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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

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Chrysops – Chrysostomus

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Chrysopras'

sich als Platten und Knollen im zersetzten Serpentin zu Kosemitz und Baumgarten in Schlesien findet und vielfach zu Schmuck verarbeitet wird. Seine Farbe ist meist apfelgrün, verbleicht aber nicht nur, wenn das Mineral der Hitze ausgesetzt wird, sondern sogar allmählich durch Luft und Sonne. Deshalb verwahrt man den C. an dunkeln Orten zwischen feuchter Baumwolle ; bei dem verblaßten Stein kann man die Farbe wiederherstellen, wenn man denselben eine Zeit lang in die feuchte Erde vergräbt. Fast meterlange Tischplatten von C. befinden sich im königl. Schloß zu Potsdam, aus der Zeit Friedrichs d. Gr. stammend, der diesen schles. Stein besonders liebte und auch Sanssouci damit ausschmückte.

Chrysops, s. Blindbremse.

Chrysor, ein phöniz. Gott der Schmiedekunst und überhaupt aller Erfindungen, der deshalb meist dem Hephaistos gleichgesetzt wurde, doch wird er auch als Zeus Meilichios bezeichnet.

Chrysorīn, eine Legierung von 2 Teilen Kupfer und 1 Teil Zink, ist im Aussehen dem Werkgold sehr ähnlich und wird zu Luxusartikeln, Uhrgehäusen u. dgl. verarbeitet, läßt sich gut vergolden. Zur Darstellung schmilzt man die Hälfte des Zinks mit dem Kupfer unter einer Boraxdecke bei möglichst niederer Temperatur ein und fügt dann zu dem geschmolzenen Metall den Rest des Zinks in kleinen Stücken unter beständigem Umrühren hinzu.

Chrysorrhŏas, d. i. goldströmend (wegen der großen Fruchtbarkeit seiner Ufer), der Amana oder Abana des Alten Testaments (2 Kön. 5, 12), jetzt Nahr-Bárada, d. i. der kalte, der nördlich von dem kleinern Parpar, jetzt Nahr el-Awadsch, laufende Fluß, entspringt im Antilibanon, durchströmt Damaskus in Syrien und die fruchtbare Ebene Rutha. Behufs künstlicher Bewässerung wird ihm so viel Wasser entzogen, daß er im Sommer kaum den im Osten gelegenen, ausgedehnten Sumpf Bahrat el-Atebe erreicht.

Chrysorrhŏas, Johannes, s. Johannes Chrysorrhoas.

Chrysos (grch.), Gold.

Chrysosplenĭum L., Goldmilz, Milzkraut, Pflanzengattung aus der Familie der Saxifragaceen (s. d.) mit 15 Arten, an feuchten Orten in Europa, im mittlern Asien und dem außertropischen Amerika. In Deutschland am häufigsten ist C. alternifolium L. mit goldgelb gefärbten Blüten und Hüllblättern. Diese sowohl als die seltener vorkommende C. oppositifolium L. sind kleine, oft rasenförmig wachsende Pflanzen mit nierenförmigen, gekerbten Blättern, deren oberste an den Ästen der Trugdolde befindliche goldgelbe Färbung besitzen, und mit kleinen unansehnlichen Blüten.

Chrysostŏmus, griech. Rhetor, s. Dio.

