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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Beulenfieber - Beurten

wegen 26. Nov. sein Portefeuille an den Herzog von Broglie abtreten. Getäuschter Ehrgeiz und finanzieller Ruin vermehrten seine krankhafte schwermütige Stimmung so sehr, daß er 4. April 1874 Hand an sich legte. Von seinen Schriften sind hervorzuheben: "L'Acropole de Athènes" (2 Bde., Par. 1854), "Études sur le Pelopponnèse" (2. Aufl. 1875), "L'architecture au siècle de Pisistrate" (1860), "Les monnaies d'Athènes" (1858), "Fouilles à Carthage" (1860; deutsch Lpz. 1863), "Phidias, drame antique" (1863; deutsch von Braunhard, 1864), "Histoire de l'art grec avant Péricles" (2. Aufl. 1870), "Fouilles et découvertes" (2 Bde., 2. Aufl. 1873), eine Zusammenstellung der jüngsten archäol. Nachgrabungen in Italien, Griechenland, Ägypten, Mesopotamien. Sein Werk "Procès des Césars" (1870; deutsch von Döbler, 4 Bdchn., Halle 1873-75) behandelt in selbständigen Abteilungen: "Auguste, sa famille et ses amis" (1867), "Tibère et l'héritage d'Auguste" (1868), "Le sang de Germanicus" (1869), "Titus et sa dynastie" (1870) und enthält zahlreiche Anspielungen auf das zweite Kaiserreich. - Vgl. Ideville, B. Souvenirs personnels (Par. 1874).

Beulenfieber, soviel wie Milzbrand.

Beulenpest, s. Pest.

Beunden oder Achten, in Westdeutschland Bezeichnung der durch Rodung entstandenen, in der Allmende gelegenen herrschaftlichen Grundstücke, welche früher durch die frondienstpflichtigen Bauern bestellt wurden. Auch vorübergehend eingezäunte Äcker werden B. genannt.

Beurig, Wasserheilanstalt bei Saarburg (s. d.).

Beurkundung des Personenstandes, s. Civilstandsregister.

Beurlaubtenstand. Der B. Umfaßt nach §. 109,4 der Deutschen Wehrordnung vom 22. Nov. 1888 die Offiziere, Ärzte, Beamten und Mannschaften der Reserve, Marinereserve, Land- und Seewehr, die Mannschaften der Ersatzreserve und Marine-Ersatzreserve sowie die vorläufig in die Heimat beurlaubten Rekruten und Freiwilligen, die bis zur Entscheidung über ihr ferneres Militärverhältnis zur Disposition der Ersatzbehörden entlassenen Mannschaften und die vor erfüllter aktiver Dienstpflicht zur Disposition der Truppen-(Marine-)teile beurlaubten Mannschaften. Nach Aufruf des Landsturms (s. d.) gehören die in die Listen eingetragenen Personen ebenfalls zum B. Sind Personen des B. zum Dienst einberufen, so gehören sie für die Zeit dieser Einberufung zum aktiven Heere.

Beurlaubungssystem bei Verbüßung von Freiheitsstrafen, s. Entlassung, vorläufige.

