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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Androphagen; Androphobie; Andropōgon; Andros; Androsăce

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Androphagen - Androsace

Komnene in Konstantinopel, seine Enkel gründeten 1204 das Reich der Großkomnenen von Trapezunt. (Vgl. Wilken, A. Komnenus, in Raumers «Histor. Taschenbuch», 1831.) – A. Ⅱ. Paläologos, geb. 1260, Sohn des Kaisers Michael Ⅷ., kam Dez. 1282 zur Regierung. Gegen die immer weiter in Kleinasien sich ausbreitenden Türken nahm er catalonische Söldner in seinen Dienst, die anfänglich glücklich gegen die Türken fochten, dann aber sich empörten und mit diesen gemeinsam (1303‒8) Thrazien und Macedonien verheerten. Nach blutigen Bürgerkriegen (1321‒28) wurde A. von seinem Enkel A. Ⅲ. vom Throne gestoßen (24. Mai 1328) und starb in einem Kloster 13. Febr. 1332. – A. Ⅲ. Paläologos der Jüngere (1328‒41), Sohn des Kaisers Michael Ⅸ. Paläologos und Enkel des vorigen, regierte seit 1321 als Mitregent seines Großvaters und nach dessen Sturze 1328 allein. Er kämpfte unglücklich gegen Serben und Bulgaren, ebenso gegen die Osmanen unter Orchan, die Nikomedia, Nicäa und einen großen Teil von Kleinasien eroberten (1326‒30). Er starb Juni 1341 und hinterließ einen minderjährigen Sohn Johannes Ⅴ. – A. Ⅳ. Paläologos, Sohn des Kaisers Johannes Ⅴ., Enkel des vorigen, verschwor sich, als sein Vater den jüngern Sohn Manuel anstatt A. zum Mitregenten ernannte, mit dem Sohn des türk. Sultans Murad Ⅰ. Saudschi; ihr Plan, die Väter zu stürzen, scheiterte, und A. wurde 1375 geblendet und eingekerkert. Von den mit seinem Vater verfeindeten Genuesen befreit, nahm er Aug. 1376 Konstantinopel ein, setzte seinen Vater gefangen und wurde am 18. Okt. desselben Jahres als A. Ⅳ. gekrönt. Johannes Ⅴ. entkam indes aus der Haft, betrat 8. Juni 1379 die Residenz wieder und stürzte A.; zwischen beiden kam 1381 ein Vertrag dahin zu stande, daß A. das Reich erben, inzwischen aber einige thraz. Ortschaften mit Selymbria als Residenz erhalten sollte, er starb aber vor dem Vater 28. Juni 1385.

Androphagen (grch., «Menschenfresser»), s. Kannibalismus.

Androphobie (grch.), Männerscheu.

Andropōgon L., Bartgras, Pflanzengattung aus der Familie der Gramineen (s. d.) mit etwa 100 größtenteils in den Tropen wachsenden, schön blühenden, ansehnlichen Gräsern, deren Ährchen in Ähren oder Rispen gruppiert sind. Die Ährchen enthalten mehrere Blüten, von denen die männlichen meist Grannen, oft von bedeutender Länge, besitzen, welche der Ähre oder Rispe bei manchen Arten ein federbuschartiges Ansehen verleihen. Häufig sind auch die Spelzen der Ährchen über und über mit seidenglänzenden Härchen bedeckt, z. B. bei dem in Deutschland an dürren, steinigen Plätzen, namentlich auf Gips- und Kalkboden wachsenden A. ischaemum L., welches fingerförmig gruppierte, rötlich oder violett gefärbte Ähren hat. Halme und Blätter dieses Grases sind bläulich beduftet, hart und trocken und daher dem meisten Vieh zuwider; nur die Schafe fressen die kurzen, starren Rasenbüschel, solange dieselben jung sind, gern. Verschiedene ausländische Arten, unter andern A. schoenanthus L. aus Ostindien und vom Kap, finden sich als Ziergräser in Gärten und Gewächshäusern. Das angenehm gewürzhaft riechende und schmeckende Kraut A. schoenanthus L., Kamelheu (Herba foeni Camelorum s. Schoenanthi), ist in Indien als krampfstillendes, harn- und schweißtreibendes Mittel, auf den Philippinen bei Lähmungen und rheumatischen Leiden in Gebrauch. In großem Maßstabe wird auf Ceylon und den Molukken das Narden- oder Citronbartgras, A. Nardus L., kultiviert, weil dieses Gras ein ätherisches Öl (Limongrasöl) enthält, welches in der Parfümerie benutzt werden kann. Die gleichfalls in Ostindien heimische Art, A. muricatum Retz., liefert in ihrem Rhizom die sog. Vetver- oder Khus-Khus-Wurzel, aus welcher ein sehr stark riechendes Öl gewonnen wird, das häufig zur Verfälschung des Rosenöls dient und in der Parfümerie Verwendung findet.

