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Jäderbahn – Jaffé
Jäderbahn, norweg. Staatsbahn von Stavanger nach Ekersund (76 km, 1. März 1878 eröffnet).
Jadrin. 1) Kreis im westl. Teil des russ. Gouvernements Kasan, ein erhöhtes, mit tiefen
Schluchten durchfurchtes Land rechts von der Wolga, hat 3279,8 qkm, 141181 E. (Tschuwaschen und nur etwa 5 Proz.
Russen), Acker-, Hopfenbau, Viehzucht, Kleinindustrie. –
2) Kreisstadt im Kreis J., links von der Sura, hat (1890) 2941 E., Post, Telegraph, 4 Kirchen, 2 Schulen; Ackerbau
und Getreidehandel.
Jadwiga, Königin von Polen, s. Hedwig.
Jaen (spr. chaēn). 1) Provinz des Königreichs Spanien, der
nordöstlichste Teil Andalusiens, hat 13480 qkm und (1887) 437842 (221702 männl., 216140 weibl.) E., d. i. 32 auf 1 qkm; 346638 konnten nicht lesen.
Zwischen den Provinzen Ciudad Real im N., Albacete im O., Granada im S. und Cordoba im W. nimmt J. einen Rhombus ein, dessen große Diagonale
von SW. nach NO. gerichtet ist, von der Stadt Alcala Real bis zur Sierra de Alcaraz. Der Guadalquivir durchfließt von O. nach W. die Provinz. Von Baeza
im Centrum breitet sich sein Thal mehr und mehr gegen W. Hin aus. Im übrigen ist J. von Gebirgen durchzogen, welche zum großen Teil von der Sierra
Morena im N., von Alcaraz und Segura im O. ausgehen. J. ist die bleireichste Provinz Spaniens. Berühmt sind insbesondere die Minen von Linares und La
Carolina. Landwirtschaft ist nicht bedeutend; auch die Industrie beschränkt sich auf Verwertung der Bergwerksprodukte. Nur eine Bahnlinie mit zwei
kurzen Abzweigungen durchzieht das Land. J. zerfällt in 13 Gerichtsbezirke. –
2) Hauptstadt (Ciudad) der Provinz J., liegt 92 km östlich von Cordoba in 549 m Höhe links über dem Thale des
Guadalbullon malerisch am nordöstl. Fuße und Abhange des Monte-Jabalcuz, der mit einem, noch jetzt als Festung dienenden maur. Kastell gekrönt ist,
an der Bahnlinie Espeluy-J. (36 km). Die Stadt ist Sitz eines Bischofs, hat (1887) 25706 E., alte, mit Zinnen und Türmen versehene Mauern, steil
ansteigende, aber reinliche Straßen, 12 Pfarrkirchen, Hospitäler, Kasernen, Museum, ein Theater und einen Stierkampfplatz für 8000 Personen. Die
bemerkenswertesten Gebäude sind die Kirche des Nonnenklosters Santa Clara und die im höchsten Teile gelegene Kathedrale, ein im röm. Stil
aufgeführtes Bauwerk des 16. Jahrh., mit großer Marmorpracht.
Jaffa, richtiger Jāfā, Stadt in der türk. Provinz Syrien, auf der felsigen, unmittelbar aus
dem Meer sich erhebenden Küste, hat steinerne Häuser, darunter alte Klöster der Griechen, Armenier und Lateiner, zählt 8–10000 E., meist Moslems, und
ist mit Jerusalem, dessen Hafenort es bildet, durch eine fahrbare Straße, seit 1892 auch durch eine Eisenbahn (s.
Jaffa-Jerusalemer Eisenbahn) verbunden. Berühmt sind die schönen Orangegärten neben der 1869 gegründeten deutschen Kolonie
der Tempelgemeinde. Sehr lebhaft ist der Pilgerverkehr. – J. wird bereits auf ägypt. Inschriften um 2000 v. Chr. unter dem Namen
Ipu mit kanaanit. Bevölkerung erwähnt, assyr. Ja-pu-ú, hebr.
