Schnellsuche:

Meyers Konversationslexikon

Autorenkollektiv, Verlag des Bibliographischen Instituts, Leipzig und Wien, Vierte Auflage, 1885-1892

Schlagworte auf dieser Seite: Flamme; Flechten

311

Flamme - Flechten

den in Cambridge aufgenommenen Platten vom 10. Dez. ist er bereits 5,4. Größe. Durch Messung der Durchmesser der Scheibchen, welche das Bild des Sternes auf den Platten bildet (s. oben), hat sich ergeben, daß der Stern bis zum 20. Dez. 1891, wo er 4,4. Größe war, an Helligkeit zugenommen, dann aber langsam wieder abgenommen hat und bei seiner Entdeckung durch Anderson 5,2. Größe war. Zu sehr interessanten Resultaten hat die Untersuchung des Spektrums des neuen Sternes geführt, die von Vogel in Potsdam und andern Astronomen angestellt ist. Nach Vogel ist das Spektrum demjenigen des neuen Sternes, der im J. 1876 im Sternbilde des Schwans erschien, sehr ähnlich, und zwar sind sehr viele helle Linien im Grün, Gelb und Blau zu sehen, darunter die Wasserstofflinien C, F und Hγ, sowie einige Linien, die in dem Spektrum der Chromosphäre häufig auftreten und auch bei der Nova im Schwan zu sehen waren; außerdem war das sichtbare Spektrum von vielen dunkeln Linien durchzogen. Auf photographischen Aufnahmen des Spektrums zeigen sich die Wasserstofflinien F, Hγ, h, H<sub>1</sub> und die Calciumlinie H<sub>2</sub> sehr hell und stark verbreitert, außerdem aber noch neben jeder hellen Linie nach der Seite des Violett verschoben eine entsprechende dunkle Linie. Ferner ergab sich, daß in den breiten hellen Linien Hγ, h, H<sub>1</sub> und H<sub>2</sub> zwei Intensitätsmaxima vorhanden sind, und daß in den daneben liegenden dunkeln Linien häufig je eine helle Linie erscheint. Das Spektrum der Nova besteht demnach aus drei übereinander gelagerten Spektren, von denen zwei im wesentlichen nur helle Linien enthalten, während das dritte ein kontinuierliches Spektrum mit dunkeln Absorptionslinien ist. Die Spektren mit den hellen Linien sind nun gegeneinander wenig, aber gegen das Spektrum mit den dunkeln Linien stark verschoben, und zwar um einen Betrag, der einer relativen Geschwindigkeit von ca. 900 km in der Sekunde entspricht. Zur Erklärung dieser Erscheinung muß man annehmen, daß der neue Stern in Wirklichkeit ein System von drei Körpern ist; aus der Messung der Verschiebung der Spektrallinien leitet dann Vogel ab, daß der Körper, der das kontinuierliche Spektrum mit den dunkeln Linien besitzt, sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 675 km in der Sekunde der Erde nähert, und von den beiden andern Körpern, von denen die Spektren mit nur hellen Linien herrühren, der eine seine Entfernung von der Erde nicht wesentlich ändert, während der andre sich mit einer Geschwindigkeit von ca. 500 km in der Sekunde von der Erde entfernt. Außerdem deuten die in den breiten dunkeln Linien bemerkten linienartigen Aufhellungen auf Gasausbrüche aus dein Innern des sich uns nähernden Körpers. Derartige Aufhellungen werden zuweilen auch im Spektrum der Sonnenflecke beobachtet. Wie die Katastrophe, welche das Aufleuchten des neuen Sternes verursacht hat, zu stände gekommen ist, ob durch Explosion eines Körpers, durch Zusammenstoß oder starke Annäherung, mehrerer Körper, darüber lassen sich zur Zeit noch keine sichern Schlüsse ziehen.