Andros, die nördlichste Insel der östl. Reihe der Cykladen (s. d.), jetzt eine eigene Eparchie des Nomos Kyklades, bildet die südöstl. Fortsetzung von Euböa, von dem es durch einen 10 km breiten Kanal getrennt wird. Es ist ein etwa 40 km langer, von NW. nach SO. streichender Bergrücken aus krystallinischen Gesteinen (bis 975 m hoch), der durch zahlreiche, von W. nach O. gerichtete Querthäler gegliedert ist. Letztere sind im Gegensatz zu den kahlen Höhen wohlbewässert, fruchtbar und liefern Getreide, Wein, Öl, Südfrüchte, Baumwolle und Gemüse in Menge; Hauptprodukt ist Seide. In dem von Albanesen bewohnten nördl. Teile der Insel wird hauptsächlich Viehzucht und Ackerbau betrieben. Die Insel hat 405 qkm und (1889) 18103 E. Die Hauptstadt A., an einer Bucht der Ostküste, hat (1889) 2030, als Gemeinde 8186 E., einen kleinen wenig geschützten Hafen, ist Sitz eines griech. und eines kath. Bischofs und ein belebter Handelsort. Ungefähr in der Mitte der Westküste liegt das Dorf Paläopolis an der Stelle der alten Hauptstadt A., von deren Hafen, Dionysostempel und Burg nur noch unscheinbare Reste erhalten sind. Andere Hafenorte auf der Insel sind Korthion auf der Ostküste mit 423 E. und Gavrion oder Gavri mit 863 E., auf der Westküste (an der Stelle einer alten Ortschaft Gaurion) mit trefflichem kleinen Hafen. Außerdem besitzt die Insel zahlreiche wohlhabende und hübsche Dörfer. Sie war anfangs von karischen Seeräubern bewohnt, dann durch Pelasger und Ionier bevölkert und sendete um die Mitte des 7. Jahrh. v. Chr. eine Anzahl Kolonien nach der thraz. Halbinsel Chalcidice. Nach den Perserkriegen stand sie unter der Herrschaft der Athener, von denen sie mehrfache Bedrückungen zu erdulden hatte; später kam sie in die Gewalt der Macedonier. Nach Besiegung der letztern durch die Römer ward A. von diesen dem pergamenischen König Attalus überlassen, ging aber nach dem Tode des letzten Attalus mit der ganzen Erbschaft desselben wiederum an die Römer über. A. teilte hierauf die Geschicke Griechenlands, bis es nach Begründung des lat. Kaisertums 1207 in dem venet. Edelmann Marino Dandolo seinen eigenen Fürsten erhielt. Es stand dann teils unter eigenen Fürsten, teils unter venet. Statthaltern, bis es 1566 in die Gewalt der Türken geriet. Unter der türk. Herrschaft war A., als Schatullegut von Sultaninnen, ziemlich unabhängig und zahlte einen Tribut von ungefähr 30000 Piastern. – Vgl. Hopf, Geschichte der Insel A. und ihrer Beherrscher in dem Zeitraume von 1207‒1566 (Wien 1855; Urkunden und Zusätze, ebd. 1856).

Androsăce L., Pflanzengattung aus der Familie der Primulaceen (s. d.) mit gegen 40 Arten. Es sind kleine, oft moosartige, meist in den Alpen und andern Hochgebirgen auf Steingerölle und in