Chrysostŏmus, Johs., Patriarch von Konstantinopel und einer der angesehensten Väter der alten Kirche, C., d. h. Goldmund, genannt wegen seiner hinreißenden Beredsamkeit, geb. 347 zu Antiochien als Sohn des Secundus, der magister militum orientis war, wurde durch seine fromme Mutter Anthusa im christl. Glauben erzogen, von dem heidn. Rhetor Libanius unterrichtet und wandte sich von der Thätigkeit eines Sachwalters bald der Beschäftigung mit der christl. Lehre zu. Der Bischof Meletius von Antiochien taufte ihn in seinem 23. Lebensjahre und weihte ihn zum Vorleser. Der ihm zugedachten bischöfl. Würde entzog er sich und begab sich nach dem Tode seiner Mutter 374 zu den Einsiedlern in den Bergen bei Antiochien, bis ihn infolge ↔ seiner schweren Kasteiungen eine Krankheit zwang, das Einsiedlerleben aufzugeben. Er kehrte 381 nach Antiochien zurück, wurde Diakon und 386 Presbyter. Von da an begann seine ausgedehnte und tiefgreifende Wirksamkeit als Prediger. Berühmt sind namentlich seine 21 Predigten von den Bildsäulen («De statuis ad populum Antiochenum»), die er 387 hielt, als das antiochenische Volk in einem Aufstande die kaiserl. Bildsäulen zerschlagen hatte. 398 wurde er Bischof von Konstantinopel, sehr wider seinen Willen. Die Strenge, mit welcher er hier dem sittlichen Verderben entgegentrat, machte ihm vor allem die sittenlose Kaiserin Eudoxia zur Feindin. Dies benutzte sein Nebenbuhler Theophilus von Alexandria, der nach Konstantinopel kam und mit den Gegnern des C. 403 auf dem kaiserl. Landgut «Zur Eiche» (Ad quercum) bei Chalcedon eine Synode hielt, die C. seines Amtes entsetzte. Kaiser Arkadius gab den Wünschen seiner Gemahlin nach und sandte C. in die Verbannung nach Bithynien. Das Volk ward dadurch beunruhigt, zumal man ein Erdbeben in der folgenden Nacht als Strafe des Himmels deutete. C. wurde schleunig zurückberufen, vom Volk mit Jubel empfangen und in sein Amt wieder eingesetzt. Als einige Monate später Eudoxia ihre silberne Bildsäule aufrichten ließ, sprach C. heftig gegen die abgöttischen Ehrenbezeigungen, mit welchen dieselbe eingeweiht wurde. Eine Synode seiner Gegner sprach die Absetzung über ihn aus, weil er, obgleich von einer Synode abgesetzt, sein Amt wieder angetreten hatte, ohne von einer andern Synode wieder eingesetzt zu sein. C. ward zum zweitenmal 404 in die Verbannung geschickt nach Kukusus in Kleinarmenien. Daß Innocenz I. sich für ihn verwandte, hatte nur zur Folge, daß er nach einem noch entferntern Ort, nach Pityus in Kolchis, gebracht ward. Unterwegs starb er jedoch an den Strapazen der Reise in einer Kapelle bei Komana 14. Sept. 407. Theodosius II. ließ 438 seine Gebeine nach Konstantinopel bringen und in der Apostelkirche feierlich beisetzen; später kamen sie nach Rom in die Kirche des Vatikan. Sein Gedächtnis feiert die griech. Kirche am 13. Nov., die römische am 27. Jan.

Die Bedeutung des C. liegt ganz besonders darin, daß er zu einer Zeit, in welcher über dem Eifer für die Reinheit der Lehre die sittliche Reinheit des Lebens vielfach vernachlässigt ward, diese mit der ganzen Energie seines festen Charakters forderte. Überall betont er die ethische Seite des Christentums. Als Dogmatiker hat C. geringe Bedeutung, als Kanzelredner ist er der bedeutendste des christl. Altertums. Erhalten sind gegen 1000 seiner Reden, die zwar von dem echt orientalischen, oft etwas schwülstigen Bilderreichtum jener Zeit nicht frei sind, sich aber ebensosehr durch ihre Innigkeit und Kraft wie durch ihre Popularität und praktische Fruchtbarkeit auszeichnen. Seine Werke wurden hg. von Savilius (8 Bde., Eton 1613), von Fronte Ducäus (12 Bde., Par. 1609–36), von Montfaucon (13 Bde., ebd. 1718–38; neu ediert ebd. 1836–39). Eine Auswahl von Homilien wurde hg. von Matthäi (Meißen 1792; Lpz. 1807), von Bauermeister (Gött. 1816) und Dübner (2 Bde., Par. 1861–62); in deutscher Übersetzung von Cramer (10 Bde., Lpz. 1748–51), Lutz (2. Aufl., Tüb. 1853) und Mitterutzner (10 Bde. der «Bibliothek der Kirchenväter», Kempten 1866–84). Unter seinen übrigen Schriften ist am bekanntesten diejenige «Über das Priestertum»

Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 303.

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