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Brockhaus Konversationslexikon

Autorenkollektiv, F. A. Brockhaus in Leipzig, Berlin und Wien, 14. Auflage, 1894-1896

Schlagworte auf dieser Seite: Girofle; Girometti; Giron; Gironde; Gironde (Departement); Girondisten

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Giroflé – Girondisten

Anmerkung: Fortsetzung des Artikels 'Girodet-Trioson'

folgten drei ebenfalls bedeutende Bilder: Begräbnis der Atala (1808; im Louvre, nach Châteaubriands Erzählung), Napoleon empfängt die Schlüssel von Wien, 1805 (1808; Museum in Versailles), Aufstand in Kairo, 1798 (1810; ebd.). Nach längerer Pause schuf er 1819: Pygmalion und Galatea. G. war Mitglied der Akademie und starb 19. Dez. 1824 in Paris. Er schwankte zwischen klassicistischer und romantischer Auffassung; seine Bilder kennzeichnen eine genaue, aber oft harte Zeichnung und eigenartige Lichtwirkungen. Seine «Œuvres posthumes» gab Coupin (2 Bde., Par. 1829–30) heraus.

Giroflé (spr. schirofleh), zu der Klasse der Safranine gehöriger rotvioletter Farbstoff, der durch Einwirkung von salzsaurem Nitrosodimethylanilin auf salzsaures Xylidin entsteht und im Kattundruck zum Nuancieren von Alizarinviolettdruckfarben dient.

Girometti (spr. dschi-), Giuseppe, ital. Edelsteinschneider und Medailleur, geb. 1780 zu Rom, gest. daselbst 17. Nov. 1851 als Direktor der päpstl. Münze. Seine Hauptwerke sind: Kamee mit dem Kopfe des Genius im Grabmal Clemens‘ XIII., Kameen mit Canovas Perseus, Terpsichore, Magdalena; nach eigener Erfindung: Hebe, Medusa, Minerva, ferner viele Bildnisse berühmter Männer, Napoleons, Washingtons u. a. Berühmt sind auch seine zehn in der Vatikanischen Bibliothek befindlichen Gemmen mit antiken Göttern und Heroen sowie seine Gedächtnismedaillen, die er für die Päpste von Pius VII. bis Gregor XVI. anfertigte.

Giron (spr. chi-), Don Pedro Tellez y, Vicekönig von Sicilien, s. Osuna.

Gironde (spr. schiróngd), das Ästuarium (s. d.) der mit der Dordogne vereinigten Garonne. Die G. ist 75 km lang, besitzt bei Mortagne-sur-Gironde 12 km, bei der Mündung zwischen Royan und der Pointe de Grave nur 5 km Breite bei 32 m Tiefe, hat links die niedrigen Höhen von Medoc und die 20 km langen Polder von St. Vivien, rechts die Hügel von Blaye, die Sümpfe von St. Ciers, Mirambeau und die Kreidefelsen des St. Onge, von denen sie unablässig Massen abreißt. Das Bett ist schlammig und mit Inseln bedeckt.

Gironde (spr. schiróngd), Depart. Frankreichs, nach dem Fluß G. benannt, grenzt im W. an den Ocean, im N. an Charente-Inférieure, im O. an Dordogne und Lot-et-Garonne, im S. an Landes, hat 9740,32, nach Berechnung des Kriegsministeriums 10726 qkm, (1891) 793528 E. (darunter 10479 Ausländer), d. i. 74 auf 1 qkm und eine Zunahme von 2,28 Proz. seit 1886. G. ist das größte Departement des Landes und zerfällt in die 6 Arrondissements Bazas, Blaye, Bordeaux, Lesparre, Libourne und La Réole mit 49 Kantonen und 553 Gemeinden. Hauptstadt ist Bordeaux.

