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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Arnim; Arnis; Arno

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Arnim (Heinr. Friedr., Graf von Arnim-Heinrichsdorff-Werbelow) - Arno

tiative in der deutschen Frage. Auf seine Anregung geht die öffentliche Kundgebung des Königs 21. März für die deutsche Sache zurück. An demselben Tage trat er als Minister des Auswärtigen in das vom Grafen Arnim-Boitzenburg gebildete Ministerium, trat aber schon 20. Juni 1848 zurück. Nachdem er zwei Flugschriften "Frankfurt und Berlin" (Frankf. 1848) und "Die sog. Mediatisierungsfrage" (ebd. 1849) veröffentlicht hatte, wurde er im Frühjahr 1849 in die Erste Kammer gewählt, wo er sich der deutsch-konstitutionellen Partei anschloß und 1849-51 die reaktionäre Politik des Ministeriums Manteuffel energisch bekämpfte. Durch die Schriften "Zur Politik der Epigonen in Preußen" (Berl. 1850) und "Zur Politik der Contrerevolution in Preußen" (ebd. 1851) zog er sich den Haß der Feudalpartei zu und wurde 1852 wegen Entstellung von Thatsachen und Beleidigung vor Gericht gestellt und zu einer Geldstrafe verurteilt. Seitdem zog sich A. vom polit. Schauplatz zurück. Er starb 5. Jan. 1861 in Düsseldorf. A. war Führer der altpreuß. konstitutionellen Partei. - Vgl. Radowitz, Gespräche aus der Gegenwart (4. Aufl., Stuttg. 1851), wo A. unter dem Namen Arnburg auftritt.

Arnim, Heinr. Friedr., Graf von Arnim-Heinrichsdorff-Werbelow, Diplomat und preuß. Staatsminister, geb. 23. Sept. 1791 zu Werbelow in der Ukermark, begann die diplomat. Laufbahn in Stockholm und Paris, wurde 1831 preuß. Gesandter in Brüssel, 1841 in Paris und 1845 außerordentlicher Gesandter und bevollmächtigter Minister am österr. Hofe. Am 24. Febr. 1849 übernahm A. im Ministerium Brandenburg-Manteuffel das Auswärtige, trat jedoch als Gegner der Unionspolitik schon 3. Mai zurück und ging 1851 wieder als Gesandter nach Wien. Nach der Verabschiedung Manteuffels 1858 abberufen, starb er 18. April 1859 in Berlin.

