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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Methodĭus; Methodologie; Methōne

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Methodius - Methone.

hatte, hat die Verfassung der M. manches aus der herrnhutischen Verfassung aufgenommen. Zur gegenseitigen Förderung in der Heiligung teilt sich der ganze Verein in Klassen, gewöhnlich von etwa 15 Personen gleichen Geschlechts und gleicher Lebensverhältnisse, jede unter einem Vorsteher. Die sogen. Bandgesellschaften (band societies) bilden innerhalb der allgemeinen Vereine (united societies) wieder intimere, zu strengerer Lebensführung verpflichtete Vereinigungen der Begnadigten (im Unterschied von den Erweckten). Alle drei Monate wird ein gemeinsames Liebesmahl (love feast) gehalten. In der Woche kommen die M. des Morgens vor 6 Uhr und des Abends nach dieser Stunde regelmäßig in das Tabernakel zum Gottesdienst. Ihr Ritual ist das der bischöflichen Kirche, nur mit Hervorhebung des Gesanges, besonders der Wechselgesänge zwischen Männern und Frauen. Auch im Dogma weichen die M. nicht von der englischen Kirche ab, nur betonen sie die fortgehende unmittelbare Wirkung des Heiligen Geistes und machen die Bekehrung von seiner wunderbar mächtigen und plötzlich eingreifenden Wirksamkeit abhängig. Innerhalb des Vereins gab 1741 die Lehre von der Gnadenwahl Anlaß zur Spaltung, da Whitefield und die den Zusammenhang der M. mit der bischöflichen Kirche vermittelnde Gräfin Huntingdon, genannt "Königin der M.", an jener Lehre festhielten, während Wesley und Fletcher den Universalismus der Gnade lehrten. Die Haupteigentümlichkeit des Methodismus beruht aber nicht auf theologischem Boden, sondern in einem System strengster seelsorgerlicher Überwachung jedes einzelnen. An der Spitze des Vereins steht seit 1744 die jährliche Synode oder die Generalkonferenz. Sie beschließt über die Disziplin und ernennt die Bischöfe für die einzelnen Distrikte sowie die Pfarrer, welche entweder an einer Gemeinde fest angestellt, oder Reiseprediger (circuit riders) sind. Die erstern haben keinen Gehalt und treiben bürgerliche Gewerbe, sind überhaupt meist Laien. Sie hauptsächlich repräsentieren die allgemeine Konferenz und üben die sehr strenge Kirchenzucht im Verein mit den Ältesten, denen daneben die Verwaltung der ökonomischen Angelegensten zusteht. Für Nordamerika weihte Wesley 1784 in der Person des Thomas Coke einen besondern Superintendenten, welcher dort den Titel eines Bischofs annahm und Begründer der Methodist Episcopal Church wurde; ihr trat eine deutsche bischöfliche Methodistenkirche, 1835 von Wilhelm Nast aus Württemberg gegründet, zur Seite. Erst auf dem amerikanischen Boden entfaltete der Methodismus seinen ganzen Bekehrungseifer. Sehr gewöhnlich sind dort die von Reisepredigern geleiteten großen Versammlungen, die entweder in den Städten stattfinden und dann Revivals (Wiederbelebungen, Erweckungen) heißen, oder auf dem Land unter dem Namen Camp meetings, die meist acht Tage währen, veranstaltet werden - methodisch ins Werk gesetzte Erschütterungen des Gemüts, welche so lange fortgesetzt werden, bis sich die Erregtheit der Gemeinde unter Seufzen und Schluchzen zu wildem Geheul steigert und mit konvulsivischem Gebaren endigt; daher der Name Jumpers ("Springer"). Die Betäubten werden dann als Büßende behandelt und der speziellen Seelsorge übergeben. Trotz aller dieser krankhaften Auswüchse hat der Methodismus die verwilderten Massen der Neuen Welt vielfältig in eine wohlthätige Zucht genommen und namentlich auf die Sklavenbevölkerung erhebend eingewirkt. Übrigens gab seit 1847 die Sklavenfrage Veranlassung zu einer Spaltung der M. in den Vereinigten Staaten, und überdies vertauschte die methodistisch-protestantische Partei die bischöfliche Verfassung mit der kongregationalistischen. Aber auch in England fanden beständige Separationen innerhalb der Gesellschaft statt, und namentlich bildete sich nach dem Tod Wesleys wegen Unzufriedenheit mit der Verfassung die Partei der neuen M. (new connexion). Gleichfalls im Widerspruch mit der Allgewalt der Konferenz bildete sich um 1810 unter dem Namen Primitive methodists (ursprüngliche M.) oder Ranters (Lärmer) eine angeblich zur ursprünglichen Einfalt und Frömmigkeit zurückgekehrte Sekte, welche auch den Frauen das Predigen gestattet. Seit 1835 bot die London Wesleyan Methodists Association einen Einheitspunkt für neue Absonderungen von der Konferenz. Seit 1814 entstanden zwei methodistische Missionsvereine in London, die Wesleysche Missionsgesellschaft und die Bischöfliche. Auch in der Schweiz, vorzüglich im Kanton Waadt, wo sie das Volk spottend als Mômiers (s. d.) bezeichnet, und in Deutschland, namentlich in Württemberg und Bremen, fanden die M. Eingang; s. Albrechtsleute. Seit 1859 wurden die amerikanischen "Erweckungen" zuerst in Großbritannien, dann mit steigendem Erfolg auch auf dem Festland in Szene gesetzt, so besonders 1875 durch Pearsall Smith, Sankey und Moody. In England bilden die M. die an Zahl bedeutendsten Dissenters; man schätzt sie auf etwa 2 Mill., die M. in Amerika noch darüber. In Frankreich haben sie besonders seit der Julirevolution 1830 durch ihre Beteiligung an der Evangelischen Gesellschaft, durch einen Lehrstuhl an der Fakultät Montauban und durch Verbreitung von Bibeln und Traktätchen an Bedeutung gewonnen.