Beurmann, Karl Mor. von, Afrikareisender, geb. 28. Juli 1835 zu Potsdam, besuchte die Ingenieurschule zu Berlin und diente 1857-59 als Lieutenant in der preuß. Armee. 1860 unternahm er eine wissenschaftliche Reise durch Nubien, den ägypt. Sudan und die Länder der Bogo. (Vgl. seine Berichte darüber in Petermanns "Mitteilungen", 1861 u. 1862, und Ergänzungsbd. 2, Nr. 7.) Bald nach seiner Rückkehr im folgenden Jahre entschloß er sich zu einer Reise nach Wadai, zunächst in der Absicht, um über das Schicksal Vogels Erkundigungen einzuziehen. Er ging im Frühjahr 1862 von Bengasi aus nach Mursuk und von hier durch die Wüste nach Kuka, der Residenz des Sultans von Bornu, wo er Ende Aug. 1862 ankam und gut empfangen wurde. Da die polit. Verhältnisse in dem benachbarten Kanem die Weiterreise nach Wadai verhinderten, ging er Ende September nach Jakuba, der Hauptstadt der südwestlich von Bornu im Sokotoreiche gelegenen Provinz Bautschi, hielt sich daselbst einige Zeit auf und kehrte dann im November auf einem andern Wege nach Kuka zurück, wo er mit zerrütteter Gesundheit 13. Dez. eintraf. Dennoch entschloß er sich 26. Dez. zum Aufbruch nach Wadai, da inzwischen die Straße durch Kanem wieder frei geworden war. Schon nach zwei Tagemärschen wurde er von zweien seiner Diener beraubt und verlassen. Infolgedessen in großer Verlegenheit nach Kuka zurückgekehrt, rüstete er sich mit Hilfe eines arab. Kaufmanns von neuem für die beabsichtigte Reise aus, die er auch noch im Laufe des Jan. 1863 wirklich antrat. Allein schon im Februar wurde er in Mao im Grenzgebiet zwischen Kanem und Wadai ermordet. Auf seiner ersten afrik. Reise hatte B. ein "Glossar der Tigrésprache", wie sie im Massaua gesprochen wird, gesammelt, welches nach seinem Tode Merx in deutscher (Lpz. 1868) und engl. Sprache (Halle 1868) herausgab.

Beurnonville (spr. börnongwil), Pierre Riel, Graf, franz. Marschall und Diplomat, geb. 10. Mai 1752 zu Champignoles in Burgund, bürgerlicher Herkunft, war ursprünglich für den geistlichen Stand bestimmt, ward aber frühzeitig Soldat und focht 1779-81 unter Suffren in Ostindien, ward Major der Miliz der Insel Bourbon, dieser Stellung aber wegen Streitigkeiten mit dem Kommandanten der Insel enthoben. Nach Frankreich zurückgekehrt, neigte er, in seiner Hoffnung auf Genugthuung enttäuscht, zu der Revolutionspartei. Auf Seite der Republikaner kämpfte B. unter Luckner und Dumouriez, wurde 1793 Kriegsminister und wurde, als er im Auftrage des Konvents Dumouriez verhaften wollte, von diesem festgenommen und den Österreichern ausgeliefert, die ihn 21 Monate gefangen hielten und dann mit andern gegen die spätere Herzogin von Angoulême in Basel auswechselten. Darauf wurde B. an die Spitze der Sambre- und Maas- und später der Nordarmee gestellt. Unter dem Konsulat und dem Kaiserreich wurde er mit wichtigen diplomat. Sendungen beauftragt. 1805 wurde B. Senator, 1808 Graf. Nach Napoleons Abdankung 1814 schloß sich B. an Ludwig XVIII. an und blieb ihm treu, wurde Staatsminister und Pair von Frankreich und 1816 Marschall von Frankreich. Er starb 23. April 1821.

Beuron, Landgemeinde im preuß. Reg.-Bez. und Oberamt Sigmaringen (Hohenzollern), von Baden und Württemberg eingeschlossen, in 630 m Höhe, im wildromantischen obern Donauthal, an der Linie Sigmaringen-Immendingen der Württemb. Staatsbahnen, hat (1890) 264 E., Postagentur, Telegraph, ist Luftkurort sowie bedeutender Wallfahrtsort. Die im 12. Jahrh. gegründete, 1803 unterdrückte Augustinerabtei, seit 1863 Benediktinerabtei, wurde 1875 aufgehoben, aber 1887 wieder eröffnet als Erzabtei der Beuroner Benediktinerkongregation. Sie enthält jetzt eine Kunstschule und philos.-theol. Studienanstalt. Sehenswert ist die Kirche im Renaissancestil mit Deckengemälden und vortrefflichen Tafelbildern der klösterlichen Malerschule. - Vgl. Zingeler, Geschichte des Klosters B. (Sigmar. 1891); Wolff, B. Bilder und Erinnerungen (2. Aufl., Stuttg. 1892).

Beurten (niederländisch, spr. bör-, d. h. Gesellschaften, Gilden), die Vereinigungen der Schiffseigner, die sich für verschiedene Flüsse, namentlich in Holland, aber auch in Deutschland für den Rhein, die Elbe, die Weser, die Oder, die Spree, dann für die