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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Blum; Blumauer; Blümchen; Blümcheneisen; Blume

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Blum. - Blume (Karl Ludwig)

gen ging er mit J. Fröbel (s. d.) nach Wien, um im Auftrage und Namen der Linken den Wienern eine Beifallsadresse zu überbringen. Hier wurde er 26. Okt. 1848 Führer einer Elitecompagnie, die gegen das B. gegebene Versprechen am Kampfe teilnehmen mußte; B. zog sich deshalb am 29. in seinen Gasthof zurück, ward aber daselbst 4. Nov. mit seinem Genossen verhaftet. Weil er sich auf seine Unverletzlichkeit als Reichstagsabgeordneter berief, stellte man ihn 8. Nov. vor das Kriegsgericht, das ihn, da er die Waffen gegen die kaiserl. Truppen geführt habe, zum Strange verurteilte. Das Urteil ward in Tod durch Pulver und Blei verwandelt und am folgenden Morgen in der Brigittenau vollzogen. Er bewies bis zum letzten Augenblick Mut und Fassung. In den demokratischen Kreisen Deutschlands erregte die Nachricht von B.s Hinrichtung einen Sturm des Unwillens. Man sah darin den offenen Bruch Österreichs mit der Nationalversammlung, ihren Beschlüssen und Bestrebungen. Nach dem (von Freiherrn von Helfert veröffentlichten) geheimen Briefwechsel zwischen Windischgrätz und Schwarzenberg hatten beide die Erschießung B.s verabredet, um der Nationalversammlung eine Probe von Österreichs erneuter Allmacht zu geben. Für B.s Hinterlassene wurde eine Nationalsubskription eröffnet, die etwa 30000 Thlr. ergab. – Vgl. Frey, Robert B., Ein Charakterbild für Freunde und Gegner (1.-6. Aufl., Mannh. 1849), und besonders die von seinem Sohne Hans B. verfaßte Biographie: Robert B., ein Zeit- und Charakterbild für das deutsche Volk (Lpz. 1878). B.s Ausgewählte Reden und Schriften gab Nebel heraus (ebd. 1880).

Blum., bei naturwissenschaftlichen Bezeichnungen Abkürzung für Joh. Friedr. Blumenbach (s. d.).

Blumauer, Aloys, Dichter, geb. 21. Dez. 1755 zu Steier in Oberösterreich, ward 1772 Jesuit, siedelte einige Jahre nach Aufhebung des Ordens nach Wien über, wo er (1781) Censor wurde und als Redacteur der «Wiener Realzeitung» und des «Wienerischen Musenalmanachs» thätig war. Nach Niederlegung seines Amtes (1793) übernahm er die Gräffersche Buchhandlung, deren Teilhaber er schon seit 1787 war, und widmete sich tüchtigen bibliogr. Arbeiten. Er starb 16. März 1798. Seine Begabung wies ihn auf die Satire, in der er, seit Anfang der achtziger Jahre eifriger Freimaurer, Klerus und Jesuiten mit Vorliebe zur Zielscheibe ersah. Seine zahlreichen Dichtungen (gesammelt 1782), meist liederlich in der Form und roh im Inhalt, wurden von den Zeitgenossen stark überschätzt; er bleibt weit hinter seinen Vorbildern Wieland und Bürger zurück. Besondere Erwähnung verdienen die Rittertragödie «Erwin von Steinheim» und die heute noch viel gelesene Travestie von Virgils Äneide (Wien 1784‒88 u. ö.; mit Einleitung und Anmerkungen hg. von E. Grisebach, Lpz. 1872). Seine sämtlichen Werke erschienen zuerst in 8 Bdn. (Lpz. 1801‒3; zuletzt 4 Bde., Wien 1884; Auswahl von Bobertag, Stuttg. 1886). – Vgl. von Hofmann-Wellenhof, A. B. (Wien 1885).

Blümchen, s. Abzeichen der Haustiere.

Blümcheneisen, s. Ausschlageisen und Blumen, künstliche.

