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Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

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Migränestift - Miklosich.

ben die Kranken ins Bett, sie sind sehr empfindlich gegen Licht und Geräusch und suchen das dunkelste und entlegenste Zimmer auf. Der Puls ist meist verlangsamt; auf der Höhe des Anfalls tritt häufig Übelkeit und nach heftigem Würgen Erbrechen ein. Nach dem Erbrechen pflegt der Anfall nachzulassen; meist gegen Abend stellt sich Schlaf ein, aus welchem die meisten Kranken am andern Morgen zwar noch angegriffen, aber frei von Schmerz erwachen. Die Krankheit bedroht niemals das Leben; aber nur selten werden Kranke, wenn sich auch die Anfälle zu manchen Zeiten langsamer wiederholen, gänzlich von ihrem Leiden befreit. Bei der krampfartigen Verengerung der Gefäße, bei weiter Pupille läßt man zuweilen mit gutem Erfolg Amylnitrit einatmen, welches eine Lähmung der sympathischen Gefäßnerven bewirkt; im entgegengesetzten Fall, wenn die Pupille der kranken Seite eng, die Schläfenarterie weit, die Haut der Wangen und das Ohr gerötet ist, wird das Ergotin empfohlen. Namentlich wird der Elektrizität (nach der Methode von Holst angewandt) dauernder Erfolg nachgerühmt; zugleich lasse man die Kranken sich zu Bett legen, sorge für ein mäßig durchwärmtes Zimmer und vermeide jedes Geräusch in der Nähe des Patienten. In der anfallsfreien Zeit hüte sich der Kranke vor Erkältungen, Gemütsbewegungen, vor starker geistiger Anstrengung und Diätfehlern. Vgl. Du Bois-Reymond, Zur Kenntnis der Hemikrania (in Reicherts "Archiv" 1860); Pierson, Kompendium der Krankheiten des Nervensystems (Leipz. 1876).

Migränestift, s. Menthol.

Migration (lat.), Wanderung, besonders der Zugvögel; migrieren, wandern, wandernd umherziehen; migratorisch, wandernd, ziehend.

Migrationstheorie, s. Darwinismus, S. 565.

Miguel (spr. mighēl), Dom Maria Evarist, der Usurpator Portugals, geb. 26. Okt. 1802 zu Lissabon, dritter Sohn des Königs Johann VI. von Portugal, zeigte sich als fanatischen Gegner des konstitutionellen Prinzips, zettelte 1824 eine Verschwörung zum Sturz der von seinem Vater begünstigten Konstitution an, gewann einige tausend Mann Truppen für sich und ließ plötzlich 1. Mai die Minister verhaften und den Vater im Palast bewachen; dieser aber entkam 9. Mai auf ein im Hafen liegendes englisches Linienschiff. M. wurde hierauf verbannt und ging Mitte Mai über Paris nach Wien. Nach seines Vaters Tod (10. März 1826) überließ dessen ältester Sohn, Kaiser Dom Pedro von Brasilien, den portugiesischen Thron seiner Tochter Dona Maria da Gloria mit der Bestimmung, daß sich die Königin bei erlangter Altersreife mit ihrem Oheim M., der bis zu ihrer Mündigkeit Regent sein sollte, vermählen solle. M. beschwor hierauf die Charte Dom Pedros und übernahm 26. Febr. 1828 die Regentschaft, doch nur, um alsbald die versammelten konstitutionellen Cortes aufzulösen, 23. Juni die alten Cortes zu berufen und sich von ihnen 30. Juni als König von Portugal ausrufen zu lassen. Sofort benutzte er seine Macht zur schonungslosesten Verfolgung der Liberalen durch Einkerkerung, Verbannung und Güterkonfiskation. Die Insel Terceira ward der Zufluchtsort aller Verfolgten. Hier sammelte Dom Pedro, der im Juni 1831 selbst aus Brasilien kam, ein Heer, eroberte von hier aus 8. Juli 1832 Oporto, besetzte 28. Juli Lissabon und führte Dona Maria als Königin dahin zurück. Da sich auch England und Spanien für die letztere erklärten, mußte M. 26. Mai 1834 zu Evora gegen einen Jahrgehalt von 375,000 Frank auf den Thron verzichten und schiffte sich 1. Juni nach Italien ein, protestierte aber von Genua aus gegen seine Entsetzung. 1851 vermählte er sich mit der Prinzessin Adelheid von Löwenstein-Wertheim-Rosenberg und lebte seitdem meist auf dem Löwensteinschen Schloß Heubach bei Miltenberg oder Schloß Bronnbach bei Wertheim in Baden, wo er 14. Nov. 1866 starb. M. hinterließ außer sechs Töchtern, von denen fünf vermählt sind, einen 19. Sept. 1853 gebornen Sohn, Dom Miguel, der Major in der österreichischen Armee ist.