Flamme. Eine Gasflamme (ebenso eine Kerzen- oder Lampenflamme) verdankt ihre Leuchtkraft den in den heißen Verbrennungsgasen schwebenden weißglühenden feinen Kohlenteilchen (Ruß). Während aber diese Teilchen Licht aussenden, bilden sie zugleich ein Hemmnis für das von den übrigen Teilchen ausgehende Licht; die F. ist nicht vollkommen durchsichtig, sondern sie absorbiert einen Teil des in ihr sich fortpflanzenden fremden oder eignen Lichtes. Jene Lichtstrahlung einerseits und diese Absorption anderseits bedingen in ihrem Zusammenwirken das photometrische Verhalten der F. Die F. eines Flachbrenners z. B. besitzt auf ihrer schmalen Seite eine größere Leuchtkraft als auf ihrer breiten Seite, 0. h. gleiche Teile der Oberfläche der F. strahlen dort eine größere Lichtmenge aus als hier, weil für jene die Tiefe der leuchtenden Schicht größer ist und daher eine größere Anzahl von leuchtenden Teilchen Licht dahin senden. Dennoch ist die Erleuchtung, welche die F. auf einer von ihr beleuchteten Fläche hervorbringt, von der Schmalseite her geringer als von der Breitseite, weil nach der Schmalseite hin das aus dem Innern der F. kommende Licht eine viel dickere Schicht von hemmenden Teilchen zu durchlaufen hat und daher starke Absorption erleidet, während das von der Breitseite ausstrahlende Licht wegen der geringen Dicke der flachen F. nur wenig durch Absorption geschwächt wird. So kommt es, daß die geringere Leuchtkraft der F. nach der Breitseite hin durch die größere Ausdehnung der leuchtenden Oberfläche und die geringere Wirkung der Absorption mehr als aufgewogen wird, und daß die Breitseite der F. eine hellere Beleuchtung bewirkt als die Schmalseite, obgleich diese dem Äuge heller erscheint. Stellt man in der That der Schmalseite eines Flachbrenners ein Papierblatt gegenüber, so gewahrt man auf der erleuchteten Papierfläche einen schmalen, dunklern Schatten, den Selbstschatten« der F., hervorgerufen durch die von der F. auf ihr eignes Licht ausgeübte Absorption. Besonders deutlich zeigen sich die Schatten der beiden Schmalseiten eines Flachbrenners auf der Außenseite der Milchglaskugeln, mit welchen man solche Flammen häufig umgibt, und lassen, ohne daß man die F. selbst sieht, deren Orientierung innerhalb der Kugel sofort erkennen.

Flechten. Über die Ernährung der F. war bisher wenig bekannt. Man nahm an, daß die Alge aus der Luft Kohlensäure aufnimmt und unter dem Einfluß des Lichtes organische Substanz bildet. Bei den meisten F. herrscht aber der Pilz, der keine organische Substanz zu erzeugen vermag, an Masse bedeutend vor, und es entsteht daher die Frage, ob nicht die Atmung des Pilzes stets, selbst im Lichte, die Bildung von organischer Substanz durch die Alge überwiegt. Wäre dies der Fall, dann müßten die F. den nötigen Kohlenstoff einer andern Quelle als der Luft entnehmen. Jumelle hat diese Verhältnisse untersucht und gefunden, daß die F., deren in Gestalt von Büscheln oder Platten entwickelter Thallus grau oder grünlich ist, ein deutliches Vorherrschen des Assimilationsprozesses erkennen lassen. Bei den F. mit auch noch gut entwickeltem Thallus, bei denen aber die Farbe des Chlorophylls hinter andern Färbungen mehr oder weniger vollständig verschwand, wurde das Vorhandensein der Assimilation schon weniger deutlich, und bei den F., deren Thallus auf Steinen und Rinden weiße, schwärzliche oder gelbe Flecke bildet, steigerte sich die Unsicherheit. Die F. der ersten und zweiten Reihe nehmen sämtlich im diffusen Licht Kohlensäure auf und entwickeln Sauerstoff, bei den F. der dritten Reihe aber fand dieser Vorgang nur im direkten Sonnenlicht statt, während im diffusen Lichte die Atmung überwog, d. h. Kohlensäure entwickelt und Sauerstoff aufgenommen wurde. Es ergibt sich mithin, daß unter günstigen Bedingungen der Beleuchtung, der Feuchtigkeit und der Jahreszeit alle F. im stände sind, die Kohlensäure der Luft so energisch zu zersetzen, daß dieser Prozeß die durch die Atmung bewirkte Kohlensäureent-^[folgende Seite]