Vgl. Southey, Life of Wesley and the rise and progress of methodism (4. Aufl., Lond. 1864; deutsch von Krummacher, Hamb. 1828); Jacoby, Geschichte des Methodismus (das. 1853-71, 2 Bde.); Porter, Compendium of methodism (New York 1875); Derselbe, History of methodism (Cincinn. 1876); Stevens, Methodist episcopal church of the United States of America (Lond. 1872, 4 Bde.); Derselbe, History of methodism (neue Ausg., das. 1878, 3 Bde.; Auszug 1885); Holden, History of methodism (das. 1877); Jüngst, Der Methodismus in Deutschland (2. Aufl., Gotha 1877); Lecky, Entstehungsgeschichte und Charakteristik des Methodismus (a. d. Engl. von Löwe, Leipz. 1880); Sulzberger, Erklärung der Glaubensartikel und Hauptlehren der Methodistenkirche (Brem. 1880); Williams, The constitution and polity of Wesleyan methodism (Lond. 1881); Gorrie, History of the methodist episcopal church in the United States and Canada (New York 1881); Atkinson, Centennial history of American methodism (das. 1885); Kolde, Der Methodismus und seine Bekämpfung (Erlang. 1886), und das in London erscheinende "Wesleyan methodist connexial Record and Yearbook". - M. ist auch Bezeichnung für die jesuitischen Schriftsteller, welche im 17. Jahrh. den Protestantismus nach einer bestimmten dialektischen Methode bekämpften.

Methodĭus, Bruder des Cyrillus (s. d. 3).

Methodologie (griech.), s. Methodik.

Methōne (Mothone), 1) alte Stadt an der Südwestspitze Messeniens, mit gutem Hafen, das Homerische Pedasos. M. war im zweiten Messenischen Krieg neben Pylos die letzte Stadt, wo sich die Messenier hielten, wurde dann von den Spartanern den flüchtigen Naupliern eingeräumt, später von Anto-^[folgende Seite]