Migulinskaja, Staniza im Gebiet der Donischen Kosaken, Bezirk Ust-Medwjediza, am Don, mit (1872) 18,698 Einw.

Mihaileni, Stadt in Rumänien (Moldau), Kreis Dorohoi, mit 3030 Einw. (darunter 2245 Juden); hier Grenzübergang nach der Bukowina.

Mihmandar (pers., "Gastempfänger"), in Persien ein Hofbeamter (Offizier), welcher fremden Gesandten entgegengeschickt wird.

Mihrab (arab.), Gebetsnische, s. Moschee.

Mijares (spr. michhāres, Millares), Küstenfluß im östlichen Spanien, entspringt in der Sierra de Gudar, Provinz Teruel, bewässert die Ebene von Castellon und mündet ins Mittelmeer; 145 km lang.

Mijash, Fluß im östlichen Rußland, entspringt im Gouvernement Ufa, auf dem Berg Karatawli im Ural, durchströmt das Gouvernement Orenburg und ergießt sich nach fast 650 km langem Lauf im Gouvernement Perm in den Isset (Nebenfluß des Tobol). Der M. ist nur im Frühling flößbar.

Mijask (Miask), Bergwerksort im russ. Gouvernement Ufa, zum Bergwerksbezirk von Slatoust gehörend, am östlichen Abhang des Uralgebirges im goldreichen Mijashthal, mit 9448 Einw.; wurde 1773 als Eisenwerk gegründet. Die Goldwäscherei begann 1824; im J. 1876 wurden die der Krone gehörigen Wäschereien an Privatpersonen übergeben. Die jährliche Goldausbeute schwankt zwischen 500 und 800 kg.

Mijl (holländ., spr. meil), s. v. w. Kilometer, s. Meile.

Mik., bei naturwissenschaftl. Namen Abkürzung für J. C. ^[Johann Christian] Mikan, geb. 5. Dez. 1769 zu Teplitz, bereiste 1817-18 Brasilien, starb 28. Dez. 1844 in Prag. Schrieb: "Delectus florae et faunae brasiliensis" (Wien 1820-23).

Mikādo ("großer Platz"), einer der Titel des Kaisers von Japan. Das Volk nennt ihn gewöhnlich Tennô ("König des Himmels") oder Tenshi ("Sohn des Himmels") und leitet seine Herkunft von der Sonnengöttin Amaterasu ab; s. Japan, S. 162.

Mikaschiste, s. Glimmerschiefer.

Mikation (lat.), flirrende Bewegung; die Blutzirkulation im Körper.

Miklosich (spr. mīkloschitsch), Franz von, gelehrter Slawist, geb. 20. Nov. 1813 bei Luttenberg in Steiermark, studierte zu Graz Rechtswissenschaft, ging sodann, um als Advokat zu praktizieren, nach Wien, wurde aber von Kopitar zu linguistischen Studien angeregt und machte sich durch eine Kritik der "Vergleichenden Grammatik" von Bopp ("Wiener Jahrbücher" 1844) in gelehrten Kreisen bekannt. Nachdem er mehrere Jahre einen Posten an der Hofbibliothek bekleidet hatte, ward er an der Wiener Hochschule zum außerordentlichen Professor der slawischen Sprachkunde ernannt, erhielt 1850 die ordentliche Professur dieses Faches, wurde 1851 Mitglied der Akademie der Wissenschaften, 1861 zum lebenslänglichen Mitglied des Herrenhauses und 1869 zum Ritter und Mitglied des Unterrichtsrats ernannt. Seit 1885 ist er als Professor pensioniert. Als Früchte seiner linguistischen Studien erschienen: "Radices lin-^[folgende Seite]