Japho, grch. Joppe oder Jope. Es war
wahrscheinlich ein Kultusort der Fischgottheit Derketo (s. d.) und ist deshalb wohl die Heimat der griech. Sagen von Perseus und
Andromeda. Der Hafen von J. galt als der beste an der südl. Küste Palästinas, obwohl die Einfahrt wegen der zahlreichen Klippen stets gefährlich war,
und befand sich im Altertum ↔ meist in den Händen der Phönizier, deren Holzlieferungen zum Bau des ersten und zweiten jüd. Tempels
über J. nach Jerusalem geschafft wurden. An J., den Hafenplatz für den fernen Westen, knüpft auch die Sage vom Propheten Jonas an. Erst die
Makkabäer eroberten J. für die Juden, denen es dann die Römer nahmen, doch auch zeitweise zurückgaben. Als der Apostel Petrus in J. die Tabea
erweckte und aus dem Hause des Gerbers Simon, das jetzt an mehrern Stellen der Stadt gezeigt wird, nach Cäsarea gerufen wurde (Apostelgesch. 9 fg.),
stand J. unter dem röm. Prokurator der Provinz Judäa. Unter Konstantin d. Gr. wurde J. Bischofssitz. Zur Zeit der Kreuzzüge war es der
Hauptlandungsplatz der Kreuzfahrer und daher viel umstritten, bis es 1268 den Christen endgültig verloren ging. Napoleon Bonaparte eroberte J. 1799
und ließ hier 2000 Arnauten als Meineidige erschießen. Mehemed-Ali von Ägypten nahm J. 1832 ein, aber durch engl. und österr. Hilfe wurde es 1841
den Türken zurückgegeben.
Jaffa-Jerusalemer Eisenbahn, erste Eisenbahn nach Jerusalem, 87 km lang (1,04 m
Spurweite), 31. März 1890 begonnen und 26. Sept. 1892 dem Betriebe übergeben, führt von Jaffa über Lydda und Ramleh nach der württemb.
Templerkolonie bei Jerusalem,in der Nähe des Josaphatthals. Die Linie wurde von einer franz. Gesellschaft für 8500000 Frs. erbaut und für jährlich
600000 Frs. auf 5 Jahre verpachtet. Die Betriebsgesellschaft plant den Bau von Zweiglinien nach Nabulus und Gaza (über Askalon) mit einer
Verlängerung nach El-Arisch zum Anschluß an die ägypt. Eisenbahnen.
Jaffé, Phil., Geschichtsforscher, geb. 17. Febr. 1819 zu Schwersenz bei Posen, studierte zu Berlin Geschichte,
gewann 1843 mit seiner «Geschichte des Deutschen Reichs unter Lothar dem Sachsen» (Berl. 1843) einen von der Berliner philos. Fakultät
ausgeschriebenen Preis und veröffentlichte sodann die «Geschichte des Deutschen Reichs unter Konrad III.» (Hannov. 1845). Großes Verdienst erwarb
sich J. durch sein Werk «Regesta pontificum romanorum ad annum 1198» (Berl. 1851; 2. Aufl., Lpz. 1881–86). Da er
aber als Jude von der akademischen Wirksamkeit in Preußen ausgeschlossen war, studierte er 1850–53 in Berlin und Wien Medizin, wurde jedoch 1854
zum Mitarbeiter der «Monumenta Germaniae historica» berufen; seine Arbeiten für die
«Monumenta», für die er lange in Italien reiste, gehören zu dem Besten, was die philol.-histor. Kritik geleistet hat.
Doch kam J. mit Pertz in Konflikt, sodaß er 1863 aus dieser Stelle schied, nachdem er 1862 zum außerord. Professor der Geschichte an der Berliner
Universität ernannt war. Ein Meisterwerk ist seine «Bibliotheca rerum germanicarum» (6 Bde., Berl. 1864–73).
Schließlich verfiel J. In Schwermut und tötete sich 3. April 1870 zu Wittenberg. Nach seinem Tode veröffentlichte Wattenbach die mit J. bearbeitete
«Ecclesiae metropolitanae Coloniensis codices» (Berl. 1874).
Jaffé, Theod. Jul., Schauspieler, geb. 17. Aug. 1823 in Berlin, gab das Studium der Rechte auf, um
sich der Bühne zuzuwenden. Nachdem er 1842–44 auf dem Liebhabertheater Urania gespielt hatte und im Gesang von Elsler und Kugler in Berlin und
Gentiluomo in Wien ausgebildet worden war, debütierte er 1844 in Troppau. Seine nächsten Engagements (als Sänger und Schauspieler) führten ihn
nach Lübeck, Halle, Magdeburg und Köln.
Anmerkung: Fortgesetzt auf Seite 823.