Arnim, Ludw. Joachim (gewöhnlich Achim) von, Dichter, Hauptvertreter der jüngern Romantik, geb. 26. Juni 1781 zu Berlin, studierte in Göttingen und Halle Naturwissenschaften und gab hier schon 1799 einen "Versuch einer Theorie der elektrischen Erscheinungen" heraus, wandte sich aber, mit L. Tieck und Cl. Brentano bekannt geworden, bald ganz der Poesie und besonders dem Studium der Volkspoesie zu, für das Herders und Goethes Schriften seine Teilnahme früh geweckt hatten. Auf vielfachen Reisen durch Deutschland, auch die Schweiz, Oberitalien, Frankreich, Holland und England sammelte er eifrig Volkslieder, die er mit Brentano (s. d.) in Heidelberg nicht ohne Willkür herausgab in der Sammlung "Des Knaben Wunderhorn" (1. Bd., Heidelb. 1806; 2. Aufl. 1819; 2.-3. Bd. 1808; neue kritische Ausg. von Birlinger und Crecelius, mit Illustr., 2 Bde., Wiesb. 1873-77; von Wendt, mit Illustr., 2 Bde., Berl. 1873; von Boxberger, 2 Bde., ebd. 1880; Neudruck von Ettlinger, Halle 1891). Er hoffte die Not der kranken Zeit durch Einkehr in das deutsche Volksgemüt und die nationale Vergangenheit zu mildern. Aus diesem Wunsche erwuchs auch die mit andern Romantikern zusammen herausgegebene vielbefehdete "Zeitung für Einsiedler" (1808), die auch u. d. T. "Tröst Einsamkeit. Alte und neue Sagen und Wahrsagungen, Geschichten und Gedichte" (Heidelb. 1808; Neudruck von Pfaff, 2. Aufl., Freib. i. Br. 1890) erschien. Seit seiner Verheiratung (1811) mit Brentanos Schwester Elisabeth (Bettina) lebte A. abwechselnd in Berlin und auf seinem Gute Wiepersdorf bei Dahme in der Mark, wo er 31. Jan. 1831 starb. Seine ersten dichterischen Werke waren die Romane "Hollins Liebelchen" (Gött. 1802; Neudruck von Minor, Freib. i. Br. 1883) und "Ariels Offenbarungen" (Gött. 1804). Darauf erschienen die Novellen "Der Wintergarten" (Berl. 1809) und der tiefsinnige. Roman "Armut, Reichtum, Schuld und Buße der Gräfin Dolores" (2 Bde., ebd. 1810), A.s bedeutendstes Werk; ferner das wunderliche Drama "Halle und Jerusalem, Studentenspiel und Pilgerabenteuer" (Heidelb. 1811; Neudruck Lpz. 1884); die genial fratzenhafte Erzählung "Isabelle von Ägypten" nebst drei andern Novellen (Berl. 1811); die "Schaubühne", Bd. 1 (ebd. 1813), mit ihren Wunderlichkeiten; der phantastisch-histor. Roman "Die Kronenwächter oder Bertholds erstes und zweites Leben" (Bd. 1, ebd. 1817; Neudruck von Scherr, Stuttg. 1881), der treffliche Bilder aus dem 15. Jahrh. entrollt; das Schauspiel "Die Gleichen" (Berl. 1819); "Landhausleben, Erzählungen" (Bd. 1, ebd. 1826); "Sechs Erzählungen. Nachlaß" (ebd. 1835). A. war gegenüber andern Romantikern ein durch und durch kerngesunder Geist, voll von kräftigem Realismus; aber der wunderbare Reichtum seiner Phantasie und Empfindung verführt ihn zu Verworrenheit, zu gewagten Experimenten,die ihn nicht so populär werden ließen, wie seine poet. Bedeutung es verdient. Nur einige seiner Novellen werden noch heute in weitern Kreisen gelesen, so "Der tolle Invalide auf Fort Ratonneau", "Die drei liebevollen Schwestern und der glückliche Färber", "Fürst Ganzgott und Sänger Halbgott". Seine "Sämtlichen Werke" gab seine Gattin mit Einleitung von W. Grimm heraus (20 Bde., Berl. 1839-48; neue Ausg., 22 Bde., ebd. 1853-56); Auswahl von Koch in Kürschners "Deutscher Nationallitteratur" (1891) und Dohmke (Lpz. 1893). "Unbekannte Aufsätze und Gedichte" A.s gab Geiger heraus (Berl. 1892). - Vgl. Scherer in der "Deutschen Rundschau" (1890); Steig und Grimm, Achim von A. und die ihm nahe standen (Bd. 1, Stuttg. 1894).

Arnis, Flecken im preuß. Kreis und Reg.-Bez. Schleswig, in der Landschaft Angeln, am Nordufer der Schlei und 15 km oberhalb des Eingangs derselben, hat (1890) 580 evang. E., Post, Telegraph, Seeschiffahrt und tägliche Dampfschiffahrtverbindung mit Schleswig und Kappeln. - A. wurde 1667 durch Auswanderer aus Kappeln gegründet und durch den Übergang der Preußen über die Schlei mittels einer Pontonbrücke 6. Febr. 1864 unter Prinz Friedrich Karl bekannt. - Vgl. Beschreibung und Geschichte der Insel und des Fleckens A. (1838).

Arno (lat. Arnus), nächst der Tiber der bedeutendste Fluß Mittelitaliens, ist 230 km lang und entspringt an der 1649 m hohen Falterona im etrusk. Apennin. Als wilder Bergstrom bricht er oberhalb des Fleckens Stia hervor und bildet das fruchtbare Casentinothal (440-460 m hoch). Dann tritt er, sich westlich wendend, in die reich angebaute Ebene von Arezzo, wo sich die kanalisierten Gewässer der Chiana, des Verbindungsflusses zwischen A. und Tiber, in ihn ergießen. Darauf durcheilt er, erst in nordwestl. und nördl. Laufe, das breite und fruchtbare Val d'Arno oder obere Arnothal (130-160 m hoch). Bei dem Flecken Pontassieve, wo er rechts die Sieve, seinen bedeutendsten Seitenfluß, aufnimmt, wendet sich der A. plötzlich westlich und behält diese Richtung im wesentlichen bis zu seiner Mündung bei. Zwischen Pontassieve und Florenz ist der Fluß von reichbebauten und bewaldeten Hü-^[folgende Seite]