern auch L., deren Form mit der gegenwärtig üblichen verwandt ist. Nur sind die römischen L. vorn zugespitzt, da sie auch zum Öffnen von Eiern, Austern und Schnecken benutzt wurden. Von den Römern ging der L. in den Gebrauch des Mittelalters über und wurde als Hostien- und Weihrauchlöffel liturgisches Gerät. Diese meist silbernen, seltener aus Kristall oder aus Edelsteinen gefertigten L. sind bisweilen mit Inschriften, Namen und Monogrammen versehen, welche ihre kirchliche Bestimmung kennzeichnen. Die Renaissance behandelte den L. als Luxusgerät. Silberne und goldene L. wurden ziseliert und graviert und mit reich ornamentierten Stielen versehen. Daneben gab es L. aus Elfenbein, Perlmutter, Horn, Knochen und festem Holz (Buchsbaum), deren Stiele von geschnitzten Figuren gebildet waren. Aus Holz geschnitzte L. und Gabeln (für Salat) werden noch heute von Gebirgsbewohnern (Schweiz, Tirol, Oberbayern, Thüringen) verfertigt und an den Stielen mit Figuren, Köpfen, Blumen etc. verziert. - In der Jägersprache heißen L. die Ohren der Hasen und Kaninchen.

Löffel (richtiger Leffel), im 15. Jahrh. aufgekommene Bezeichnung für einen verliebten Gecken, buhlerischen Schönthuer, überhaupt läppischen Menschen; davon löffeln, mit Frauenzimmern schön thun etc.

Löffelgans, s. Löffelreiher und Pelikan.

Löffelgarde, Spottname der franz. Infanterie in den Revolutionskriegen, angeblich von der Gewohnheit, die Eßlöffel auf die Kopfbedeckung zu stecken; dann überhaupt Bezeichnung von Truppen, deren äußere Haltung wenig militärisch ist.

Löffelkraut, s. Cochlearia.

Löffelreiher (Platalea L.), Gattung aus der Ordnung der Wat- oder Stelzvögel und der Familie der Ibisse (Hemiglottides), größere Vögel mit langem, ziemlich geradem, niedrigem, an der Firste breit abgeplattetem, schnell nach vorn abfallendem und hier eine breite, flache, ovale Platte bildendem Schnabel, kräftigem, ziemlich langem Fuß, dessen drei Vorderzehen am Grunde durch Spannhäute verbunden sind, stumpfen, kleinen Krallen, großen, breiten Flügeln, unter deren Schwingen die zweite die längste ist, kurzem, etwas abgerundetem Schwanz, am Hinterhals verlängertem Gefieder und nackter Gurgel. Der gewöhnliche L. (Löffler, Löffelgans, P. leucorodia L.), 80 cm lang, 140 cm breit, ist weiß, mit langem Schopf am Hinterkopf, gelblichem Gürtel um den Kropf, karminroten Augen, schwarzem, an der Spitze gelbem Schnabel und schwarzen Füßen, lebt in Holland, in den Donautiefländern, in Südrußland, Mittel- und Südasien und in Afrika, kommt und geht in nördlichen Ländern etwa mit den Störchen, hält sich besonders an Strandseen und Sümpfen, aber auch an der Küste auf, lebt gesellig und höchst friedlich, gleicht in seinen Gewohnheiten dem Ibis, nährt sich von Fischen und andern kleinen Wassertieren, nistet in großen Siedelungen auf Bäumen, auch wohl im Röhricht, und legt 2-3 weiße, rötlichgrau und gelb gefleckte Eier, welche wahrscheinlich beide Eltern ausbrüten. Das Fleisch ist genießbar. Jung ausgehobene Nestvögel gewöhnen sich leicht an die Gefangenschaft und können unter allem Hofgeflügel gehalten werden. Früher wurde der L. gebeizt.

Löffingen, Stadt im bad. Kreis Freiburg, im Schwarzwald, 803 m ü. M., hat eine kath. Kirche, ein Schloß, Uhrenfabrikation, Getreidehandel und (1885) 1148 Einw.

Löffler, s. v. w. Löffelgans, s. Löffelreiher.

Löffler, August, Maler, geb. 24. Mai 1822 zu München, bildete sich unter Heinrich Adam und unter Rottmann, an den er sich vorzugsweise anschloß. Anfangs malte er Bilder aus dem Isarthal bei München, 1846 machte er einen Ausflug nach Istrien und Oberitalien und 1849 nach dem Orient, zu dieser Reise namentlich durch die Ausführung eines Panoramas von Jerusalem bewogen, die er für Halbreiter nach dessen Skizzen unternommen (jetzt, als Geschenk Maximilians II. von Bayern, im Lateran). Er durchzog Ägypten, Palästina, Kleinasien und kehrte Ende 1850 nach München zurück, von wo er 1851 nach Dresden und Berlin ging. In den folgenden Jahren entstand eine bedeutende Anzahl von Landschaften aus Palästina und Griechenland für die Könige von Preußen und Württemberg. 1853 begleitete L. Ludwig Thiersch nach Griechenland und sammelte dort einen reichen Schatz von Studien. Nach seiner Rückkehr malte er ein großes Bild: Delphi, und studierte die alten Meister in Venedig und Mailand (1856). Im folgenden Jahr malte er Jerusalem, Bethlehem, Jafa, Saba, Damaskus und das Rote Meer für den König von Württemberg und zeichnete die Kartons: die Findung Moses' und: Gott erscheint dem Elias auf dem Berg Horeb. 1863 malte er Athen vom Hain von Kolonos aus und eine Ansicht Jerusalems vom Ölberg, sodann für den Gesellschaftssaal im Bad Kochel vier große Wandbilder: Memphis, Jerusalem, Athen und Rom. L. starb 19. Jan. 1866 in München.

Löfftz, Ludwig, Maler, geb. 21. Juni 1845 zu Darmstadt, lernte seit 1862 das Tapezierhandwerk und war sechs Jahre lang in diesem Gewerbe thätig, ehe er die Kunstschule seiner Vaterstadt beziehen konnte, die er 1870 mit der Nürnberger und 1871 mit der Münchener Kunstakademie vertauschte. Hier fand er in Wilhelm Diez einen Lehrer, unter dessen Leitung er solche Fortschritte machte, daß er schon 1873 auf die Wiener Weltausstellung ein Genrebild: der Spaziergang, schicken konnte. 1874 wurde er zum Hilfslehrer an die Kunstakademie berufen, später zum Professor ernannt, und als W. Diez von der Leitung der Malklasse zurücktrat, übernahm L. dieselbe. Von sei-^[folgende Seite]