G. besteht aus dem eigentlichen Guienne oder Bordelais und dem Hauptteil der Landschaft Bazadais. Die Bewässerung geschieht durch die Garonne mit ihren Nebenflüssen, vor allen der Dordogne, und mehrern Küstenflüssen. Der Boden ist im W., wo sich an dem 150 km langen Küstensaum Dünen und Sandsteppen (les Landes de la G.) hinziehen, die jetzt durch Anpflanzungen am Vorschieben ihres Flugsandes verhindert sind, unfruchtbar, der Osten aber erzeugt bei der Milde des Klimas reiche Produkte, insbesondere ausgezeichnete Rot- und Weißweine. (S. Bordeauxweine.) 1891 wurden auf 140262 ha 2,44 Mill. hl, im jährlichen Durchschnitt von 1881 bis 1890 aber 1479583 hl Wein ↔ gebaut. Der Ackerbau liefert besonders Weizen (1891 auf 68881 ha, 871946 hl), Roggen (auf 20926 ha 290035 hl), Hafer (auf 7933 ha 188170 hI), auch Mais, Kartoffeln, vortreffliches Gemüse, Obst und viel Hanf. Die Waldungen bedecken 27000 ha und liefern Holz, Terpentin und Teer. Gezogen wird Rindvieh (1887: 129218 Stück), besonders aber Schafe (210265), auch Schweine (61586) und Pferde (45178), außerdem sind Bienenzucht (13000 Stöcke), Seesalzbereitung und Fischerei, Austernfang und Blutegelzucht von Belang. Das Departement treibt ausgebreiteten Handel, die Industrie erstreckt sich namentlich auf Bau von Handelsschiffen, Bereitung von Nahrungsmitteln für Seefahrer, Fabrikation von Terpentin und Teer, Zucker, Glas, Fayence, Papier, sowie Gerberei, Ziegelbrennerei, Töpferei, Weberei und Spinnerei. Die in den Heiden gelegenen Ortschaften sind arm, während an den Ufern der G., wo üppige Weinhügel sich hinziehen, blühende Städte und Dörfer liegen. Das Departement besitzt 483,9 km Eisenbahnen, 391 km Nationalstraßen, ferner 1 Lyceum und 3 Colleges. – Vgl. Féret, Statistique de la G. (3 Bde. und Supplement, Bordeaux 1874–89); Joanne, Géographie de la G. (Par. 1877); Gabriel, Géographie de la G. (Bordeaux 1882).

Girondisten (frz. Girondins, spr. schirongdäng) wurde in der Französischen Revolution die Partei der gemäßigten Republikaner genannt. Als im Okt. 1791 die Gesetzgebende Versammlung zusammentrat, wählte das Depart. Gironde zu Abgeordneten die Advokaten Vergniaud, Guadet, Gensonné, Grangeneuve und den jungen Kaufmann Ducos, die sämtlich in der Versammlung durch ihr Rednertalent und ihr agitatorisches Auftreten für die republikanische Staatsform großen Einfluß gewannen. Mit ihnen verbanden sich die Partei Brissots und der Anhang Rolands; auch schlossen sich ihnen viele Häupter des Centrums an, wie Condorcet, Fauchet, Barbaroux u. a. Das parlamentarische Übergewicht dieser, als Girondins bezeichneten Abgeordneten richtete sich anfangs gegen die royalistische Politik des Hofs, sodaß der König sich genötigt sah, die Gemäßigtern, Roland, Dumouriez, Clavière, zu Ministern zu wählen (März 1792). So schien der Hof mit der Majorität der Kammer ausgesöhnt. Aber die G., meist noch junge, politisch unerfahrene Leute, wollten die Gewalt nur benutzen, um ihre Macht fester zu begründen. Nachdem sie Österreich und Preußen den Krieg aufgedrängt und ihren Parteigenossen Servan als Kriegsminister durchgesetzt hatten, revolutionierten sie das Land durch eine Reihe von Dekreten gegen den Klerus, durch die Gründung einer republikanischen Zeitung und andere Maßregeln. Der Hauptangriff aber begann mit dem Verratgeschrei gegen das «österreichische Komitee», d. h. die Königin und deren Anhang, setzte sich fort in dem Antrag, das Vaterland in Gefahr zu erklären, in dem Verbannungsdekret gegen die eidverweigernden Priester und dem Beschluß, 20000 Kantonsdeputierte zum Schutz der Hauptstadt zusammenzuziehen. Als der Hof den Zwiespalt im Kabinett zur Verdrängung der girondistischen Mitglieder benutzte, provozierte die Partei den Aufruhr des Pariser Pöbels 20. Juni. Der Aufstand vom 10. Aug., den die G. mit den Jakobinern (s. d.) gemeinsam vorbereitet hatten, machte dem Königtum ein gewaltsames Ende.

Obgleich fortan nominell im Besitz der Regierung, traten die G. jedoch in Wahrheit die Gewalt den