Blume nennt man im gewöhnlichen Leben jede farbige Blüte, und zwar bezieht sich dieser Ausdruck hauptsächlich auf das buntfarbige Aussehen der die Blüte zusammensetzenden Hochblätter. In der Gärtnerei und auch im gewöhnlichen Leben braucht man oft den Namen B. nicht bloß für die Blüten, sondern für die ganzen Pflanzen, die durch die Farbe und Gestalt ihrer Blüten ausgezeichnet sind (vgl. Blumenkohl). In neuerer Zeit hat der Ausdruck B. auch eine bestimmte wissenschaftliche Bedeutung erhalten. Je mehr man nämlich durch Versuche erkannte, daß die Bestäubung (s. d.) und somit die Befruchtung vieler Pflanzen nur durch Vermittelung von Insekten stattfinden kann, desto inniger wurden alle diejenigen Einrichtungen der Blüten, die zur Anlockung dienen, die bunten Farben, der Geruch u. s. w. mit dem Begriff der B. verbunden. In diesem Sinne bezeichnet man neuerdings alle diejenigen Blüten, welche auf Tierbesuch angewiesen sind, als B., während dieser Ausdruck nicht gebraucht wird für solche Blüten, deren Bestäubung durch andere Einrichtungen, z. B. durch den Wind, erfolgt. – In der Blumengärtnerei unterscheidet man gewöhnlich zwischen einfachen, halbgefüllten und gefüllten Blumen; doch hat diese Unterscheidung keine wissenschaftliche Bedeutung. Die gefüllten B. sind Mißbildungen. (S. Gefüllte Blumen und Blüte.) Über die Farbstoffe, welche die Färbung der B. bedingen, s. Pflanzenfarbstoffe. – Über die B. in der Ornamentik s. Blatt (S. 87a.). ^[Spaltenwechsel]

Blume, das eigentümliche Aroma (frz. Bouquet) verschiedener Weine. Am meisten tritt es bei den Rhein-, den feinern Mosel-und Mainweinen, sodann bei Burgunderweinen hervor. Die B. der Weine findet sich teilweise schon fertig in dem Traubensaft, d. h. in Muskateller und Riesling, teilweise bildet sie sich bei der Edelfäule (s. d.); gewöhnlich entsteht sie bei der Gärung und kommt während des Lagerns zur höchsten Entwicklung. Im letztern Falle ist sie auf die Entstehung verschiedener Ätherarten (Önanthäther oder Weinfuselöle) zurückzuführen. Über die eigentümliche B. einzelner Weine ist, da diese Äther nur in ganz geringer Menge vorkommen, nichts Genaueres bekannt. Man hat sich vielfach bemüht, die B. der verschiedenen Weine auch künstlich darzustellen, und zwar mitunter nicht ohne Erfolg. In der Bierbrauerei bedeutet B. die Oberhefe; in der Färberei den blauen Schaum, der auf der Oberfläche der Indigküpe erscheint; in der Wollkunde den in Form und Textur vollendeten Stapel der kurzgedrängten, hochfeinen Wolle. In der Chemie und Pharmacie bezeichnet man mit B. gewisse, durch lockere Pulver- oder Flockenform sich auszeichnende Präparate, wie Schwefel-, Antimon-, Zinkblumen u. s. w. In der Jägersprache endlich ist B. der Schwanz des Hasen und Kaninchens, wohl auch des Edel- und Damwildes und die Schwanzspitze des Fuchses.

Blume, Friedr., Jurist, s. Bluhme.

Blume, Karl Ludwig, Botaniker, geb. 9. Juni 1796 in Braunschweig, war längere Zeit als Arzt in Java und Vorstand des Medizinalwesens in den holländ.-ostind. Kolonien thätig, wurde später Professor der Botanik und Direktor des Reichsherbariums in Leiden. Während seines Aufenthalts in Java hatte er Gelegenheit, große botan. Sammlungen anzulegen, welche er dann hauptsächlich in folgenden Werken beschrieb: «Flora Javae nec non insularum adjacentium» (Brüss.1828‒29 u. Amsterd. 1858, mit zahlreichen Tafeln); ferner «Rumphia sive commentationes botanicae de plantis Indiae orientalis» (4 Bde., Leid. 1835‒48) und «Museum botanicum Lugduno-Batavum etc.» (2 Bde., ebd. 1849‒56). Er starb 3. Febr. 1862 zu Leiden. Nach ihm ist die Gattung Blumea Rchb. benannt.